Mehr statt weniger

Medizinstudium – Lehrerverband will Abinoten stärker berücksichtigen

Die Abiturnote soll beim Zulassungsverfahren fürs Medizinstudium weniger Gewicht bekommen – da sind sich viele Akteure einig. Der Deutsche Philologenverband fordert nun das Gegenteil – und bringt eine zweite Quote ins Spiel.

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:
Aus einer guten Schülerin muss nicht zwangsläufig auch eine gute Ärztin werden – das betonen die Gegner der Abiturbestenquote.

Aus einer guten Schülerin muss nicht zwangsläufig auch eine gute Ärztin werden – das betonen die Gegner der Abiturbestenquote.

© Moritz Wussow / Fotolia

ERFURT. Während die Kultusminister der Länder derzeit in Erfurt tagen und über die künftige Ausgestaltung des Zulassungsverfahrens fürs Medizinstudium entscheiden, warten Medizinstudierende, Verbände und Politiker gespannt auf das Ergebnis.

Ob sich die KMK – wie im Vorfeld bereits durchsickerte – auf eine "Talentquote" statt der bisher gültigen Wartezeitquote festlegt, soll allerdings frühestens am Freitagmittag öffentlich gemacht werden, berichtet KMK-Sprecher Torsten Heil am Donnerstag im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

Dessen ungeachtet läuft die Diskussion um die Neuregelung des Zugangs zum Medizinstudium weiter. Zahlreiche Akteure – darunter der Medizinische Fakultätentag und die Bundesvertretung der Medizinstudierenden – fordern seit Monaten, neben der Abiturnote andere wesentliche Faktoren wie die persönliche Eignung zum Hausarzt stärker zu berücksichtigen.

Mini-Interviews mit Bewerbern

Dieser Haltung schließt sich die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) an. Aktuellen Medienberichten zufolge plant sie, den Einfluss der Abi-Note auf den Auswahlprozess zu verringern – zugunsten eines "Testelements", das auf Mini-Interviews mit den Bewerbern baut.

Der Hauptgeschäftsführer des Landkreistages Baden-Württemberg, Dr. Alexis von Komorowski, sagt, man begrüße die Bestrebung, "die Zulassung zum Medizinstudium zusätzlich zur Abiturnote an weitere Faktoren zu knüpfen. Dies wird jedoch den allgemeinen Mangel an Medizinern nicht entscheidend verringern."

Neben einem neuen Zulassungsverfahren – und der Landarztquote, die er als "erfolgversprechende Maßnahme" bezeichnet – sei auch eine Steigerung der Zahl der Studienplätze um mindestens zehn Prozent nötig.

Eine ganz andere Haltung vertritt der Deutsche Philologenverband: Die Abiturbestenquote müsse als Vorabquote beim Zulassungsverfahren zum Medizinstudium unbedingt erhalten bleiben, fordern die Lehrer in einer Mitteilung auf ihrer Webseite.

Die Abiturnoten stellten empirisch nachweisbar den besten Prädiktor für ein erfolgreiches Studium dar, heißt es dort. Mit der Abiturbestenquote seien bisher treffsicher die 20 Prozent besten Abiturienten, die Medizin studieren wollen, aus jedem Bundesland zugelassen worden. Diese Quote sollte aus Sicht des Lehrerverbandes sogar auf 30 Prozent erhöht werden.

Nicht nur eine, sondern zwei Quoten

Der Lehrerverband sieht sich durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 19. Dezember 2017 bestätigt, sagt Bundesvorsitzende Susanne Lin-Klitzing: "Ein Medizinstudium ohne die besten Abiturientinnen und Abiturienten ist undenkbar!"

Der Philologenverband spricht sich zudem für eine zweite Quote aus. In ihr sollte die Abiturdurchschnittsnote mit zwei Fünftel berücksichtigt werden und mit drei Fünftel als neuer Anteil ein standardisierter, bundesweit vergleichbarer Test, der stärker als bisher medizinische Vorerfahrung einfließen lässt.

Damit erhielten diese beiden Faktoren ein erheblicheres Gewicht gegenüber der Abiturdurchschnittsnote, wie vom Bundesverfassungsgericht gefordert, so die Lehrer.

Zustimmend äußert sich der Philologenverband zur Forderung, die Wartezeitquote abzuschaffen. Der Philologenverband kritisiert jedoch, dass im bisher einzigen vorliegenden Verfahrensvorschlag 50 Prozent der Plätze allein durch die Auswahlverfahren der Hochschulen vergeben werden sollen. Nicht standardisierte Verfahren könnten die Aussagekraft der Abiturbestenquote nicht ersetzen.

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