Schwer verständlich

Qualitätsberichte erreichen Ärzte nicht

Die Qualitätsberichte der Kliniken sollten eigentlich für mehr Transparenz sorgen. Doch von Patienten und selbst von Ärzten werden sie kaum genutzt. Das Problem dürften die Berichte selbst sein.

Von Adelheid Weßling Veröffentlicht:
Über 400 Qualitätsindikatoren sollen Patienten und Ärzten die Richtung zur optimalen Versorgung in Kliniken weisen - sind das zu viele?

Über 400 Qualitätsindikatoren sollen Patienten und Ärzten die Richtung zur optimalen Versorgung in Kliniken weisen - sind das zu viele?

© Butch/fotolia.com

MÜNCHEN. Seit acht Jahren müssen Krankenhäuser alle zwei Jahre einen Qualitätsbericht erstellen und diesen öffentlich zugänglich machen.

Hierdurch soll der Wettbewerb um Qualität zwischen den Häusern gestärkt und den Patienten eine Entscheidungshilfe bei der Wahl von planbaren Klinikaufenthalten an die Hand gegeben werden.

Die Ziele sind hochgesteckt. Immerhin, Internetportale - auch von den Kliniken selbst - erleichtern die gezielte Suche nach Qualitätsberichten. Doch damit ist es nicht getan. Die Berichte der Kliniken müssen erst einmal lesbar werden.

Das zumindest zeigte sich auf dem diesjährigen Europäischen Gesundheitskongress in München. So wurde auf dem Kongress auch der Abschlussbericht zur Verbesserung der gesetzlichen Qualitätsberichte für den Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) 2010 noch einmal vorgestellt.

In diesem Bericht legten Professor Dr. Max Geraedts et al. von der Universität Witten/Herdecke dar, dass die Qualitätsberichte bei den 48 befragten Krankenhauspatienten kaum bekannt sind, geschweige denn gelesen und verstanden werden.

Besser, wenn auch nicht gut, schneiden die niedergelassenen Ärzte ab. 43 Prozent von 233 telefonisch interviewten Ärzten geben an, Qualitätsberichte oder entsprechende Krankenhausportale im Internet zu kennen.

Der Nutzungsgrad ist allerdings gering: 28 Prozent der teilnehmenden Ärzte haben einen Bericht gelesen, knapp jeder Zehnte nutzt ihn für Einweisungsentscheidungen.

Mit den Ärzten, die Internetportale nutzen, um die Qualität der Krankenhäuser zu vergleichen, erhöht sich deren Anteil um vier Prozentpunkte.

Stochern im Nebel

Aktuell hat der GBA eine eigene Referenzdatenbank freigeschaltet, um die Suche nach Qualitätsberichten für den Nutzer leichter zu gestalten: www.g-ba-qualitaetsberichte.de.

Ein Suchportal, das in Zusammenarbeit mit Patienten- und Verbraucherportalen entstanden ist, bietet die Weiße Liste der Bertelsmann-Stiftung an: www.weisse-liste.de. Verschiedene Krankenhäuser, insbesondere Klinikketten und Zweckverbände, haben unter www.qualitaetskliniken.de ein gemeinsames Portal erstellt. Des Weiteren stellen Krankenkassen Suchportale bereit.

Damit ist es nicht getan. Um die geringe Nutzung durch Ärzte und Patienten zu erklären, führt Karen Pottkämper, Leiterin Gesundheitspolitik im AQUA-Institut, aus: "Die Indikatoren sind schwer zu verstehen. Andererseits würde ein Ampelsystem die Komplexität von Qualität versimpeln. In England wurde dies versuchsweise eingeführt und nach zwei Jahren wieder abgesetzt." Grundsätzlich haben sich die Qualitätsindikatoren als Messinstrumente bewährt.

‚Derzeit empfiehlt das-Institut, 182 Indikatoren zu veröffentlichen. 2013 werden wohl weitere 100 hinzukommen. Die Gesamtzahl der Indikatoren ist auf über 400 gestiegen.

Hinsichtlich der Nutzerfreundlichkeit bleiben Fragen offen. Workshop-Moderator Dr. Uwe Preusker fasst zusammen: "Wir stochern im Nebel. Die Berichte haben keine erwiesenen Auswirkungen auf die Entscheidungen."

Er vermutet: "Möglicherweise sind die internen Effekte des Publikationszwangs das eigentliche Ziel und führen dazu, dass die Häuser die Qualität ihrer Strukturen, Prozesse und Ergebnisse verbessern."

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