Kommentar zum Corona-Digitalisierungs-Boom

Infrastruktur wird zur Telemedizin-Bremse

Telemedizin per Telefon oder Video hat sich im ersten Halbjahr geradezu sprunghaft entwickelt. Doch die Netz-Infrastruktur erweist sich als limitierender Faktor.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

Gewaltige Steigerungen bei der Videosprechstunde, aber das Telefon bleibt in der Fernbetreuung doch noch das am häufigsten gewählte Mittel. Aktuelle Zahlen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland belegen zweierlei: Zum einen haben die Kassenärzte und -psychotherapeuten in der Pandemie sehr schnell und flexibel auf die Anforderungen reagiert, Patienten möglichst kontaktarm, aber doch persönlich zu betreuen.

Eine sehr gute Ergänzung zur räumlich oder zeitlich abgetrennten Infektsprechstunde, die viele Praxisinhaber eingeführt oder ausgebaut haben, wie das Zi zu Recht kommentiert.

Lesen sie auch

Eine Umfrage unter Psychotherapeuten zeigt zudem, dass sich auch die zuvor alles andere als online-affinen Therapeuten keineswegs verweigert haben. Schnell umgesetzte EBM-Änderungen haben ihren Anteil an dieser Entwicklung. Insofern ist es gut, dass die Ausnahmeregelungen zur Videosprechstunde und die Telefon-GOP 01433 und 01434 im November wieder scharf geschaltet wurden.

Zum anderen wird einmal mehr deutlich, dass Deutschland eben nicht nur im Gesundheitswesen bei der Digitalisierung hinterherhinkt. Die Infrastruktur für Internet-Anwendungen ist und bleibt ein limitierender Faktor auch für Ärzte und Therapeuten, die mit mobilen Lösungen oder Online-Angeboten auf ein lückenloses Funknetz und eine gute Online-Anbindung angewiesen sind.

40 Prozent der Psychotherapeuten auf dem Land und 25 Prozent in der Stadt klagen laut Umfrage der Bundespsychotherapeutenkammer über wackelige Internet-Verbindungen bei Videosprechstunden.

Um bundesweit von den Möglichkeiten der Telemedizin ohne Einschränkungen profitieren zu können, ist es daher höchste Zeit, die Lücken der Netze zu schließen. Denn gerade auf dem Land werden telemedizinische Anwendungen angesichts immer größerer Versorgungslücken schon sehr bald zu einem wichtigen Standbein der Versorgung werden – auch noch nach Ende der Pandemie.

Schreiben Sie dem Autor: hauke.gerlof@springer.com

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Projekt des Innovationsfonds

Praxen in NRW werden zur ePA befragt

Glosse

Großer Bruder, kleine Uhren

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

© Paolese / stock.adobe.com (Model mit Symbolcharakter)

Neuer Therapieansatz bei erektiler Dysfunktion

Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Kranus Health GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren