Abrechnung

Hausärzte verlieren auch bei Chroniker-Zuschlägen

Nicht nur bei den Gesprächsleistungen ist der Leistungsbedarf von Hausärzten niedriger als erwartet - sondern auch bei den Chroniker-Zuschlägen. Der Hausärzteverband macht die KBV für "das EBM-Desaster" verantwortlich.

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Die Hausärzte haben weniger Punkte mit Chroniker-Zuschlägen abgerechnet.

Die Hausärzte haben weniger Punkte mit Chroniker-Zuschlägen abgerechnet.

© Gina Sanders / fotolia.com

BERLIN. Der Leistungsbedarf für die Erbringung der Chroniker-Zuschläge ist in den meisten Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) im 4. Quartal 2013 im Vergleich zum 4. Quartal 2012 deutlich zurückgegangen.

Das geht aus Zahlen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor, die der "Ärzte Zeitung" vorliegen. Erst vor kurzem hatten wir berichtet, dass Hausärzte beim Leistungsbedarf für das problemorientierte Gespräch die Budgets in den meisten KVen nicht ausgeschöpft hatten.

Demnach ist der Rückgang in den KVen Niedersachsen und Berlin mit minus 14,6 beziehungsweise minus 14,3 Prozent am stärksten ausgefallen.

In Hessen ging der Leistungsbedarf für die EBM-Nrn. 03220 und 03221 um 12,3 Prozent zurück, in Rheinland-Pfalz um 11,8 und in Bayern um 10,8 Prozent. Am geringsten fiel das Minus in den KVen Westfalen-Lippe (-4,5 Prozent), Nordrhein (-5,3 Prozent) und Brandenburg (-5,5 Prozent) aus.

Bei der Interpretation der Werte ist zu bedenken, dass die neuen Chronikerzuschläge nicht deckungsgleich mit dem alten Chronikerzuschlag nach EBM-Nr. 03212 sind, der zum Beispiel immer zwei Arzt-Patienten-Kontakte als Voraussetzung hatte.

Weigeldt: "Verkehrte Welt!"

Der Deutsche Hausärzteverband lastet nach einer Mitteilung vom Mittwoch die negativen Ergebnisse der EBM-Reform der KBV an. Wie aus dem Verband verlautete, habe es in den vergangenen Wochen aus der KBV Stimmen gegeben, die Rückgänge bei der Abrechnung darauf zurückführten, dass die Hausärzte ihre Spielräume nicht ausschöpften.

"Mit dieser Schuldzuweisung versucht die KBV, von ihrem kompletten Versagen bei den von ihr selbst initiierten EBM-Änderungen abzulenken", so Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes. Es sei eine "verkehrte Welt", wenn der EBM nicht die hausärztlichen Tätigkeiten zur Abrechnung abbilde, sondern die Hausärzte ihre Arbeit nach dem EBM richten sollten.

Die KBV sei von hausärztlichen Vertretern in der KBV und dem Deutschen Hausärzteverband vor den Folgen dieses EBM gewarnt worden, heißt es weiter in der Mitteilung. "Die fatalen Ergebnisse sind aktuell zu besichtigen", so Weigeldt.

Aggregierte Zahlen zur Honorarentwicklung im ersten Quartal, differenziert nach Fachgruppen, sind bisher allerdings noch nicht veröffentlicht worden.

"Neues EBM-Desaster"

Noch Schlimmeres sei zu befürchten, wenn die sogenannte zweite Stufe der EBM-Reform für Hausärzte ab 2015 umgesetzt werden soll, heißt es weiter vom Verband.

Diesen zweiten Reformschritt hatte die Delegiertenversammlung des Deutschen Hausärzteverbandes auf ihrer Frühjahrstagung mit großer Mehrheit abgelehnt und gefordert, zunächst die Ungereimtheiten und Fehler des EBM zu beseitigen.

Der Verband spricht angesichts der ersten Ergebnisse zum Hausarzt-EBM bereits von einem „neuen EBM-Desaster“ für die Hausärzte. Ausweg, eine bessere Honorierung zu bekommen und eine Stärkung des Hausarztberufes zu erreichen, sei die KBV-unabhängige hausarztzentrierte Versorgung. (ger)

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