Managerbindung via Krankenzusatzleistung

Krankenzusatzleistung statt Boni: Damit lassen sich Führungskräfte in Unternehmen locken. Der Privatversicherer DKV kooperiert bereits erfolgreich mit Bayer.

Von Herbert Fromme und Ilse SchlingensiepenIlse Schlingensiepen Veröffentlicht:

Die Deutsche Krankenversicherung (DKV) verhandelt mit einer Reihe von Großkonzernen über die Einführung eigener Krankenversicherungslösungen. "Die momentane Wirtschaftssituation macht das nicht gerade einfacher", sagt Jörg Brönner, stellvertretender Leiter des Firmen- und Verbandsgeschäfts der DKV. Doch der Versicherer kann in den Gesprächen auf Erfolge mit einem bislang einzigartigen System verweisen.

Bayer bietet als erstes deutsches Großunternehmen seit 2008 Führungskräften Zugang zur privaten Krankenversicherung - in Kooperation mit der DKV. In der ersten Tranche deckt das System 350 Topleute, 200 nehmen es bislang in Anspruch. In einer zweiten Stufe sollen weitere 2000 Führungskräfte und in einem dritten Schritt 3600 außertariflich bezahlte Angestellte hinzukommen.

Bayer zahlt den Führungskräften einen Krankenversicherungs-Zuschuss von 3600 Euro im Jahr. Die DKV versichert die Manager und ihre Familienmitglieder in einem günstigen Gruppenvertrag. "Wir gewähren einen Rabatt von rund fünf Prozent", sagt Brönner. Für Mitglieder einer gesetzlichen Kasse wie der Bayer-Betriebskrankenkasse Pronova umfasst die Vereinbarung eine Zusatzdeckung. Danach können sich gesetzlich versicherte Bayer-Manager wie Privatpatienten behandeln lassen, die Rechnung wird zwischen der Kasse und der DKV aufgeteilt. Der Versicherte hat damit keine Arbeit.

Durch die sogenannte Restkosten-Versicherung können die Manager etwa die Kostenerstattung für die ambulante Arztbehandlung wählen, der Arzt kann bis zum 2,3-fachen Gebührensatz abrechnen. Die Differenz zwischen EBM- und GOÄ-Abrechnung trägt die DKV. "So wird dem Einzelnen ermöglicht, in der gesetzlichen Krankenkasse zu verbleiben und dennoch in der ambulanten wie der stationären ärztlichen Versorgung die Vorteile eines Privatversicherten zu erlangen", erläutert eine Bayer-Sprecherin.

Zum ersten Mal bietet damit ein deutscher Konzern nach US-Vorbild die private Krankenversicherung als Anreiz für Manager an - analog zur betrieblichen Altersversorgung. In Nordamerika ist die Krankenversicherung entscheidender Bestandteil eines Gesamtpakets für Führungskräfte. Im Wettbewerb um gute Leute spielen Sonderleistungen eine wichtige Rolle, vor allem jetzt, da Bonuszahlungen in die öffentliche Kritik geraten.

Die DKV hat sich verpflichtet, alle von Bayer benannten Manager aufzunehmen. Auf die Gesundheitsprüfung könne sie aber nicht verzichten, sagt Brönner. "Wir verlangen gegebenenfalls Risikozuschläge oder schließen die Behandlungskosten für bestimmte Krankheiten aus."

Gesundheitsökonom Professor Jürgen Wasem sieht den Vertrag zwischen Bayer und DKV als Teil der Annäherung zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung. "Das ist ein großer Schritt in diese Richtung." Den Bedürfnissen der Kunden komme eine solche Lösung entgegen. "Sie haben Interesse an einer Krankenversicherung aus einer Hand", so Wasem. Zudem sei das ein weiterer Versuch eines PKV-Unternehmens, sich wegen des politischen Drucks, unter dem die Branche steht, ein neues Standbein zu schaffen.

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