Jour Fixe Lieferengpässe

„Entscheidende Schritte“ gegen Lieferengpässe

Klinikapotheken und Arzneimittelhersteller sollen vertraglich für mehr Planungssicherheit sorgen, um Lieferengpässen vorzubeugen.

Von Christoph Winnat Veröffentlicht:
Damit der Nachschub rollt, sollen sich Kliniken auch eigens für sie beim Hersteller angelegte Vorräte etwas kosten lassen.

Damit der Nachschub rollt, sollen sich Kliniken auch eigens für sie beim Hersteller angelegte Vorräte etwas kosten lassen.

© kadmy / iStock / Thinkstock

Bonn. Lieferengpässe bei stationär besonders versorgungsrelevanten Arzneimitteln sind seit Jahren immer wieder ein Thema. Jetzt hat das regelmäßig zu Lieferengpässen stattfindende Branchentreffen („Jour Fixe“) beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Empfehlungen erarbeitet, um das Problem zu entschärfen. Der Pharmaverband Pro Generika, der zu den Teilnehmern des Branchentreffens zählt, qualifiziert in einer Mitteilung am Mittwoch die Empfehlungen als „entscheidende Schritte gegen Lieferengpässe“.

In der Hauptsache geht es demnach darum, in den Lieferverträgen zwischen Pharmaunternehmen und Krankenhäusern mehr Kalkulations- und Planungssicherheit für beide Seiten zu verankern. So sollen unter anderem

  • Hersteller eine Abnahmegarantie erhalten. Vertraglich vereinbarte Mengen würden dann auch tatsächlich abgenommen, so Pro Generika.
  • Zudem sollten Lieferverträge für mindestens 12 Monate sowie mit sechsmonatigem Vorlauf geschlossen werden. Die Hersteller hätten damit ausreichend Planungssicherheit sowohl hinsichtlich der Produktion als auch des Aufbaus einer robusten Lieferkette, heißt es weiter.
  • Außerdem sollen besondere Vorkehrungen des Herstellers zur Sicherung seiner Lieferfähigkeit – beispielsweise produkt- oder kundenspezifische Vorratshaltung, mehrere Wirkstofflieferanten – auch in den Preisvereinbarungen – berücksichtigt werden.

Die Empfehlungen sollen vor allem für Wirkstoffe mit besonders kritischem Bedarf gelten, die in ihrem Anwendungsgebiet alternativlos sind, binnen 24 Stunden benötigt werden oder aufgrund deren Mangels sich die Prognose eines Patienten verschlechtert. Verbindlich für Kliniken und Pharmaunternehmen sind die Empfehlungen jedoch nicht. Deren Akzeptanz unter den Marktteilnehmern werden laut BfArM „regelmäßig im Jour Fixe überprüft“, ebenso wie die Empfehlungen selbst „dahingehend, ob sie zu einer Verbesserung der Situation beitragen oder angepasst werden sollten“.

Beispiele für Arzneimittelengpässe in der stationären Versorgung jüngeren Datums, berichtet Gloria von Schorlemer, Mitglied der Pro-Generika-Geschäftsleitung, ließen sich vor allem bei Krebsmitteln und Antiinfektiva finden. So etwa habe es lange Zeit Probleme mit dem Nachschub des Zytostatikums Melphalan gegeben, für das es zeitweilig nur einen Anbieter gab und das zudem auch noch schwierig zu produzieren ist.

Auch der Leukämie-Wirkstoff Cytarabin sei zeitweise von Krankenhausapotheken nicht zu bekommen gewesen. Anfang dieses Jahres sorgten Ausfälle des in der Geburtsmedizin wichtigen Hormons Oxytocin für Aufsehen. Gleich zwei große Anbieter hatten Lieferprobleme. Laut BfArM ist dieser Engpass inzwischen wieder behoben. Ebenfalls behoben war nach Auskunft Schorlemers Ende vorigen Jahres der Ausfall der Antibiotika-Kombi Piperacillin/Tazobactam gegen schwere Infektionen. Grund für den Engpass war eine Explosion in einem Werk des chinesischen Wirkstoffherstellers Quilu, die sich im Oktober 2016 ereignet hatte.

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