Kapitalanlage

Rückenwind für Technologiebranche

Software-Unternehmen und Videokonferenzanbieter verzeichnen aktuell hohe operative Zuwächse. Das spiegelt sich auch in deren Börsenkursen wider. Insbesondere bei Aktien von Unternehmen, die Produkte zur IT-Sicherheit vermarkten, sehen Analysten noch Potenzial.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Corona heißt Homeoffice und Homeoffice heißt mehr Verkehr auf der Datenautobahn – und das bringt weitere Wachstumsimpulse für die IT-Wirtschaft.

Corona heißt Homeoffice und Homeoffice heißt mehr Verkehr auf der Datenautobahn – und das bringt weitere Wachstumsimpulse für die IT-Wirtschaft.

© kynny / Getty Images / iStock

Neu-Isenburg. Die globale Wirtschaft ist durch die Corona-Pandemie zwar tief in die Rezession geraten. Doch längst nicht alle Unternehmen stecken deshalb in Schwierigkeiten. Im Gegenteil: In der Technologiebranche boomen die Geschäfte weiterhin.

„Das Virus hat der Wirtschaft nicht nur eine bislang beispiellose Krise eingebrockt, sondern auch zu einem nicht für möglich gehaltenen Schub bei der Digitalisierung geführt“, sagt Andreas Stattrop, Direktor der Oberbanscheidt & Cie Vermögensverwaltung in Kleve.

So steigerte beispielsweise der Softwareriese Microsoft im 2. Quartal seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf umgerechnet 32,2 Milliarden Euro und erwirtschaftete dabei einen Gewinn von knapp 9,5 Milliarden Euro.

Was den Zuwachs wesentlich getrieben hat, war die Arbeit aus dem Homeoffice. Weil viele Bürobeschäftigte Daheim ihre Tätigkeit verrichten, haben Unternehmen für sie im großen Stil Notebooks mit dem Windows-Betriebssystem des US-Konzerns eingekauft.

Teure Aktien der Krisengewinner

Noch stärker legte der Videokonferenz-Anbieter Zoom zu. Das Unternehmen aus San Francisco erwirtschaftete von Anfang Februar bis Ende April Einnahmen von 278 Millionen Euro – ein Plus von 169 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019. Für das Gesamtjahr rechnet Zoom mit einem Umsatz von 1,8 Milliarden Dollar – doppelt so viel wie im Vorjahr.

Pro Tag nutzen inzwischen 300 Millionen Menschen die Zoom-Software, um mit ihrer Hilfe sicher vor einer SARS-CoV-2-Infektion über das Internet mit anderen zu kommunizieren. Im Dezember 2019 waren es täglich nur ein Bruchteil dessen, nämlich lediglich zehn Millionen gewesen.

„Die Corona-Pandemie wirkt in vielen Unternehmen wie ein Brandbeschleuniger für den Megatrend der Digitalisierung“, sagt Stattrop. „Ärzte bieten immer häufiger virtuelle Sprechstunden an, Universitäten bieten Online-Vorlesungen und die Arbeit im Homeoffice hat sich etabliert.“

Umsatzsteigerungen bei Amazon und Microsoft

Anleger, die am Trend partizipieren wollen, könnten dies zum einen, in dem sie auf Aktien der großen bekannten Digitalisierungsgewinner setzen. „Neben Microsoft und Zoom verzeichnen auch der Online-Händler Amazon und der Google-Mutterkonzern Alphabet deutliche Umsatzsteigerungen“, sagt Stattrop.

Allerdings sind deren Aktienkurse bereits kräftig gestiegen und inzwischen deutlich teurer als vor Ausbruch der Pandemie. Das Zoom-Papier notiert heute sogar 211 Prozent höher als vor einem Jahr, und auch bei der Amazon-Aktie beträgt das Zwölf-Monats-Plus 80 Prozent.

Hingegen haben Aktien von Unternehmen, die IT-Sicherheit vermarkten, bislang zum Teil nicht einmal an jene Kurse wieder anknüpfen können, die sie vor der Corona-Krise erreicht hatten. Dabei sind ihre Dienste essenziell für die Datenübertragung im Internet, weil sie sowohl Unternehmen als auch Verbraucher vor Cyberkriminellen schützen.

Etliche Empfehlungen

Bereits 75 Prozent aller deutschen Unternehmen sind nach einer Studie des Digitalverbands bitkom Ziel von Hacker-Angriffen über das Internet geworden. „Umfang und Qualität der Angriffe auf Unternehmen haben dramatisch zugenommen“, warnt Bitkom-Präsident Achim Berg.

Das treibt die Nachfrage nach Antiviren-Programmen, Firewalls zur Sicherung von Computer und Netzwerken sowie nach Software zur Daten-Verschlüsselung, Sicherungen und Wiederherstellung. „Aktien dieser Anbieter sind für Anleger deshalb spannend“, ist Fabian Thaler überzeugt, Manager bei der TOP Vermögensberatung in München.

Zu den größten Unternehmen der Branche zählen der US-Sicherheitssoftware-Anbieter Fortinet und der US-Netzwerkausrüster Cisco Systems. Letzterer hat seine Dividende seit 2011 Jahr für Jahr gesteigert; in diesem Jahr um weitere drei Prozent. Samik Chatterjee, Analyst der US-Bank JPMorgan, erwartet, dass der Aktienkurs von Cisco System in den kommenden zwölf Monaten um weitere 9,5 Prozent steigen wird.

Fortinet hat seinen Gewinn im vergangenen Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 41 Prozent gesteigert. Aktuell gibt es für die Aktie gleich mehrere Kauf-, jedoch keine Verkaufsempfehlungen.

Auch deutsche Anbieter

In Deutschland profitiert etwa der IT-Sicherheitsanbieter Secunet vom Trend. Das Essener Unternehmen legte in der ersten Hälfte dieses Jahres beim Umsatz um zwölf Prozent, beim Gewinn vor Steuern und Zinsen um 38 Prozent zu.

In den vergangenen drei Monaten gewann die Aktie knapp 26 Prozent. Im Schnitt erwarten Analysten für dieses Jahr eine Dividende von 2,55 Euro – was ein Plus von 63 Prozent gegenüber 2019 bedeuten würde.

Mehr zum Thema

Geschäftsjahr 2023

Asklepios steigert Umsatz und Gewinn

Regelung muss in die Approbationsordnung

Hartmannbund fordert einheitliche Aufwandsentschädigung fürs PJ

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Verschiedene Gesichter

© Robert Kneschke / stock.adobe.com / generated with AI

Seltene Erkrankungen

GestaltMatcher – Per Gesichtsanalyse zur Orphan Disease-Diagnose

Künstliche Intelligenz gilt auch in der Medizin als Schlüsseltechnologie, mit deren Hilfe zum Beispiel onkologische Erkrankungen stärker personalisiert adressiert werden könnten.

© Kanisorn / stock.adobe.com

EFI-Jahresgutachten 2024 übergeben

KI: Harter Wettbewerb auch in der Medizin

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen