Kommentar zur Reform an Uni Jena

Die Kraft der Vorbilder

Der Mangel an Grundversorgern gibt die Richtung für eine Veränderung des Medizinstudiums vor: Der ambulante Sektor muss gestärkt werden.

Von Robert Büssow Veröffentlicht:

Die Welt der Medizin-Fakultäten ist eine ganz eigene, mitunter etwas realitätsferne. Freilich lernen die Studenten Medizin auf Topniveau, vor allem Intensivmedizin. Unbestritten wichtig.

Die Uni Jena hat jedoch erkannt, das Studium geht damit zunehmend am Bedarf vorbei.

Der Mangel an Grundversorgerpraxen in ländlichen Regionen Ostdeutschlands gibt die Richtung vor: Der ambulante Sektor muss im Studium eine größere Rolle spielen.

Es geht darum, so früh wie möglichVorurteile abzubauen und die Scheu vor der Niederlassung zu nehmen.

Das Studium ist noch viel zu sehr auf eine Karriere am Krankenhaus ausgerichtet. Die Prüfungen orientieren sich stark am klinischen Alltag, das heißt es werden Krankheitsbilder präsentiert, die zu 90 Prozent Spezialwissen erfordern und in einer Hausarztpraxis nicht vorkommen.

Die Dozenten sind fast ausschließlich an Kliniken tätig, es mangelt an Rollenvorbildern, die vorleben, wie erfüllend die Tätigkeit in der Niederlassung sein kann.

Zu Unrecht wird der ambulante Bereich als Schmalspur-Medizin mitunter belächelt. Denn es ist noch andere Kompetenz gefragt: die Kraft des Wortes und der Empathie.

Das ist die große Kunst des Hausarztes. Diesen Aspektim Studium zu vermitteln, ist zugegeben schwierig.

Die Einführung eines ambulanten Stranges kann dabei helfen, die Studenten zumindest nicht vom Wunsch einer Praxiskarriere abzubringen.

Lesen Sie dazu auch: Reform Uni Jena: Studenten sollen sich früh spezialisieren

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