Service-Wüste Praxis

Patienten wünschen sich mehr Online-Dienste

Immer mehr Patienten würden gerne Online-Services ihrer Arztpraxis nutzen, wenn sie ihnen angeboten würden. Das geht aus einer online-repräsentativen Befragung hervor. Sicher ist: Praxen können hier noch Potenziale heben.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Viele Patienten wünschen sich von ihrer Praxis mehr Online-Angebote.

Viele Patienten wünschen sich von ihrer Praxis mehr Online-Angebote.

© rocketclips / Fotolia

MÜNCHEN. Online-Terminvereinbarungen, -Sprechstunden, -Rezepte oder die elektronische Patientenakte, aber auch das Telemonitoring sind nur fünf Beispiele dafür, welche digitalen Möglichkeit Arztpraxen für die Patienteninteraktion zur Verfügung stehen - wenn sie davon Gebrauch machen und dies ihren Patienten anbieten wollen.

Wie eine nach Unternehmensangaben online-repräsentative Befragung über 14-Jähriger in Deutschland im Auftrag des Arztempfehlungsportals Jameda ergeben hat, klaffen diesbezüglich zwischen Wunsch und Wirklichkeit anscheinend aber noch große Lücken. Beispiel Online-Terminbuchung: 78 Prozent der Befragten gaben an, diese zu wünschen. Aber nur 25 Prozent bekommen diese von Praxisseite auch tatsächlich angeboten. 63 Prozent wünschten die Option auf ein digitales Rezept, nur sieben Prozent haben schon einmal ein Rezept online erhalten.

Teils rechtliche Limitierung für Ärzte

Eine elektronische Patientenakte würden laut Befragung gerne 39 Prozent der Patienten nutzen, nur vier Prozent sei dies bereits angeboten worden. Ähnlich sieht es beim Telemonitoring (22 Prozent haben Interesse, zwei Prozent konnten es tatsächlich nutzen) und bei der Online-Sprechstunde (27 Prozent möchten sie nutzen, zwei Prozent hatten die Gelegenheit bereits) aus. Bei letzterer ist die Zurückhaltung von Arztseite allerdings verständlich. Denn das in Paragraf 7 der Musterberufsordnung geregelte Fernbehandlungsverbot bedingt es rein rechtlich, dass Ärzte das Angebot des virtuellen Gespräches nur Patienten machen dürfen, die mindestens einmal die Praxis besucht haben und ihnen somit bekannt sind.

Das Internet ermöglicht es Ärzten, ihren Patienten besondere Services und Betreuungsangebote zu bieten, wie Jameda-Geschäftsführer Dr. Florian Weiß hervorhebt. "Ich bin davon überzeugt, dass diese Angebote die Bindung zwischen Arzt und Patient positiv beeinflussen können - ein Potenzial das noch weitgehend ungenutzt ist", so Weiß. Er sei sich sicher, dass niedergelassene Ärzte diesen Angeboten in naher Zukunft eine wesentlich größere Aufmerksamkeit schenken würden.

Praxen können mit Service punkten

78 Prozent der Befragten bejahen zwar die Aussage, dass die Bedeutung der Digitalisierung in Arztpraxen weiter zunehmen wird, aber nur 42 Prozent gaben für sich an, sich eher für einen Arzt zu entscheiden, der die oben genannten digitalen Services anbiete. 63 Prozent sind hingegen der Ansicht, dass Ärzte, die ihren Patienten solche digitalen Angebote machen, einen guten Service bieten. Immerhin 43 Prozent finden, die Digitalisierung stärke ihre Position gegenüber dem Arzt und erlaube ihnen, aufgeklärtere Entscheidungen zu treffen.

Etwa sechs von sieben Befragten gaben an, an digitalen Angeboten in der Arztpraxis interessiert zu sein. Von diesen online-affinen Patienten gaben 87 an, diese Services seien praktisch und ersparten Zeit.

Weitere Motive zur Nutzung einer Online-Terminvereinbarung sind Aspekte wie Flexibilität und Orientierung. So gaben 77 Prozent der online-affinen Befragten an, es nützlich zu finden, online sofort zu sehen, welche Termine noch frei sind. 66 Prozent möchten unabhängig von Praxisöffnungszeiten Arzttermine buchen, wenn es ihnen zeitlich passt, und 59 Prozent wollen via Online-Terminvergabe potenzielle Warteschleifen am Praxistelefon umgehen. Das Telefon am Praxisempfang hat damit aber keineswegs ausgedient. Denn: 31 Prozent derjenigen, die keine Arzttermine online buchen möchten, begründeten dies laut Jameda damit, dass sie bei Terminvereinbarungen gerne Rücksprache mit dem Praxispersonal halten würden.

Schneller Rat erhofft

Dieselbe Patientengruppe ist auch skeptisch gegenüber einer Online-Sprechstunde. So äußern 19 Prozent der Skeptiker generell Zweifel an der Qualität dieses Angebotes, zwölf Prozent sehen die Gefahr, dass die webgestützte Arztkonsultation abgehört werden könnte.

66 Prozent der online-affinen Patienten versprechen sich von dem Angebot einer Online-Sprechstunde vor allem schnellen ärztlichen Rat bei akuten und besorgniserregenden Gesundheitsthemen. Ebenso viele würden sich gerne den Anfahrtsweg zur Praxis ersparen. In puncto Telemonitoring erwarten ebenfalls zwei Drittel von ihnen einen Querschnitt über die Entwicklung des eigenen Gesundheitszustandes und damit ein besseres Gefühl zu haben. 53 Prozent versprechen sich laut Befragung von der Fernüberwachung mehr Sicherheit, da ihre Daten regelmäßig überwacht werden können.

Bei den digitalen Skeptikern sind immerhin 22 Prozent besorgt um die Sicherheit ihrer Daten, acht Prozent sehen die Gefahr von Messfehlern.

Hoch ist die Bereitschaft, nach der erstmaligen Nutzung eines Online-Angebotes einer Arztpraxis, auf dieses erneut zuzugreifen. So würden 96 Prozent der Befragten, die bereits einen Arzttermin online vereinbart hatten, dies wieder tun. Die Bereitschaft beim Online-Rezept lag laut Befragung bei 94 Prozent, bei der Online-Sprechstunde bei 86 Prozent, beim Telemonitoring bei 93 Prozent und bei der elektronischen Patientenakte bei 85 Prozent.

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Kommentare
Dr. Christian Schulze 12.08.201507:33 Uhr

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