Zi zu COVID-19 und E-Health

Fernbetreuung von Patienten boomt in der Corona-Pandemie

Der Boom bei Videosprechstunden und telefonischen Beratungen durch die Pandemie hat auch bei abflauender erster Welle angehalten. Auch Psychotherapeuten nutzen Videosprechstunde stärker als vor der Pandemie.

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Kräftige Steigerungen bei der Anzahl erbrachter Videosprechstunde meldet das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung.

Kräftige Steigerungen bei der Anzahl erbrachter Videosprechstunde meldet das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung.

© Monika Skolimowska / dpa

Berlin. Von fast null auf 1,2 Millionen in wenigen Monaten: Aktuelle Zahlen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zur Entwicklung der Zahlen zu Videosprechstunden und telefonischen Beratungen durch Vertragsärzte zeigen deutlich, wie schnell die Praxen auf die Anforderung reagiert haben, nach Möglichkeit Präsenzkontakte zu vermeiden, um das Risiko, sich mit COVID-19 anzustecken, zu reduzieren.

Demnach wurden vom 4. März bis zum 30. Juni dieses Jahres insgesamt 1.239.734 Videosprechstunden abgehalten – im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es dagegen lediglich 583, so das Zi.

Der große Schub hatte nach den Zi-Zahlen Anfang März begonnen – in der ersten Märzwoche mit 1420 Videokontakten und in der vierten Märzwoche bereits 108.356. Im April (1.-28. April) waren es dann sogar mehr als 450.000 durchgeführte Videosprechstunden, die dann mit Abflauen der ersten Pandemie-Welle im Juni (27. Mai bis 30. Juni) wieder auf gut 250.000 zurückgingen.

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Telefonberatungen plus 87 Prozent

Noch stärker genutzt als die Videosprechstunde wurden nach den Zahlen des Zi telefonische Beratungen. Im Zeitraum vom 4. März bis zum 30. Juni seien insgesamt 3.082.275 ausschließlich telefonische Beratungen durchgeführt worden – also ohne direkten Arzt-Patienten-Kontakt.

Im selben Vorjahreszeitraum waren es noch 1.646.505 telefonische Beratungen weniger gewesen, es gab also ein Plus von 87 Prozent im Vorjahresvergleich. Auch hier kam es laut Zi nach den Spitzenmonaten im März und April mit mehr als 900.000 telefonischen Beratungen zu einer Abschwächung um rund ein Drittel im Mai und Juni, allerdings immer noch 200.000 Beratungen im Monat über dem Niveau von 2019.

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Durch die Einführung der telefonischen Beratung nach den Positionen 01433 und 01434 als Zuschläge zur Versicherten-/Grundpauschale beziehungsweise zur GOP 01435 seien im zweiten Quartal insgesamt weitere 446.867 Stunden für telefonische Beratungen zustande gekommen. Beide Leistungen sind zum 2. November jetzt wieder in den EBM aufgenommen worden.

„Zusammen genommen konnten telefonische Beratung und in geringerem Umfang die Videosprechstunde in der hausärztlichen Versorgung nahezu den Rückgang der persönlichen Arzt-Patientenkontakte kompensieren“, kommentiert Zi-Vorstandsvorsitzender Dr. Dominik Graf von Stillfried die Zahlen. Diese Optionen ergänzten die Infektsprechstunde als ein „wichtiges Instrument des Pandemiemanagements und des Schutzes von Risikopatienten in der Pandemie“. Auch in der zweiten Welle erwartet von Stillfried wieder einen „deutlichen Anstieg“ der Fernbetreuungszahlen.

Ergänzung zur Infektsprechstunde

Den deutlich erhöhten Stellenwert der Videosprechstunde dokumentiert auch eine Online-Umfrage der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), an der rund 3500 Psychotherapeuten beteiligt haben. Demnach können sich 88,5 Prozent der Psychotherapeuten vorstellen, auch nach Ende der Pandemie Videobehandlungen durchzuführen. Allerdings will dies die Hälfte nicht mehr so häufig tun, wie während der Corona-Pandemie. Videobehandlungen seien „eine Ergänzung, aber kein Ersatz für Behandlungen im unmittelbaren Kontakt“, so BPtK-Präsident Dr. Dietrich Munz laut Pressemitteilung.

Gut 91 Prozent der Therapeuten, die jetzt Videobehandlungen anbieten, hatten dies vor der Pandemie nicht getan. Die meisten Umfrageteilnehmer (56,8 Prozent) hätten in diesem Zeitraum Präsenz- und Videobehandlungen kombiniert. 41,1 Prozent hätten zeitweise ausschließlich Videobehandlungen durchgeführt.

Laut Umfrage war eine schlechte Internet-Verbindung das größte Hindernis bei Videosprechstunden – 40 Prozent der Teilnehmer auf dem Land und 25 Prozent in der Stadt klagten über Verbindungsprobleme. Die Kammer fordert, Videobehandlungen müssten regional verankert werden, damit Menschen in Krisen kurzfristig ihren Therapeuten in der Praxis aufsuchen können. (ger)

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