Pharmabranche sieht sich im Kampf gegen Windmühlen

Beim Image steht es für die Arzneihersteller nicht zum Besten. Die Unternehmen fühlen sich missverstanden.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

HAMBURG. Sie stellen Gewinnprognosen, die das Vorstellungsvermögen des Normalbürgers sprengen. Zugleich belasten sie den Bürger, indem ihre Preise zu immer höheren Arzneimittelausgaben und damit zu höheren Kassenbeiträgen führen.

So oder ähnlich lauten Vorwürfe, mit denen sich Vertreter der Pharmaindustrie konfrontiert sehen. Ihr Image in der Öffentlichkeit beschäftigte auch eine Diskussionsrunde beim fünften Hamburger Symposium zur Integrierten Versorgung.

Zumindest für die mittelständischen deutschen Pharmahersteller hält Dr. Martin Zentgraf vom Hamburger Unternehmen Desitin Arzneimittel dieses Bild für komplett falsch. "Das ist nicht die Realität", sagte Zentgraf.

Er warb für ein neues Bild der deutschen Pharmaindustrie, nämlich das des im Inland produzierenden, mittelständischen Unternehmens mit dem Blick für das volkswirtschaftliche Gesamtwohl: "Pharma trägt in Deutschland erheblich zur Gesundheit und damit auch zu Kosteneinsparungen bei."

Henning Anders von AstraZeneca stellte die Rolle der forschenden Arzneimittelhersteller und ihre Bedeutung für den pharmakologischen Fortschritt heraus.

Anders gab zu bedenken, dass hohe Preise auch durch die enormen Anforderungen des Gesetzgebers entstehen.

Damit verwies Anders auf die Hürden, die ein Medikament vor der Zulassung überwinden muss. Nach seinen Angaben kostet die Erforschung und Entwicklung eines neuen Arzneimittels heute rund eine Milliarde Euro.

Das Risiko für die Industrie: Ohne Zulassung amortisieren sich diese immensen Investitionen nicht. Problem für die Branche: Solche Risiken werden in der Öffentlichkeit kaum gewürdigt, positive Zahlen dagegen sorgen oft mit Hinweisen auf den Profit dafür, dass sich das Vorurteil verfestigt.

Zentgraf: "Schade, dass man sich nicht freut, dass wir gesund sind." Bei Werner Koch, Chef des Katholischen Marienkrankenhauses in Hamburg, sorgten die Probleme der Pharmahersteller für wenig Mitleid: "Ich habe noch nicht gehört, dass es in der Pharmaindustrie solche Nöte gibt wie in den Krankenhäusern."

Seine Aufforderung an die Industrie, sich stärker als Partner in der Versorgung zu begreifen, erstaunte die Pharmahersteller - bislang seien Angebote von ihrer Seite meist zurückgewiesen worden. Anders: "Unsere Türen stehen offen."

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