Infotag am Campus

KBV geht auf Hausarzt-Fang

Mit einem Infotag hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung am Donnerstag auf einem Campus der Berliner Charité für die Niederlassung - und dabei vor allem um künftige Hausärzte - geworben.

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BERLIN. „Das Fach Allgemeinmedizin hat es eigentlich gar nicht nötig, dass man Studenten dort hineinschubsen muss“, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen, selbst niedergelassener Orthopäde, Rheumatologe Und Unfallchirurg.

Er sei davon überzeugt, dass sich auch ohne staatliche Zwangseingriffe ausreichend viele Allgemeinmediziner finden ließen, um die Versorgung auch in Zukunft sicherzustellen. „Hausarzt zu sein ist eine interessante Spielwiese der medizinischen Berufsausübung“, sagte Gassen.

Der Charme der Allgemeinmedizin

Die Allgemeinmedizin habe den Charme, sehr nah am Patienten zu sein. Hausärzte begleiteten ihre Patienten oft sehr lange. Das gebe es in kaum einem anderen Fach. Dass die junge Medizinergeneration auf eine alternde Bevölkerung trifft, strich Professor Dr. Adelheid Kuhlmey heraus.

Kuhlmey ist Prodekanin für Studium und Lehre der Charité. Es sei gutes Recht jeder praktizierenden Ärztegeneration, die nach dem Studium 40 Jahre in der Versorgung tätig sei, sowohl in der Hochleistungsmedizin als auch in der Basisversorgung gut ausgebildet zu sein.

„Ich hoffe, dass wir mit dem reformierten Studium beide Seiten bedienen können“, sagte Kuhlmey. Heutige Medizinstudenten müssten wissen, dass sie in einer sich altersmäßig wandelnden Bevölkerung praktizieren müssten. Es sei denn, sie würden Pädiater.

Kuhlmey wies darauf hin, dass sich durchaus auch schon im Studium Akzente für die Hausarztmedizin setzen ließen. Das müsse nicht zwangsläufig nur der Weiterbildung vorbehalten bleiben.

Der niedergelassene Arzt genießt heute mehr Freiheiten als früher. Er kann angestellt arbeiten, in Berufausübungs- und Praxisgemeinschaft oder ganz klassisch als „Einzelkämpfer“.

Keine Angst vor Regressen

Darauf wies Branko Tebar, Leiter der Abteilung Versorgungsstrukturen der KBV hin. Angst vor Regressen müsse der Arzt heutzutage nicht mehr haben. „Sie müssen schon sehr beratungsresistent sein, um tatsächlich in die Verlegenheit zu geraten, in Regress genommen zu werden“, sagte Tebar.

Der Gesetzgeber hat versucht mit der Regel „Beratung vor Regress“ diesem vermeintlichen Niederlassungshindernis die Spitze zu nehmen. Ganz umsonst muss heutzutage auch der Allgemeinmediziner in Studium oder Weiterbildung vor Ort nicht arbeiten.

Für eine Famulatur werden zwischen 150 bis 500 Euro vergütet, für den ambulanten Weiterbildungsabschnitt kann der Student mit rund 3500 bis 3750 Euro im Monat rechnen. Zwischen 80 bis 100 Studenten nahmen über den Tag verteilt am Aktionstag der KBV teil. Ein Sprecher der KBV zeigte sich zufrieden mit der Resonanz.

Die teilnehmenden niedergelassenen Ärzte hätten viele intensive Gespräche geführt. Die Kassenärztlichen Vereinigungen werben bundesweit bei Studenten für die Niederlassung. Vergangene Woche gab es bereits Aktionen an allen 37 medizinischen Fakultäten. (af)

Mehr zur KBV-Nachwuchskampagne gibt es unter www.lass-dich-nieder.de.

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