Bertelsmann Stiftung
Düstere Lohn-Prognose für Beschäftigte in Gesundheitsberufen
Die Gesundheitsberufe zählen bei der künftigen Lohnentwicklung nicht zu den Gewinnerbranchen, stellt eine Studie fest.
Veröffentlicht:Berlin. Ausgerechnet die Menschen in den Gesundheits- und Sozialberufen sowie im Einzelhandel drohen bei der Gehaltsentwicklung ins Hintertreffen zu geraten. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die die Bertelsmann Stiftung am Dienstag vorgestellt hat.
Der zufolge dürften die durchschnittlichen Bruttojahresverdienste im Gesundheits- und Sozialwesen im Jahr 2025 um 4400 Euro unterhalb des durchschnittlichen Jahresverdienstes liegen, die des Einzelhandels sogar um rund 10.000 Euro heißt es in der Untersuchung der Basler Prognos AG, die die Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegeben hat.
Die Durchschnittseinkommen wiederum werden demnach im Jahr 2025 bei 33.800 Euro im Jahr liegen und damit 3300 Euro höher als im Jahr 2017.
Zusammenhalt ist endliche Ressource
Dass die „Corona-Helden“ in naher Zukunft bei den Löhnen abgehängt werden könnten, nahm die Fraktions-Chefin der Grünen im Bundestag Katrin Göring-Eckardt aufs Korn: „Die Solidarität und der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft sind keine unendlichen Ressourcen“, sagte sie. Die politische Reaktion auf diese Krise müsse daher mehr sein als Unternehmenshilfen und Impfkonzepte.
Die Bundesregierung solle mehr für eine bessere Finanzierung des Gesundheitssystems, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und bessere Gehälter für Supermarktbeschäftigte tun, zumal wenn dort die Gewinne historische Höhen erreichten. Es sei ein zentrales Versprechen von Union und SPD gewesen, dass Löhne in systemrelevanten Bereichen steigen müssten, betonte die Fraktionsvorsitzende.
Ausweislich der Untersuchung drohen den unteren Einkommensgruppen sogar reale Einkommensverluste. In diesem Bereich werde das verfügbare Einkommen um etwa zwei Prozent sinken „Die geringe Inflation frisst die noch geringeren Lohnzuwächse auf“, sagte der Bertelsmann-Experte Dr. Thorben Stühmeier am Dienstag.
Betroffen sind in diesen Branchen vor allem Alleinerziehende. Sie arbeiten ausweislich der Untersuchung im Durchschnitt drei Stunden weniger als der Durchschnitt aller Erwerbstätigen, wenn sie nicht ohnehin in Teilzeit beschäftigt sind.
Lohn- und Produktivitätswachstum hängen zusammen
Die arbeitsintensiven Tätigkeiten im Gesundheitswesen lassen sich schwerlich automatisieren. Das Lohnwachstum in den einzelnen Branchen hängt aber mit deren Produktivitätswachstum zusammen. Deshalb werde das Wachstum der Arbeitsproduktivität in Gesundheits- und Pflegeberufen nur etwa halb so hoch ausfallen wie das im verarbeitenden Gewerbe und in der Chemie- und Elektroindustrie, rechnet Bertelsmann vor.
Produktivität steigerndes Potenzial sehen die Experten gleichwohl auch dort. In den Blick genommen werden sollte die Digitalisierung wiederkehrender Abläufe sowie der Dokumentation. Davon könnten die Beschäftigten profitieren. (af)