Leistungssport

Pharmakologe: Ärzte in Doping involviert

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BERLIN. Welche Rolle spielten Sportmediziner beim Doping von Spitzensportlern mit anabolen-androgenen Stereoiden (Anabolika) im vergangenen Jahrhundert? Zumindest in der westdeutschen Leichtathletik der 1960er, 1970er und 1980er Jahre hätten neben den Athleten selbst auch Mediziner, Trainer, Sportfunktionäre und Sportpolitiker in puncto Anabolika mitgewirkt. So jedenfalls äußerte sich der Pharmakologe Simon Krivec vergangene Woche vor dem Sportausschuss des Bundestages.

Krivec ist Autor der Studie "Die Anwendung von anabolen-androgenen Steroiden im Leistungssport der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1960 bis 1988 unter besonderer Berücksichtigung der Leichtathletik", für die er 112 ehemalige Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) kontaktiert hatte. Von den 61 Sportlern, die geantwortet hatten, hätten 31 ihm gegenüber die Anabolika-Einnahme zugegeben, sagte der Wissenschaftler vor dem Ausschuss.

Seinerzeit sei ein geringes Problembewusstsein der Spitzensportverbände, aber auch des Bundestags-Sportausschusses zu konstatieren gewesen, so Krivec. Spätestens nach den Olympischen Spielen in Montreal 1976 und der aufgekommenen Diskussion um Manipulationsmethoden zur Leistungssteigerung könne aber ein Wissen um den Einsatz von Anabolika im westdeutschen Sport von den handelnden Personen nicht mehr geleugnet werden, sagte er, wie der Bundestag meldet. Der mehrfache Deutsche Meister im Diskuswerfen, Klaus-Peter Hennig, sagte mit Blick auf die Sommerolympiade 1972 in München, Sportpolitik, Verbandsfunktionäre und Sportmediziner hätten ein System geschaffen, welches aktiv oder durch Duldung Doping unterstützt habe. Doping sei so systemimmanent geworden. (maw)

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