COVID-19-Diagnostik

Labore arbeiten bei Corona-Tests „am Anschlag“

Kräfteraubende COVID-19-Diagnostik: Die Mitarbeiter und Maschinen in den Laboren sind nahe der Überlastung, beklagt der Anbieterverband ALM e.V. Die Auslastung betrage bundesweit 89 Prozent.

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Zu viele Labortests auf SARS-CoV-2? Mensch und Material kommen in der Corona-Pandemie an Grenzen.

Zu viele Labortests auf SARS-CoV-2? Mensch und Material kommen in der Corona-Pandemie an Grenzen.

© picture alliance/dpa/CTK

Berlin. Die Wartezeiten auf die Ergebnisse von PCR-Tests sind in der vergangenen Woche angesichts weiter steigender Testzahlen offenbar deutlich gestiegen. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Verbands der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM e.V.) hervor.

Demnach waren am Montagmorgen bei den an der Statistik teilnehmenden 162 Laboren weitaus mehr Proben aus der Vorwoche noch ohne Befund als eine Woche zuvor: Laut ALM waren 68.231 Proben noch überfällig (+228 Prozent).

Dynamische Entwicklung der Pandemie

Der Verband weist seit Wochen auf die dynamische Entwicklung der Pandemie hin: Auch in der aktuellen Datenerhebung der SARS-CoV-2-Tests sei die Positivrate der vorgenommenen Tests wieder deutlich gewachsen. Bei einer im Vergleich zur Vorwoche um 12 Prozent höheren Anzahl an PCR-Tests (1.235.321 PCR-Tests) stieg die Positivrate von 3,7 Prozent in der Vorwoche auf 5,7 Prozent in der KW 42. Insgesamt seien dies 70.106 positive Testergebnisse gewesen (Vorwoche 40.278).

Wie der ALM-Vorstand Dr. Michael Müller betont, arbeiten die fachärztlichen Labore „am Anschlag“. Die Auslastung von bundesweit mittlerweile 89 Prozent sei ein Ausdruck der Überlastung, so Müller weiter.

Sowohl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch Maschinen stünden seit Wochen unter extremer Dauerbelastung. „Wir bitten darum, dass die nationale Teststrategie Kapazitäten und Tests wieder ins Gleichgewicht bringt“, so die nachdrückliche Forderung des ALM e.V..

ALM: Anlasslose Tests für Reiserückkehrer nicht zielführend

Eine Wiederholung von anlasslosen Tests für Reiserückkehrer dürfe es keinesfalls noch einmal geben. Hier seien Materialien verbraucht worden, die nun fehlen, gerade erst habe die Menge der Pipettenspitzen Sorge bereitet, Hersteller hätten weltweit nur noch eine sehr kurze Reichweite für Lieferungen.

Für die Mitarbeiter der Labore stelle sich nach Monaten der Hochleistung „das Gefühl ein, gegen einen Berg zu arbeiten, der nicht kleiner wird“, so Müller weiter. Evangelos Kotsopoulos vom ALM e.V. erläuterte: „Wir sind ein einer anderen Phase als am Anfang der Pandemie. Damals brach die klassische Diagnostik ein und setzte Kapazitäten frei.

Nun sei die Regeldiagnostik wieder annähernd auf Normalniveau und die SARS-CoV-2-Diagnostik bleibe auf dem extrem belastenden Niveau. Der Markt an qualifizierten Mitarbeitern sei weltweit leer gefegt, durch die hohe Belastung fielen jedoch immer mehr Mitarbeiter aus, ob durch Überlastung, eigene Ansteckung oder andere Ursachen.

Antigentests noch keine Entlastung

Wie ALM-Vorstand Professor Jan Kramer erläutert, sei durch die nun vorhandenen Antigentests „bislang keine Entlastung zu spüren“. Noch reiche die Menge an Antigen-Tests nicht aus, um die PCR-Kapazitäten abzufangen.

Es sei genau zu unterscheiden zwischen den mit Fachpersonal durchgeführten Labortests und den Point-of-Care-Schnelltests.

Die Schnelltests könnten für eine zeitnahe Einschätzung verwendet werden. Doch ihre niedrigere Spezifität spreche dafür, dass ein positiver Schnelltest im Zweifel durch einen von geschultem medizinischen Personal durchgeführten PCR-Test bestätigt werden sollte. (syc)

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