Umwandlung in Gesundheitszentren

KBV-Chef Gassen zur Klinikreform: Keine Vorhaltekosten „für Betten, die niemand braucht“

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung warnt davor, dass die Krankenhausreform scheitern könnte. Die Ambulantisierung müsse gestärkt werden. Die jüngste Vereinbarung von Bund und Ländern sieht KBV-Chef Gassen nur als ersten Aufschlag.

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Sieht bei den Plänen zur Klinikreform noch erheblichen Verbesserungsbedarf: KBV-Chef Dr. Andreas Gassen.

Sieht bei den Plänen zur Klinikreform noch erheblichen Verbesserungsbedarf: KBV-Chef Dr. Andreas Gassen.

© Frederic Kern / Geisler-Fotopres

Berlin. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung warnt vor einem Scheitern der geplanten Krankenhausreform und fordern eine bessere Vernetzung von Kliniken und Praxen. „Wenn die Ambulantisierung durch Einbindung der Praxen nicht gestärkt wird und die Auswahl der richtigen Kliniken nicht klug und strategisch koordiniert wird, dann wird diese Reform scheitern“, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). In Deutschland gebe es weiterhin „absurd viele“ stationäre Eingriffe, konstatierte Gassen. „Noch immer werden viel zu viele Behandlungen stationär erbracht und Versichertengelder verschleudert.“

„Eigentliche Arbeit steht noch aus“

Es sei auch keine Lösung, Häusern, die keine relevanten Patientenzahlen mehr versorgen, Vorhaltekosten zu erstatten „für Betten, die niemand braucht“, sagte Gassen weiter. Auch da müsse bei den Reformplänen „erheblich“ nachgebessert werden. Die jüngste Vereinbarung von Bund und Ländern sieht der KBV-Chef nur als einen ersten Aufschlag. „Die eigentliche Arbeit steht noch aus.“

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Gassen forderte, Häuser mit 40, 50 oder 100 Betten und geringer Auslastung „sollten geschlossen oder da, wo es sinnvoll ist, in Gesundheitszentren umgewandelt werden“. Dort können Praxen angesiedelt werden, die nicht jeden Tag von früh bis spät besetzt sind, wo aber an festgelegten Tagen Hausärzte und Fachärzte Patienten versorgen.

Bund und Länder hatten sich zu Wochenbeginn auf Eckpunkte für die Klinikreform verständigt. Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) will nun über den Sommer einen Gesetzentwurf dazu erarbeiten. In Kraft treten soll die Reform Anfang 2024.

Erhebliche Kritik an den Plänen gibt es unter anderem aus Bayern, aber auch von Verbänden. (dpa)

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Kommentare
Hans Christoph 17.07.202312:00 Uhr

KBV-Chef Gassen zur Klinikreform : KEINE Vorhaltekosten " für Betten , die niemand braucht " aha
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solche Absolutaussagen sind kontraproduktiv. Zähnefletschen, ohne aktuell über Realitäten und Entwicklungen
überhaupt Kenntnis zu haben ist wenig vertrauenserweckend gerade für einen KBV -Chef.
Hat Herr Gassen schon von G-BA Beschluss drei Fallgruppen für Begleitung von pflegebedürftigen Menschen lt.
Krankenhausbegleitungs-Richtlinie des G-BA gehört ?? Wir können gerne nachhelfen...
Scio ut no scio...

PRO Senioren PAKT

Dr. Andreas Rahn 16.07.202312:14 Uhr

Man kann Strukturen in Gesundheitssystemen verschiedener Länder nur eingeschränkt vergleichen. Insofern kann man nicht sagen, dass es in Deutschland zu viele Krankenhausbetten gibt, weil in anderen Ländern vergleichsweise weniger vorhanden sind. Das ist in etwa so als wenn man sagen würde: Äpfel schmecken besser als Birnen: das ist rein subjektiv.
Wir sollten auch nicht vergessen, dass die "vielen Krankenhausbetten in Deutschland" ihren Beitrag daran hatten, dass wir durch die Pandemie gekommen sind ohne Zustände wie in Italien oder New York.
Als Hausarzt versorge ich jetzt bereits Patienten, z.B. im Alter über 80 Jahre, die nach 6-7 Tagen nach einer OP bei Schenkelhalsfraktur aus dem Krankenhaus entlassen werden - ohne Entlassmanagment und auch ohne Prüfung von Reha-Bedarf und -Indikation. Sollte es so nicht geben, ist aber an der Tagesordnung (jederzeit beweisbar).
Man sollte keine weitere Verlagerung von Arbeit aus dem stationären Sektor in den ambulanten Bereich befördern, ohne dass geklärt ist, wie die Arbeit geleistet werden soll.

Hans Christoph antwortete am 17.07.202311:36 Uhr

Hallo Herr Dr.med.Rahn , vielen Dank für den Beitrag. Wir haben insoweit amerikanische Verhältnisse.
Stetig erreichen uns vom PRO Senioren PAKT solche Hiobsbotschaften aus ganz Deutschland.
Die Aufnahme von älteren Patienten wird zunehmend, unter fadenscheinigen Gründen kategorisch abgelehnt. Ab/ seit
1. Juli 2023 allerdings ist es rundum möglich pflegebedürftige Patienten, zusammen mit pflegenden Person, in`s Krankenhaus aufzunehmen... Damit wird dem katastrophalen Personalmangel ,aber auch dem Scheinargument entgegengewirkt .. es sei für Pflegebedürftige KEIN Personal greifbar.
Alleine schon aus diesem Grunde sind Forderungen auf massiven Bettenabbau total unsinniges Geschwätz... eben von
Funktionären die KEINE Ahnung von den Realitäten haben, aber unbedingt mit Palavern wollen...
NICHT palavern, sondern analysieren, und an Realitäten die beste Versorgung für die Patienten organisieren...

PRO Senioren PAKT

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