E-Health Monitor

McKinsey: Digitalisierung geht zögerlich voran

ePA und E-Rezept spielen eine Schlüsselrolle für die künftige Gesundheitsversorgung, heißt es im aktuellen E-Health Monitor der Unternehmensberatung McKinsey.

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ePA und E-Rezept spielen laut E-Health Monitor von McKinsey eine Schlüsselrolle bei der Digitalisierung.

ePA und E-Rezept spielen laut E-Health Monitor von McKinsey eine Schlüsselrolle bei der Digitalisierung.

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DÜSSELDORF. „Die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland bleibt eine Mammutaufgabe“, sagt Thomas Müller, Partner bei McKinsey und Mit-Herausgeber des E-Health Monitor 2022 der Unternehmensberatung, der am Dienstag in einer Pressekonferenz vorgestellt wurde. In den letzten zwölf Monaten seien die Wachstumsraten zwar hochgewesen, doch einige nur auf niedrigem Niveau.

Die elektronische Patientenakte (ePA) und das E-Rezept würden eine Schlüsselrolle spielen. „Sie bilden das Fundament für die künftige digitale Gesundheitsversorgung in Deutschland“, sagt McKinsey-Partnerin und Herausgeberin der Studie Laura Richter. Aktuell nutzten weniger als ein Prozent der gesetzlich Versicherten die ePA. Zudem seien viele der Akten noch „leer“: lediglich rund 135.000 Dokumente seien in die ePA geladen worden, würden aber kaum genutzt werden.

Ärzte und Patienten mit an Bord holen

Die ePA habe zudem ein großes Einsparpotenzial von sieben Milliarden Euro, wie auch schon eine Studie aus dem Mai zeigte. Dafür müssten Ärzte bei der ePA mehr mit an Bord geholt werden, hieß es bei der Vorstellung des E-Health Monitor. Zudem müsse für Patienten ein Nutzererlebnis geschaffen werden. Und auch die digitale Gesundheitskompetenz sei bei den Deutschen noch gering, da müsste auch etwas passieren, so Richter. „Der Mehrwert der Digitalisierung des Gesundheitssystems erschöpft sich nicht in Effizienzen für das Gesundheitssystem. Digitale Kommunikation und digitale Gesundheitsanwendungen sollen den Gesundheitszustand von Patient:innen verbessern – einfach, schnell und bequem“, sagt Tobias Silberzahn, Partner im Berliner McKinsey-Büro und einer der Herausgeber der Studie.

Ein weiteres Thema waren die digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA): Die Anzahl der von den GKVen erstattungsfähigen DiGAs stieg bis Anfang November 2022 auf 33 für zehn Therapiegebiete im DiGA Verzeichnis. Die Resonanz der DiGA-Nutzer sei bisher positiv: 63 Prozent meldeten einen positiven Versorgungseffekt, und 86 Prozent würden bei einer erneuten Erkrankung wieder eine DiGA nutzen. Dass mobile Apps und digitale Tools die Gesundheit von Patienten oder Pflegebedürftigen verbessern können, zeigt auch eine Analyse der Autoren von medizinischen Publikationen. Demnach belegen 80 Prozent der 2021 publizierten E-Health-Studien einen positiven Nutzeneffekt digitaler Anwendungen.

Kommunikation zwischen Leistungserbringern

Doch das Bild bei der Verschreibung von DiGA ähnelt der Nutzung der ePA: Würde der DiGA-Markt weiter wachsen wie in den ersten beiden Quartalen im Jahr 2022 (ca. 62.000 DiGA-Verordnungen im ersten Halbjahr 2022), würden 2022 ca. 125.000 DiGA verordnet werden (+177 Prozent gegenüber 2021). Bei einem Durchschnittspreis von 458 Euro pro DiGA läge das Marktvolumen, laut E-Health Monitor, dann bei ca. 57 Millionen Euro.

Ein weiteres zentrales Element der Digitalisierung sei die Optimierung der Kommunikation zwischen den Leistungserbringern. Trotz einer Verdreifachung des Anteils von digitaler Kommunikation zwischen Arztpraxen und Krankenhäusern von vier Prozent im Vorjahr auf zwölf Prozent ist das Skalierungspotenzial für digitalen Datenfluss zwischen den Leistungserbringern damit noch nicht ausgeschöpft, heißt es im Monitor von McKinsey.

McKinsey hat mit dem E-Health Monitor zum dritten Mal seit der Erstveröffentlichung 2020 anhand von rund 30 Indikatoren den digitalen Fortschritt des deutschen Gesundheitssystems – vom Digitalisierungsgrad deutscher Krankenhäuser und Arztpraxen bis zur Akzeptanz und den Nutzeneffekten von E-Health-Lösungen für Patienten gemessen. (mn)

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