Zukunftsbranche Gesundheit

Praxischefs stellen ihr Licht zu Unrecht unter den Scheffel

Krisenstimmung ist in. Auch auf Arztpraxen scheint das abzufärben. Warum eigentlich? Die wirtschaftliche Rolle der Niedergelassenen kann sich sehen lassen.

Von Uwe K. Preusker Veröffentlicht:

Die Stimmung unter Deutschlands niedergelassenen Ärzten ist miserabel - das zeigen alle Umfragen. Und die wirtschaftliche Situation ist heftig umstritten. Der Beitrag jedoch, den die ärztliche Tätigkeit in eigener Praxis für die Gesundheitsbranche und letztlich für die gesamte Volkswirtschaft leistet, wird in diesen Diskussionen geflissentlich übersehen.

24 Euro, so hat gerade der KBV-Vorsitzende Dr. Andreas Köhler vorgerechnet, erhält ein Vertragsarzt im Durchschnitt je Arzt-PatientenKontakt. Diese Zahl stellt die KBV gegen die Berechnungen des GKVSpitzenverbandes, nach denen der Reinertrag je Praxisinhaber im Jahr 2009 bei 164 000 Euro gelegen haben soll - und damit 15 Prozent über dem Wert von 2007.

Die Diskussion ist die Begleitmusik für die Auseinandersetzung über das nächste Kostendämpfungspaket im Gesundheitswesen - hier fordern die Kassen eine Nullrunde für die Vertragsärzte und die Krankenhäuser.

Gleichzeitig ist die Stimmung unter den niedergelassenen Ärzten miserabel: In allen Umfragen der jüngeren Zeit wird deutlich, dass die Einschätzung von niedergelassenen Ärzten im Hinblick auf ihre eigene Situation und die Zukunft des Gesundheitssystems weit überwiegend negativ ist.

So zeigt der neueste GfK Ärzteklima-Index, dass die Unzufriedenheit der Hausärzte mit ihren Arbeitsbedingungen und den Rahmenbedingungen des Gesundheitssystems schon heute recht groß ist und für die Zukunft eine deutliche Verschlechterung erwartet wird. Eine andere Umfrage zeigt, dass es vor allem der tägliche Kampf mit der Bürokratie ist, der viel Zeit und Nerven kostet.

Und in einer Umfrage aus der jüngsten Zeit geben 74 Prozent der befragten Ärzte an, in den nächsten vier Jahren eine Verschlechterung der Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems zu erwarten.

Dabei haben niedergelassene Ärzte allen Grund, stolz auf ihre Leistungen zu sein: Sie tragen nämlich in erheblichem Maße dazu bei, dass die Gesundheitsbranche mittlerweile der wichtigste Zweig unserer Volkswirtschaft ist!

Ein paar Zahlen belegen das: Im Jahr 2007 waren in jeder Arztpraxis im Durchschnitt 7,4 Personen beschäftigt. Der Beitrag zur Beschäftigung in der Gesundheitswirtschaft ist also beträchtlich - insgesamt waren 2008 in den Arztpraxen 681 000 Personen beschäftigt, 14,8 Prozent aller im Gesundheitswesen Beschäftigten. Im Jahr 2000 waren es erst 608 000. Das entspricht einer Steigerung um rund zwölf Prozent.

Erheblich ist auch der finanzielle Beitrag, den die Praxen niedergelassener Ärzte für die Gesundheitsbranche und damit die gesamte Volkswirtschaft leisten: Im Jahr 2008 betrug er nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes 40,206 Milliarden Euro. Acht Jahre vorher lag das Umsatzvolumen der Arztpraxen noch bei etwa 32 Milliarden Euro. Arztpraxen sind also - auch in unternehmerischen Kategorien gedacht - eine Erfolgsgeschichte. Zudem tragen sie in erheblichem Maße zur Beschäftigung in Deutschland bei. Nur: Wenn über Kostendämpfung nachgedacht wird, werden solche Kategorien gerne vergessen.

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