Ionenstrahlen nicht an der Rendite messen

Ionenstrahl-Therapie gilt als erfolgversprechende Behandlungsmethode bei bestimmten Krebserkrankungen. Die Kosten sind allerdings enorm. Die Heidelberger Uniklinik hält dennoch an dem Projekt fest.

Veröffentlicht:

HEIDELBERG (dpa). Für manche schwer Krebskranke ist das Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum (HIT) die letzte Hoffnung. Die kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg, Irmtraut Gürkan, hat daher auch wenig Verständnis dafür, neue komplexe Behandlungsmethoden an der Rendite zu messen.

"Die Strahlentherapie-Anlage muss sich wirtschaftlich natürlich tragen, große Renditen sollte man aber nicht erwarten. Im Fokus stehen bei uns die Behandlung kranker Menschen und die Forschung", sagte Gürkan im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Die Rhön-Klinikum AG als Betreiberin des Universitätsklinikums Gießen/Marburg und das Uniklinikum Kiel hatten sich vor wenigen Monaten aus dem Aufbau und Betrieb von Ionenstrahl-Therapieanlagen verabschiedet.

Der Grund: Die Anlagen ließen sich nicht wirtschaftlich betreiben. "Man sollte am Anfang nicht zu ehrgeizig sein und keine hohe Profitabilität erwarten", sagte Gürkan.

Heidelberger Anlage wirtschaftlich

Trotz der gigantischen Kosten - allein die Anschaffung des Bestrahlungsgeräts schlägt mit 119 Millionen Euro zu Buche - trägt sich die Anlage in Heidelberg wirtschaftlich.

"Investitions- und laufende Kosten sind durch die Erträge aus der Behandlung gedeckt", sagte Gürkan. Rund 20 000 Euro kostet die Therapie, bei der Patienten mit seltenen oder schwer zu operierenden Tumoren über einen Teilchenbeschleuniger mit Protonen oder Schwerionen mehrmals bestrahlt werden.

Das umliegende gesunde Gewebe wird dabei nicht beschädigt. Die Kosten für die Therapie tragen die gesetzlichen Krankenkassen.

Das HIT ist derzeit die einzige kombinierte Protonen- und Schwerionenanlage in Deutschland. Rund 600 Patienten wurden seit Inbetriebnahme im November 2009 in Heidelberg bisher behandelt. Ab 2013/2014 werde bei voller Auslastung mit 1300 Patienten jährlich gerechnet, sagte Gürkan.

Vergleichsweise hohe Stromkosten

Die Hälfte des Anschaffungspreises für die Heidelberger Anlage übernahm der Bund. Den Rest trägt das Uniklinikum und nahm dafür erstmals einen Kredit auf, wie Gürkan berichtete.

Hinzu kommen die laufenden Kosten für die rund 70 Mitarbeiter sowie insbesondere für Strom. Der Verbrauch der Anlage, die sieben Tage die Woche rund um die Uhr läuft, entspricht in etwa dem einer Stadt mit 10 000 Einwohnern.

"Etwa eine Million Euro hat das HIT 2011 für Energie einschließlich Heizkosten ausgegeben", sagte Gürkan

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an