Trotz 54 Euro Fallwert

Keine Freude bei den Pädiatern

Für 2011 errechnete die KBV für die Pädiater einen durchschnittlichen Fallwert von 54 Euro. Und auch bei den Umsatzzahlen geht es in der Fachgruppe stetig bergauf. Doch nicht alle Ärzte spüren das.

Raimund SchmidVon Raimund Schmid Veröffentlicht:
Schon mal ein Fall.

Schon mal ein Fall.

© Klaus Rose / Bildjournalist

BAD ORB. Höchst unterschiedlich, teilweise im Zickzackkurs, haben sich die Fallwerte und Fallzahlen in den vergangenen fünf Jahren bei den Kinder- und Jugendärzten entwickelt.

Auf den Umsatz, der seit 2005 in Ost und West stetig anwächst, haben sich diese Schwankungen aber kaum negativ ausgewirkt. Die Fallwerte der Kinder- und Jugendärzte sind vom 1. Quartal 2007 bis zum 4. Quartal 2011 durchschnittlich um neun Euro gestiegen. Allerdings nicht gleichförmig. Das gilt auch für die Fallzahlen.

Dies sind einige der wesentlichen Trends, die Dr. Roland Ulmer beim Kongress des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) im hessischen Bad Orb präsentiert hat.

Bei den Fallzahlen zeigt sich nach der Statistik des BVKJ ein spürbarer Abwärtstrend. So sind diese von Anfang 2007 bis Ende 2011 von 4246 auf 4107 gesunken. Besonders negativ schlägt dies in den westlichen Bundesländern zu Buche.

Lagen die Fallzahlen 2007 dort noch bei 4380, so waren es Ende 2011 nur noch 4158. Dieser Rückgang um 222 Behandlungsfälle wird von der Statistik der KBV allerdings noch getoppt.

Sinkende Geburtenrate

Nach dortiger Zählung ist in vier Jahren die Fallzahl um 251 (von 4157 im Jahr 2008 auf 3906 Fälle in 2011) geschrumpft. Diesen Schrumpfungsprozess führt Ulmer primär auf die seit Jahren sinkenden Geburtenraten in Deutschland zurück.

Dieser Faktor wirkt sich natürlich bei den Pädiatern im Vergleich zu anderen Arztgruppen zunächst am stärksten aus. Und im Westen offenbar stärker als im Osten. Im Westen konnten die Kinder- und Jugendärzte noch mit gut 550 Fällen mehr pro Jahr und Praxis rechnen als ihre Kollegen im Osten.

2011 ist dieser Vorsprung auf rund 200 Fälle pro Jahr (4158 im Westen, 3951 im Osten) geschmolzen.

Wohl auch deshalb, weil sich in den neuen Ländern in den vergangenen zehn Jahren größere Praxiseinheiten mit mehr Patienten etablieren konnten, als dies in den ersten zehn Jahren nach der Wende mit den damals noch üblichen vielen kleinen Praxen der Fall gewesen ist.

Einige Pädiater schwimmen je nach Region in manchen Quartalen aber dennoch gewaltig gegen den Trend: ein Vergleich der Fallzahlenveränderung zwischen dem 4. Quartal 2011 und dem 4. Quartal 2010 belegt dies deutlich.

So sind in diesem Zeitraum die Fallzahlen bei den Pädiatern in Hamburg um 13 Prozent gestiegen, in Hessen dagegen um 13,4 Prozent geschmolzen. Auch in den östlichen Bundesländern ist der Trend nicht einheitlich.

So lagen etwa in Sachsen Ende 2011 die Fallzahlen um vier Prozent höher als Ende 2010, in Thüringen dagegen um drei Prozent niedriger.

Trösten können sich die Pädiater aber mit der Entwicklung ihrer Fallwerte. Lag der durchschnittliche Fallwert 2005 noch bei 43,75 Euro, ist er bis Ende 2011 auf 52,74 Euro hochgeschnellt.

Die KBV hat für 2011 sogar einen Fallwert von fast 54 Euro (53,93) errechnet. Trotz dieses eindeutigen Trends sind aber auch hier die Schwankungen extrem.

So lag in den alten Bundesländern der Honorarumsatz je Fall und Quartal im 1. Quartal 2010 um fast neun Euro höher als ein Quartal zuvor. Im 2. Quartal 2010 sank er dann wieder deutlich ab.

Annäherung von Ost und West

In den neuen Ländern durften sich die Pädiater im 2. Quartal 2011 über einen um fast vier Euro höheren Fallwert freuen als noch im 1. Quartal. Im 4. Quartal 2011 ging der Fallwert im Osten dann aber auch wieder zurück.

Insgesamt, so Ulmer, dürften aber die Pädiater in Ost und West mit der Entwicklung ihrer Fallwerte zufrieden sein, zumal die Werte zwischen Ost und West Ende 2011 mit gut 52 Euro pro Fall fast gleich hoch sind.

In Sachen Praxisumsatz weist die BVJK-Statistik für 2011 pro Pädiater einen Jahresdurchschnittswert von 215.300 Euro aus (2008: 192.000 Euro), die KBV von 210.600. Seit 2005 (181.500 Euro) steigt damit der Umsatz stetig an.

Und auch die Unterschiede zwischen Ost und West werden kleiner. Lag die Umsatzdifferenz 2005 noch bei 35.000 Euro zugunsten der Kinder- und Jugendärzte im Westen, beträgt diese Differenz 2011 nur noch gut 13.000 Euro (219.000 versus 206.000 Euro).

Blenden lassen sollte sich aber von diesen Zahlen niemand, warnt Ulmer. Von den durchschnittlichen Gesamteinnahmen (GKV und PKV) eines Pädiaters in 2008 von 255.000 Euro blieb nach Abzug der Praxiskosten ein Jahresüberschuss von rund 130.000 Euro und nach Abzug aller weiteren persönlichen Kosten und der Steuern ein verfügbares Nettoeinkommen von gerade einmal knapp 5100 Euro pro Monat übrig.

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