Privatkliniken

Familiäre Atmosphäre für alle

Privatkliniken sind nicht nur für Privat- sondern auch für GKV-Patienten wichtig, sagt Dr. Rainer Saffar. Der Chef des Verbands operativ tätiger Privatkliniken erklärt im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung", warum.

Anke ThomasVon Anke Thomas Veröffentlicht:
Die meisten Ärzte in Privatkliniken haben eine Kassenzulassung.

Die meisten Ärzte in Privatkliniken haben eine Kassenzulassung.

© Stephan Morrosch / stock.adobe

GUNDELFINGEN. Dass in einer privaten Klinik ausschließlich Privatpatienten behandelt werden, ist ein "Trugschluss", sagt Dr. Rainer Saffar, Vorsitzender des Verbandes operativ tätiger Privatkliniken in Deutschland (VOP e.V.)

Zwar werden solche Kliniken privatwirtschaftlich geführt, stellt Saffar klar, dennoch gibt es neben Privatpatienten auch eine nicht unerhebliche Anzahl gesetzlich krankenversicherter Patienten, die diese Einrichtungen und deren Leistungsangebote in Anspruch nehmen.

In den VOP-Kliniken sind in der Regel Ärzte tätig, erklärt Anästhesist Saffar, die auch über eine Kassenzulassung verfügen. Diese Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen nutzen meist die Medizintechnik, die Räumlichkeiten, die Betten und das Personal der jeweiligen Klinik und führen als Belegärzte Operationen durch oder sind als niedergelassene Operateure selbst Betreiber der Privatklinik.

Medizinische Innovationen

Zu den Privatpatienten zählen auch Selbstzahler, die sich zum Beispiel einem ästhetischen Eingriff unterziehen. Dazu gehören etwa Patientinnen, die eine Brustverkleinerung wünschen, um körperliche Beschwerden an der Wirbelsäule abzustellen, führt Saffar aus.

Es gibt aber auch Patienten, die sich für medizinische Innovationen entscheiden, die bis dahin vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) noch nicht als Leistung der Gesetzlichen Krankenkasse verhandelt wurden oder noch nicht Bestandteil des GKV-Leistungskataloges sind.

Aber auch viele GKV-Patienten profitieren von dem Angebot der Kliniken zum Beispiel über Selektivverträge, die mit einzelnen Krankenkassen geschlossen werden. Je nach Privatklinik ist das Leistungsangebot natürlich unterschiedlich und abhängig von den örtlichen Gegebenheiten und Strukturen.

Ob Privat- oder GKV-Patient: Die Behandlung in den privaten Kliniken, die eben auch über Betten verfügen, habe viele Vorteile, so Saffar. In der Regel ist dem Patienten der Arzt, der ihn operiert, bereits bekannt. Der Operateur auf der anderen Seite kennt den Patienten und dessen Krankengeschichte ebenfalls bestens.

In den privaten Kliniken, die über moderne Techniken verfügen sowie die gleichen Hygieneanforderungen und Standards wie andere Krankenhäuser erfüllen muss, erwartet den Patienten ein kleines Team von Ärzten, MFA, Pflegern oder Krankenschwestern, die eng zusammenarbeiten und sich auf kurzem Wege abstimmen können.

Eine Schwester für vier Patienten

Auch versprechen Privatkliniken deutlich mehr menschliche Zuwendung, wie schon alleine am Personalschlüssel belegbar ist. In der von Saffar geführten Klinik am Tor in Emmendingen beispielsweise steht eine Nachtschwester vier Patienten zur Verfügung. In großen Kliniken hingegen gibt es oft nur eine Schwester, die für 20 oder oft noch mehr Patienten zuständig sei, so Saffar. Jährlich werden in der Klinik am Tor im Schnitt rund 3000 ambulante und stationäre Operationen durchgeführt.

Privatkliniken tragen dazu bei, die wohnortnahe, medizinische Versorgung zu gewährleisten, sagt Saffar. Das gilt umso mehr, als in vielen Krankenhäusern immer mehr Betten abgebaut werden, da sich die Infrastruktur eines großen Hauses mit breitem Angebot wirtschaftlich oft nicht mehr rechnet.

Das haben auch die Operateure der VOP Kliniken frühzeitig erkannt und arbeiten mit einem hohen Spezialisierungsgrad innerhalb ihrer Fachgruppe, erläutert Saffar. Viele Orthopäden beschäftigen sich operativ nicht mit dem gesamten Bewegungsapparat, sondern sind zum Beispiel nur auf Knie- oder Schulteroperationen ausgerichtet.

Der VOP, der auch am Tag der Privatmedizin teilnimmt, vertritt die Interessen operativ tätiger deutscher Praxis- und Privatkliniken, die über eine staatliche Konzession nach § 30 Gewerbeordnung verfügen und nicht nach §108 SGB V zugelassen sind. Knapp 45 Kliniken in Deutschland sind Mitglied im VOP.

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