Die Urin-Analytiker aus dem hessischen Lichtenfels

Mittelständler haben das Potenzial, mit einer innovativen Lösung im Marktgeschehen mitzureden. Das zeigt das Beispiel des Diagnostika-Anbieters Analyticon Biotechnologies aus Lichtenfels.

Veröffentlicht:
Urin-Teststreifen für rund 100 Länder der Welt liefert das nordhessische Unternehmen Analyticon Biotechnologies.

Urin-Teststreifen für rund 100 Länder der Welt liefert das nordhessische Unternehmen Analyticon Biotechnologies.

© sth

LICHTENFELS (coo). Wenn sich das winzige Testfeld für Zucker grün färbt, hat der Patient wahrscheinlich Diabetes. Changiert das Leukozytenfeld ins Violette, weist das auf eine Entzündung der Harnwege hin.

Ausgerechnet im 200-Seelen-Ort Dalwigksthal bei Frankenberg in Nordhessen werden jedes Jahr etwa eine Million Teststreifen für Urin produziert. Verwendet werden sie in Krankenhäusern und Arztpraxen in rund 100 Ländern der Erde. Innerhalb weniger Jahre hat sich das Familienunternehmen Analyticon Biotechnologies AG nach eigenen Angaben zu einem Technologieführer in diesem Segment gemausert. Trotz der Wirtschaftskrise erwartet CEO Wolfgang Meyer in diesem Jahr ein Wachstum von 50 Prozent. Die Zahl der knapp 80 Mitarbeiter soll steigen.

Das Unternehmen mit seinen drei Standorten in Goddelsheim (Logistik), Marienhagen (Reagenzien) und Dalwigksthal platzt inzwischen aus allen Nähten. Analyticon plant nun einen Umzug, um Produktion, Logistik und Vertrieb unter ein Dach zu fassen. Wo der neue Standort entstehen wird, ist noch nicht klar. Sicher ist: Das Unternehmen wird im Raum Frankenberg bleiben. "Damit wollen wir die Weichen für die Zukunft auch räumlich stellen", sagt Meyer.

Grundlage für den Erfolg sei die Qualität der Produkte, so Forschungsleiter Dr. Klaus Langer. Die Teststreifen aus dem malerischen Orketal könnten nämlich nicht nur bis zu elf verschiedene Parameter auf einmal messen, sie seien auch besonders genau.

Besonders stolz zeigt sich das Unternehmen darauf, dass es laut Unternehmensangaben keine falsch negativen Befunde bei den Teststreifen gebe. CEO Meyer: "Der Arzt kann sich auf die Ergebnisse verlassen." Die Ergebnisse der Teststreifen des Unternehmens würden auch dann nicht verfälscht, wenn der Patient vor dem Test Orangensaft getrunken oder eine Tomate gegessen hat. Das über den Urin ausgeschiedene Vitamin C könne in der Regel die Färbung des Glucosefeldes beeinflussen.

Herzstück des Angebots sind die Urin-Teststreifen mit ihren Auswertegeräten. Dazu kommen die Reagenzien, die im nahegelegenen Marienhagen produziert werden. Die flüssigen Tests dienen der klassischen Laboranalyse von Plasma und Serum. Damit werden etwa Leber- und Cholesterinwerte gemessen. Neuerdings bietet Analyticon auch Geräte für die Untersuchung von roten und weißen Blutkörperchen an.

Als die Familie von Dalwigk Analyticon im Jahr 2007 kaufte, war das Unternehmen noch "im Dornröschenschlaf", erzählt Langer. Die Produkte hätten enormes Optimierungspotenzial gehabt. Seitdem hat sich die Firma vor allem bei Vertrieb und Marketing neu ausgerichtet und Mitarbeiter in ganz Europa gewonnen.

Analyticon hat mit dem vermeintlichen Standortnachteil in der Waldeck-Frankenberger Provinz durchaus gute Erfahrungen gemacht. Die Immobilien - eine ehemalige Pension mit Blick auf Burg Dalwigksthal und ein früheres Landschulheim in Marienhagen - waren günstig zu haben. Zudem biete der regionale Arbeitsmarkt treue und verhältnismäßig kostengünstige Arbeitnehmer.

Das Unternehmen hat im Laufe der Jahre Spitzenkräfte aus ganz Deutschland angelockt. CEO Meyer zum Beispiel lebt eigentlich mit seiner Familie in Freiburg. Doch der Aufbau des Unternehmens reizte den in vielen Diagnostikunternehmen erfahrenen Wirtschaftswissenschaftler dazu, nach Dalwigksthal zu pendeln. Von Stockholm aus agiert der Schwede Tomas Blomquist, der neue Kunden in etablierten diagnostischen Unternehmen gewann. 2009 wurde eine strategische Partnerschaft mit dem japanischen Technologie-Konzern Furuno geschlossen, um ganze Diagnostiksysteme liefern zu können. Meyer: "Wir haben uns neu am Weltmarkt positioniert."

Branche:
Sitz:
Aktuelle Geschäftszahlen:
Mitarbeiter:
Historie:
Website:(coo)
Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Landessozialgericht Stuttgart.

Dauerkopfschmerzen kein Beleg für COVID-Impfschaden

EU-Pharma Agenda: Impulse für die Arzneimittelversorgung in Deutschland

Arzneimittelversorgung in der EU: Status und Ausblick aus Sicht der GKV

Kooperation | Eine Kooperation von: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Vor der Ferienzeit

Beratungsfall Reisemedizin: Worauf es im Patentengespräch ankommt

Lesetipps
Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus