Bertelsmann Stiftung

Düstere Lohn-Prognose für Beschäftigte in Gesundheitsberufen

Die Gesundheitsberufe zählen bei der künftigen Lohnentwicklung nicht zu den Gewinnerbranchen, stellt eine Studie fest.

Von Florian Staeck Veröffentlicht:
Ausweislich der Analyse der Bertelsmann Stiftung drohen den unteren Einkommensgruppen in den Gesundheitsberufen sogar reale Einkommensverluste.

Ausweislich der Analyse der Bertelsmann Stiftung drohen den unteren Einkommensgruppen in den Gesundheitsberufen sogar reale Einkommensverluste.

© Sabine Naumann / stock.adobe.com

Berlin. Ausgerechnet die Menschen in den Gesundheits- und Sozialberufen sowie im Einzelhandel drohen bei der Gehaltsentwicklung ins Hintertreffen zu geraten. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die die Bertelsmann Stiftung am Dienstag vorgestellt hat.

Der zufolge dürften die durchschnittlichen Bruttojahresverdienste im Gesundheits- und Sozialwesen im Jahr 2025 um 4400 Euro unterhalb des durchschnittlichen Jahresverdienstes liegen, die des Einzelhandels sogar um rund 10.000 Euro heißt es in der Untersuchung der Basler Prognos AG, die die Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegeben hat.

Die Durchschnittseinkommen wiederum werden demnach im Jahr 2025 bei 33.800 Euro im Jahr liegen und damit 3300 Euro höher als im Jahr 2017.

Zusammenhalt ist endliche Ressource

Dass die „Corona-Helden“ in naher Zukunft bei den Löhnen abgehängt werden könnten, nahm die Fraktions-Chefin der Grünen im Bundestag Katrin Göring-Eckardt aufs Korn: „Die Solidarität und der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft sind keine unendlichen Ressourcen“, sagte sie. Die politische Reaktion auf diese Krise müsse daher mehr sein als Unternehmenshilfen und Impfkonzepte.

Die Bundesregierung solle mehr für eine bessere Finanzierung des Gesundheitssystems, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und bessere Gehälter für Supermarktbeschäftigte tun, zumal wenn dort die Gewinne historische Höhen erreichten. Es sei ein zentrales Versprechen von Union und SPD gewesen, dass Löhne in systemrelevanten Bereichen steigen müssten, betonte die Fraktionsvorsitzende.

Ausweislich der Untersuchung drohen den unteren Einkommensgruppen sogar reale Einkommensverluste. In diesem Bereich werde das verfügbare Einkommen um etwa zwei Prozent sinken „Die geringe Inflation frisst die noch geringeren Lohnzuwächse auf“, sagte der Bertelsmann-Experte Dr. Thorben Stühmeier am Dienstag.

Betroffen sind in diesen Branchen vor allem Alleinerziehende. Sie arbeiten ausweislich der Untersuchung im Durchschnitt drei Stunden weniger als der Durchschnitt aller Erwerbstätigen, wenn sie nicht ohnehin in Teilzeit beschäftigt sind.

Lohn- und Produktivitätswachstum hängen zusammen

Die arbeitsintensiven Tätigkeiten im Gesundheitswesen lassen sich schwerlich automatisieren. Das Lohnwachstum in den einzelnen Branchen hängt aber mit deren Produktivitätswachstum zusammen. Deshalb werde das Wachstum der Arbeitsproduktivität in Gesundheits- und Pflegeberufen nur etwa halb so hoch ausfallen wie das im verarbeitenden Gewerbe und in der Chemie- und Elektroindustrie, rechnet Bertelsmann vor.

Produktivität steigerndes Potenzial sehen die Experten gleichwohl auch dort. In den Blick genommen werden sollte die Digitalisierung wiederkehrender Abläufe sowie der Dokumentation. Davon könnten die Beschäftigten profitieren. (af)

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System