Nordrheinischer Hausärztetag

Knappheit an MFA verschärft sich

Beim Nordrheinischen Hausärztetag in Essen zeigte sich, dass auch bei den MFA der Altersdurchschnitt steige und viele aufgrund von besseren Gehaltsaussichten in die Pflege wechselten. Auch für die neue hausärztliche Genossenschaft sei die Verfügbarkeit von MFA das Nadelöhr.

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Gibt es bald einen Mangel an MFA?

Gibt es bald einen Mangel an MFA?

© Robert Kneschke / stock.adobe.com

Essen. Die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung mit einer überalterten Ärzteschaft und einem Mangel an Fachpersonal gehören zu den Herausforderungen, die Allgemeinmediziner derzeit stark umtreiben. Das wurde bei einer Diskussionsrunde beim Nordrheinischen Hausärztetag in Essen deutlich.

Die Knappheit an Medizinischen Fachangestellten (MFA) werde durch eine zunehmende Wettbewerbsverzerrung verschärft, kritisierte Hannelore König, Präsidentin des Verbands der medizinischen Fachberufe.

Es sei positiv, dass der Pflegebereich von erheblichen tariflichen Verbesserungen der vergangenen Jahre profitiere und sich NRW als Vorreiter bei der Reformierung der Krankenhauslandschaft erweise. „Bei den MFA ist in den vergangenen Jahren aber gar nichts passiert“, monierte sie. Auch in ihren Reihen steige der Altersschnitt der Beschäftigten rapide. „Hier kriegen wir die nächste große Mangelsituation.“

Kliniken locken mit attraktiver Vergütung

Viele MFA wanderten aufgrund besserer Gehaltsaussichten in die Pflege ab oder wechselten zu Kliniken, die ebenfalls mit attraktiver Vergütung locken, berichtete König. „MFA werden dort zur Hälfte gegenfinanziert oder sogar vollständig, wenn sie als Pflegehilfskräfte arbeiten“, sagte sie. „Und das machen die Kliniken ausgesprochen gerne.“ Für diese Schieflage sei das Bundesland aufgrund seiner Zuständigkeit für den Krankenhaus-Bereich mitverantwortlich, findet sie.

Sie vermisse das Handeln der Länder, erklärte König. „Ich warte auf die Einladung, dass auch wir am Tisch mit beraten dürfen, wie es in der ambulanten Versorgung weitergeht.“ Es sei ein großes Problem, wenn NRW zwar über einen starken stationären Sektor verfüge, aber der ambulante Sektor, in dem die Versorgung der Menschen zum weitaus größeren Teil stattfinde, wegbreche.

Eine „Kannibalisierung“ im MFA-Bereich sieht auch Dr. Manfred Imbert, stellvertretender Vorsitzender von HV plus. Die hausärztliche Genossenschaft betreibt seit April ein MVZ in Velbert und ab Juli ein weiteres im Rhein-Sieg-Kreis. HV plus will weitere genossenschaftliche MVZ gründen, die Verfügbarkeit der MFA erweise sich aber als Nadelöhr. „Wir könnten mehr Ärzte anstellen, scheitern aber daran, dass wir keine MFA bekommen“, berichtete Imbert. Nicht selten versuchten Headhunter der Krankenhäuser, sie nach ihrer Prüfung mit attraktiven Angeboten wegzulocken.

Immer mehr Ärzte bevorzugen zunächst eine angestellte Tätigkeit

Insgesamt zeigte sich Imbert mit dem Start von HV plus zufrieden. Das genossenschaftliche MVZ-Modell sei eine gelungene Antwort auf die Frage, wie man die zunehmende Zahl an Kollegen, die angestellt oder in Teilzeit arbeiten wollen, in der hausärztlichen Versorgung halten oder dafür gewinnen kann. Auch reguläre Praxen könnten zwar theoretisch Ärzte anstellen, hätten aber oft gar keine ausreichenden finanziellen Möglichkeiten, entsprechende Gehälter zu zahlen, berichtete er.

Für junge angestellte Ärztinnen und Ärzte bestehe die Möglichkeit, die Praxis zu übernehmen, sobald sich die Lebenssituation ändert – etwa wenn die Kinder größer sind. Immer mehr Mediziner, die sich in der Phase der Familiengründung befinden, bevorzugten zunächst eine angestellte Tätigkeit, häufig in Teilzeit, berichtete Elke Cremer, Aufsichtsratschefin von HV plus. In dem zweiten MVZ, das im Juli an den Start gehen soll, gehen zwei Praxen auf, die zum Jahresende geschlossen hätten. Ihre Inhaber seien 78 und 79 Jahre alt und suchten seit mehr als zehn Jahren Nachfolger. Die in den Praxen bislang angestellt tätigen Ärztinnen trauten sich die Übernahme wiederum noch nicht zu. „Das Team kann zunächst so weiterarbeiten, nur die Trägerstruktur verändert sich“, erläuterte Cremer. (bel)

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