Bremen

MVZ-Bürgschaft wird EU-Thema

Mit acht Millionen Euro bürgt Bremen für ein Versorgungszentrum am Klinikum-Mitte. Das ärgert die KV schon lange. Jetzt schaltet sie die EU ein.

Veröffentlicht:
KV-Chef Hermann: "Eine Wettbewerbsverzerrung ist hier geradezu greifbar."

KV-Chef Hermann: "Eine Wettbewerbsverzerrung ist hier geradezu greifbar."

© KV Bremen

BREMEN (cben). Präzedenzfall in Bremen. Die KV Bremen (KVHB) hat sich bei der Europäischen Kommission, Generaldirektion Wettbewerb, über die Bremer Krankenhausholding Gesundheit Nord (GeNo) beschwert.

Hintergrund ist der seit mehr als einem Jahr schwelende Streit um die Acht-Millionen-Euro-Bürgschaft Bremens für ein MVZ am Klinikum Mitte, ein Haus, das zur GeNo gehört.

"Die Finanzierung des MVZ Ambulanz Bremen am Klinikum Bremen Mitte widerspricht geltendem Recht und bedeutet einen Affront gegen die Kassenärzte im Land Bremen", heißt es bereits in einer Resolution der Vertreterversammlung der KV Bremen vom Oktober 2011.

Nach Ansicht der KVHB habe eine Bürgschaft für ein MVZ nichts mit Krankenhausfinanzierung zu tun. So könnten ja auch nicht niedergelassene Ärzte oder nicht kommunale Krankenhäuser mit einer Bürgschaft der Kommune rechnen, argumentiert die KVHB.

Kurz: Bremen fördere einen Mitbewerber im ambulanten Bereich, und die KV ist nachhaltig verärgert. "Eine Wettbewerbsverzerrung ist hier geradezu greifbar", erklärt Dr. Jörg Hermann, Chef der KV Bremen.

Hermann: "Wir können im Interesse unserer Mitglieder nicht tatenlos zusehen."

Aus der Bürgschaft wird ein Kredit

Mit der Beschwerde bringe die KVHB nun ein Thema auf die Tagesordnung, "das auch für andere KVen relevant ist", erläutert Christoph Fox, Sprecher der KVHB, "der Gang nach Brüssel ist ein Präzedenzfall."

Das umstrittene MVZ am größten Bremer Krankenhaus arbeitet bereits. Es umfasst eine nuklearmedizinische-radioonkologische Praxis, eine Mund-Kiefer-Chirurgie-Praxis und eine Logopädie-Praxis.

Bereits vor einem Jahr hatte Hermann kritisiert, die GeNo betreibe "Rosinenpickerei", wenn sie auf ambulante Strahlentherapie setze, die Quartalsumsätze in Millionenhöhe verzeichne.

Die Bremer Gesundheitsbehörde widerspricht der Darstellung der KV: "Die acht Millionen Euro gehören zu der Gesamtbürgschaft, die Bremen der GeNo für den Teilneubau des Klinikums Mitte gewährt", erklärt Karla Götz, Sprecherin der Bremer Gesundheitsbehörde.

"Die GeNo gewährt dann dem MVZ einen Kredit zu marktüblichen Konditionen." Diese Variante sei aus wettbewerbsrechtlichen Gründen gewählt worden, so Götz.

"Das MVZ könnte sich auch auf dem freien Markt einen Kredit beschaffen." Die Konstruktion sei rechtssicher. "Wir fürchten Brüssel nicht", so Götz.

Die GeNo gibt sich wortkarg. An der Kreditvergabe sei nichts zu beanstanden, heißt es. "Wir haben das Verfahren rechtlich prüfen lassen", versichert GeNo-Sprecher Daniel Goerke.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Die EU soll es richten

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

BVMZ-Kongress

„Der Arztberuf wird kaputt reguliert“

Praxisberaterin im Interview

So verbessern Kommunen die ärztliche Versorgung vor Ort

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Ein Medikament unter vielen, das wenigen hilft? 2400 Wirkstoff-Kandidaten in der EU haben den Orphan-Drug-Status.

© artisteer / Getty Images / iStock

Wirkstoff-Kandidaten mit Orphan-Drug-Status

Orphan Drugs – Risiken für ein Modell

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Ein junges Mädchen wird geimpft – gegen HPV? (Symbolbild mit Fotomodellen)

© milanmarkovic78 / stock.adobe.com

Vision Zero Onkologie

Die Elimination des Zervixkarzinoms

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren