Sanitätshäuser & Co
Hilfsmittelbranche weist Forderung nach Meldepflicht für Mehrkostenmotive zurück
Bei einem Fünftel aller Hilfsmittelversorgungen zahlen Kassenpatienten aus eigener Tasche zu, weil sie sich mit dem medizinisch Notwendigen nicht begnügen wollen. Die Kassen vermuten, dass dies nicht immer aus völlig freien Stücken geschieht.
Veröffentlicht:Berlin. Das Bündnis „Wir versorgen Deutschland“ (WvD), eine Gruppierung der Hilfsmittelerbringer, kritisiert den GKV-Spitzenverband für dessen Forderung nach einer gesetzlichen Meldepflicht der Motive mehrkostenbehafteter Hilfsmittelversorgungen.
Der Kassenverband hatte anlässlich der Veröffentlichung seines 6. „Mehrkostenberichts Mitte August „mehr Transparenz über die Gründe von Mehrkosten“ angemahnt. Erst wenn den Kostenträgern bekannt sei, warum Versicherte sich Medizintechnik zusätzlich etwas kosten ließen, sei es möglich, sie „noch besser vor ungerechtfertigten Mehrkosten zu schützen“, so die Begründung.
Quote unverändert
Die neueste Aufzahlungsstatistik rechtfertigt nach Ansicht des WvD-Bündnisses jedoch keineswegs, die „ohnehin überbordende Bürokratie in der Hilfsmittelversorgung“ noch weiter aufzublähen. „Der GKV-Spitzenverband selbst stellt in seinem Bericht fest“, heißt es, „dass – wie in den Vorjahren – 80 Prozent der Hilfsmittelversorgungen ohne Mehrkosten erfolgen und die Quote damit seit Jahren nahezu unverändert ist.“
Angesichts dessen und der Tatsache, dass mit 61 Prozent das Gros der Mehrkosten wie gehabt auf Hörhilfen entfällt, erschienen zusätzliche Beratungs- und Dokumentationspflichten zulasten der Sanitätshäuser – für die das Bündnis vor allem spricht – „völlig abwegig“.
Für 2023 meldet der GKV-Spitzenverband bundesweit rund 6,6 Millionen Fälle (Vorjahr: 6,3 Millionen), in denen Patienten zu einem auf Kasse verordneten Hilfsmittel „aus Gründen der Ästhetik oder des Komforts“ privat zugebuttert haben. Das seien etwa 20 Prozent aller Versorgungsfälle mit Hilfsmitteln gewesen.
Im Schnitt 149 Euro draufgelegt
Diese Mehrkosten summierten sich auf rund 982,3 Millionen Euro (Vorjahr: 886,8 Millionen). Im Schnitt habe damit zuletzt jeder aufzahlende Kassenpatient 149 Euro (+5,0 Prozent zu 2022) aus eigener Tasche draufgelegt.
Wie der GKV-Spitzenverband betont, fielen hohe Mehrkosten im jüngsten Berichtsjahr außer für Hörgeräte etwa auch für orthopädische Einlagen an; hier gingen demnach rund 55 Prozent aller Versorgungen mit Mehrkosten (in Summe 98,8 Millionen Euro) einher. Während Mehrkosten „in anderen Teilmärkten der Hilfsmittelversorgung, wie der Rehatechnik, der medizintechnischen Versorgung und im Homecare-Bereich, insgesamt eine eher geringe Rolle spielen“. (cw)