Praxisberater

Hausarztverträge lohnen sich

Hausärzte sollten die Chance nutzen, ihre Einnahmen durch die Teilnahme an den Hausarztverträgen zu erhöhen, sagt Praxisberater Heinz Welling. Er hat auch noch weitere Tipps für mehr Erfolg.

Von Katrin Berkenkopf Veröffentlicht:
Überschaubare Abrechnungsmodalitäten wie hier das baden-württembergische Pauschalen-Modell machen Hausarztverträge auch verwaltungsseitig attraktiv.

Überschaubare Abrechnungsmodalitäten wie hier das baden-württembergische Pauschalen-Modell machen Hausarztverträge auch verwaltungsseitig attraktiv.

© Stephan Thomaier

RATINGEN. Hausärzte sollten die Chance, ihre Einnahmen durch die Teilnahme an den Hausarztverträgen des Deutschen Hausärzteverbands zu erhöhen, unbedingt nutzen. Das riet Praxisberater Heinz Welling von HCC Better Care beim jüngsten Hausärztlichen Unternehmerworkshop von UCB in Ratingen.

Die Verträge zur hausarztzentrierten Versorgung nach Paragraf 73b SGB V erhalten von Welling fast ausnahmslos gute Noten. Besonders lobte er die Verträge von TK und IKK. Dem noch jungen GWQ-Vertrag der Betriebskrankenkassen bescheinigte er dagegen "miserable Chroniker-Regelungen". Er käme zudem nur für wenige Ärzte in Betracht, die überhaupt die erforderliche Menge in Frage kommender Patienten behandeln.

Hausarztverträge lohnen sich wegen der höheren Fallwerte

Die Hausarztverträge lohnen sich vor allem aufgrund der höheren Fallwerte, selbst wenn dann keine Versichertenpauschale mehr von der KV kassiert werden kann, erklärte Welling. Ein Problem könnte allerdings noch darin lauern, dass die Arzneimittel-Verordnungen weiterhin über die KVen laufen. Die Praxis dürfte damit über den Richtgrößen liegen.

"Dieses Problem ist noch nicht gelöst. Die KVen können da im Moment aber nichts machen." Grundsätzlich werden die KVen über die Zahl der Patienten einer Praxis, die in einen Hausarzt-Vertrag eingeschrieben sind, informiert.

Sorgen machen sich einige Ärzte darüber, was passiert, wenn einzelne oder gar sämtliche Hausarztverträge im Zuge weiterer Reformen wieder verschwinden und die Anzahl ihrer Patienten in der Regelversorgung damit sprunghaft steigt. Hier drohe aber in der Regel keine Gefahr, meint Welling. Die Praxisinhaber könnten dann "besonderen Versorgungsbedarf" geltend machen.

Ärzte sollten sich bemühen, vor allem junge Leute zur Teilnahme an Hausarzt-Verträgen zu motivieren, meint Welling. Argumente dafür könnten etwa die reibungslosere Vermittlung von Facharztterminen sein und die Übernahme von Laborkosten bei Vorsorgeuntersuchungen.

Mit dem Labor gute Pauschalen aushandeln

Tatsächlich sind Impfungen und Standard-Laborleistungen in den Pauschalen der Hausarzt-Verträge enthalten, werden also nicht zusätzlich vergütet. Meist könne der Arzt aber wiederum mit seinem Labor gute Pauschalen aushandeln.

Dringend legte Welling den Hausärzten ans Herz, auf Kodier-Qualität zu achten. "Das Thema Kodierung ist bei Hausarztverträgen extrem wichtig". Das gelte freilich ebenso für den Kollektivvertrag. Wegen schlechter Kodierung werde noch viel zu viel Geld liegen gelassen. Der Berater verwies auf drastische Beispiele älteren Datums.

So habe eine Untersuchung in vier KV-Bezirken für die Jahre 2004 bis 2009 fast 12.000 Mal Pest, Cholera und Co. kodiert ergeben. Diese Krankheiten wurden im fraglichen Zeitraum aber nur sechs Mal an das RKI gemeldet. Vermutlich handelte es sich um falsch kodierte Impfungen.

Praxisinhaber müssten ihre Einnahmen nicht nur stets im Blick haben, sondern auch planen, so Welling. Dabei gehe es um "Patienten-Steuerung statt zufälliger Leistungs-Inanspruchnahme". Dazu zählten Planzahlen für Selbstzahler-Leistungen ebenso wie eine stets aktuelle Liste von Patienten über 70 Jahren, um die geriatrische Betreuung zu optimieren.

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