Fresenius: Neue Wachstumsziele, Dialyse wieder auf Kurs

Fresenius steuert stramm auf die 50-Milliarden-Euro- Umsatzmarke zu. Ein Wachstumstreiber ist das mittlerweile auch ausländische Klinikgeschäft.

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Haben gut Lachen: Fresenius-Vorstandsvorsitzender Stephan Sturm (l.) und FMC-Chef Rice Powell können einmal mehr Rekordzahlen melden.

Haben gut Lachen: Fresenius-Vorstandsvorsitzender Stephan Sturm (l.) und FMC-Chef Rice Powell können einmal mehr Rekordzahlen melden.

© Fresenius

BAD HOMBURG. Der Healthcare-Konzern Fresenius hat sich neue, anspruchsvolle Mittelfrist-Ziele gesetzt. Bis 2020 soll der Gruppenumsatz um jährlich rund neun Prozent auf dann 43 bis 47 Milliarden Euro zulegen. Der Gewinn nach Steuern soll im selben Zeitraum um im Schnitt zehn Prozent pro anno steigen und 2020 zwischen 2,4 und 2,7 Milliarden Euro erreichen. Das kündigte Vorstandschef Stephan Sturm bei der Bekanntgabe der Jahresbilanz 2016 am Mittwoch in Bad Homburg an. Zum Vergleich: 2016, dem sowohl nach Erlösen als auch Überschuss 13. Rekordjahr in Folge, brachte es Fresenius auf 29 Milliarden Euro Umsatz (plus fünf Prozent) und knapp 1,6 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern und Fremdanteilen (+12 Prozent).

Motiviert seien die neuen Wachstumsziele nicht zuletzt durch die Übernahme der spanischen Klinikkette Quirónsalud, die bis dato größte Akquisition der Firmengeschichte. Der Deal sei inzwischen auch kartellrechtlich abgeschlossen, die Quirónsalud-Erlöse würden seit Februar im Konzern konsolidiert, heißt es. Durch den Zukauf avanciert Fresenius‘ Kliniksparte Helios hinter der Dialyse-Tochter FMC zur zweitgrößten Konzerneinheit. Bisher hielt diesen Platz die Sparte Kabi (Spezialernährung und Flüssiggenerika).

Dritter Markt in einigen Jahren

Rund 2,5 Milliarden Euro, so Sturm, werde Quirónsalud dieses Jahr zu den Helios-Einnahmen voraussichtlich beitragen, die sich damit – einschließlich drei bis fünf Prozent geplanten organischen Wachstums – auf 8,6 Milliarden Euro addieren sollen.

Für Sturm ist die jüngste Großakquise nur der erste Schritt zur internationalen Expansion im Klinikgeschäft. Allerdings sei mit dem Einstieg in einen nach Deutschland und Spanien dritten, vorzugsweise europäischen Markt wohl "nicht vor 2019, 2020 zu rechnen". Wo die Reise hingehen soll, will er noch nicht verraten. Als Kriterien der Länderauswahl nennt Sturm etwa Pro-Kopf-Einkommen, gesundheitspolitische Stabilität oder auch Kostenerstattungssysteme, in denen private Klinikbetreiber nicht benachteiligt werden.

Bei aller Suche nach Investitionsgelegenheiten im Ausland sollen die inländischen Helios-Standorte aber nicht vernachlässigt werden. Sturm: "Wir wollen uns als Qualitätsführer im deutschen Klinikmarkt etablieren und werden hier auch weiterhin investieren". 2016 seien über 350 Millionen Euro für Erneuerung und Modernisierung hiesiger Häuser ausgegeben worden. Mittelfristige Wachstumsimpulse gebe es für Helios im Heimatmarkt etwa durch weitere Klinik-Zukäufe aber auch durch Telemedizin und Digitalisierung. Beispielsweise arbeitet Helios derzeit an einem Portal ("Hello"), über das Patienten sämtliche Formalitäten vor einem stationären Aufenthalt online erledigen oder Zugriff auf ihre Behandlungsunterlagen nehmen können. "Wir hoffen, das im Jahresverlauf scharf schalten zu können", so der Fresenius-Chef.

Nach Ertragsschwächen in den Vorjahren konnte die Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) 2016 mit zweistelligem Gewinnplus glänzen. Besonders gut entwickelte sich FMC in Nordamerika, wo zwei Umsatz-Drittel erwirtschaftet werden: Hier stieg die Anzahl der Dialysebehandlungen um drei Prozent, während sich die durchschnittlichen Einnahmen pro Behandlung um fünf auf 351 Dollar erhöhten. Insgesamt verbesserte sich der FMC-Umsatz um sieben Prozent auf 18 Milliarden Dollar. Der Betriebsgewinn (EBIT) nahm um 13 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar zu, der Überschuss nach Fremdanteilen um 21 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar.

Keine Angst vor Trump

Von den protektionistischen und gesundheitspolitischen Drohgebärden des neuen US-Präsidenten zeigt man sich in Bad Homburg unbeeindruckt. "Wir produzieren da, wo wir verkaufen", erklärt Vorstandschef Stephan Sturm. Insofern gebe es für Fresenius auch keine Exportrisiken.

Für Rice Powell, CEO von Fresenius Medical Care, ist momentan noch nicht abzusehen, ob und welche Einschnitte Präsident Trump an der Gesundheitsreform seines Vorgängers vorzunehmen gedenkt. Im übrigen kursierten in Senat und Repräsentantenhaus wieder eigene Vorstellungen. Man beobachte die Lage sehr genau, so Powell. Allerdings sei nur ein kleiner Teil der FMC-Patienten über "Obamacare" versichert. (cw)

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