Arzneimittelpolitik

IKK: Rabattverträge nicht ursächlich für Lieferengpässe

Der IKK-Verband wirft Herstellern und Politik vor, Lieferengpässe zu instrumentalisieren, um die Vertragsautonomie der Kassen im Arzneimitteleinkauf zu beschneiden.

Veröffentlicht:
Was sind die Ursachen für Arzneimittelengpässe? Jedenfalls nicht die Rabattverträge, sind die Kassen überzeugt.

Was sind die Ursachen für Arzneimittelengpässe? Jedenfalls nicht die Rabattverträge, sind die Kassen überzeugt.

© Sergiy Artsaba / Zoonar / picture alliance

Berlin. Die Innungskrankenkassen fordern mehr Sachlichkeit in der Diskussion um Arzneimittelengpässe. Lieferprobleme hätten mannigfaltige Ursachen, so Hans-Jürgen Müller, Vorstandsvorsitzender des IKK-Dachverbands. „Der isolierte Verweis auf Rabattverträge“, heißt es in einer Stellungnahme am Dienstag, sei „irreführend“.

Müller nimmt damit unter anderem Bezug auf die vielfach von Herstellerverbänden erhobene Forderung, Rabattpartnerschaften nicht exklusiv, sondern mit mehreren Anbietern einzugehen, um die Marktversorgung besser abzusichern. Mit gleicher Zielsetzung plant Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Modifikationen am Rabattvertrags-System. Danach sollen für wichtige Kinderarzneimittel in Zukunft gar keine Rabattverträge mehr abgeschlossen werden dürfen sowie für Zytostatika und Antibiotika mindestens ein zweiter, in der EU verankerter Anbieter als Lieferant zum Zuge kommen.

Hersteller sollen besser über Nachschub informieren

Der IKK-Chef verweist dagegen auf die Tatsache, dass Engpässe derzeit auch versorgungskritische und nicht austauschbare Wirkstoffe der Krankenhausversorgung beträfen – und sogar freiverkäufliche Medikamente. In beiden Fällen spielten Rabattverträge der Kassen jedoch gar nicht mit hinein. Müller: „Die aktuelle Situation der Lieferengpässe wird auf einer ganz anderen Ebene instrumentalisiert, um die andauernden Eingriffe in die bestehenden Selbstverwaltungsstrukturen fortzusetzen.“

Lesen sie auch

Von Berlin fordert Hans Peter Wollseifer, alternierend gleichfalls Vorstandsvorsitzender des IKK e.V., für mehr Transparenz im pharmazeutischen Markt zu sorgen. Etwa indem den Herstellern umfassendere Informationspflichten auferlegt und „ein Frühwarnsystem für Lieferengpässe“ eingerichtet würde. „Darüber hinaus müssen neue Bevorratungsrichtlinien eingeführt und Strafzahlungen bei Nicht-Lieferfähigkeit konsequent umgesetzt werden“, so Wollseifer weiter. Auch eine „Rückverlagerung der Arzneimittelherstellung nach Europa sowie eine Diversifizierung von Produktionsstätten“ fände die Zustimmung der Innungskrankenkassen. Wie das konkret aussehen soll, wird in der Stellungnahme allerdings nicht näher ausgeführt. (cw)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Zentrale EU-Zulassung

EMA-Ausschuss spricht sieben positive Empfehlungen aus

Erweiterte Verordnungsmöglichkeiten

Anwalt: Das sind die rechtlichen Konsequenzen des Statine-Beschlusses

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Der Empfang der Gynäkologen-Praxis in Gütersloh: Vor allem die starke Patientinnenbindung überzeugte am Ende das MVZ, das die Praxis erwarb.

© Andreas Peters

Praxismanagement

Privatpraxis abzugeben? Das lässt sich regeln!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Finanzdienstleister MLP
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Daktyloskopische Nebenwirkungen

Wenn die Krebstherapie die „Identität“ verändert

Lesetipps
Betritt unbekanntes Terrain: CDU-Politikerin und designierte Bundesministerin für Gesundheit Nina Warken.

© Bernd Weißbrod/dpa

Update

Überraschende Personalie

Eine Juristin wird Gesundheitsministerin: Das ist Nina Warken

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung