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Sanofi kündigt vier große Krebs-Innovationen an

Mit der jetzt erfolgten europaweiten Zulassung des CD38-Antikörpers Isatuximab untermauert Sanofi seinen Anspruch auf Augenhöhe in der Onkologieforschung.

Von Christoph Winnat Veröffentlicht:
Industriepark Höchst: Hier soll auch der neue CD38-Antikörper Isatuximab produziert werden.

Industriepark Höchst: Hier soll auch der neue CD38-Antikörper Isatuximab produziert werden.

© Sanofi Aventis

Paris. Krebs, insbesondere immunologische Therapieansätze, sind noch nicht allzulange ein erklärter Forschungs-Schwerpunkt Sanofis. Spätestens seit der milliardenschweren Partnerschaft mit dem US-Biotechunternehmen Regeneron zur Entwicklung eines PD1-Inhibitors 2015, rückt die Onkologie jedoch erkennbar immer weiter in den Pipeline-Fokus. Zuletzt bekräftigte im Dezember Sanofi-Chef Paul Hudson die Priorität, die man lukrativen Krebstherapien bei der Produktentwicklung künftig einzuräumen gedenke.

Anlässlich der Jahrestagung der amerikanischen Krebsgesellschaft ASCO legte Hudson nun nach und präsentierte ein Strategie-Update, demzufolge Sanofi mittelfristig in vier Indikationen mit Innovationen zu reüssieren beabsichtigt (Blut-, Haut- Lungenkrebs sowie Mamma-Ca und weitere hormon-positive Tumoren), denen allesamt Blockbusterpotenzial zugeschrieben wird.

  • Für den im März bereits in den USA und am Dienstag nun auch in der EU zugelassenen Anti-CD38-Antikörper Isatuximab (Sarclisa®) beanspruche man, einen neuen Therapiestandard gegen multiples Myelom im Köcher zu haben. In weiteren Studien soll der vor Jahren exklusiv von der Biotechcompany ImmunoGen einlizenzierte Antikörper auch zur Erstlinienbehandlung geprüft werden. Entsprechende Zulassungserweiterungen könnten voraussichtlich 2022 und 2024 beantragt werden. Für Sanofis traditionsreichen Produktionsstandort Frankfurt-Höchst ist die Isatuximab-Zulassung insofern von besonderer Bedeutung, als der rekombinante Wirkstoff laut früherer Unternehmensmitteilung hier produziert werden und damit zur Kapazitätsauslastung beitragen soll.
  • Zweiter großer Hoffnungsträger der reifen Krebspipeline ist der voriges Jahr gegen metastasiertes oder lokal fortgeschrittenes kutanes Plattenepithelkarzinom (cSCC) zugelassene Checkpointinhibitor Cemiplimab (Libtayo®) aus der bereits erwähnten Allianz mit Regeneron. In der Erstindikation werde der PD1-Hemmer bereits häufiger verordnet, heißt es. Den weitaus stärkeren Umsatzbeitrag erwartet man sich allerdings vom Einsatz gegen nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) – dem laut Sanofi mit rund zehn Milliarden Dollar (2019) bis dato größten Teilmarkt für PD(L)-1-Antikörper. In klinischen Studien soll Cemiplimab der Präsentation zufolge je nach PD(L)-1-Status auch schon bessere Gesamtüberlebensraten als Pembrolizumab gezeigt haben. Zulassungsrelevante Daten zu Cemiplimab plus Chemo als Firstline-Option gegen NSCLC dürften voraussichtlich 2021 vorliegen. Cemiplimab wird in den USA von Regeneron, im Rest der Welt von Sanofi vermarktet.
  • Noch in früherer klinischer Entwicklung befindet sich mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat „Anti-CEACAM5‘701“ ein laut Sanofi erster Vertreter einer neuen Arzneimittelklasse, die sich gegen das Zelladhäsionsmolekül CEACAM5 richten, das von verschiedenen Tumorarten exprimiert wird. Klinisch geprüft wird der Kandidat derzeit in Studien der Phasen I und II als Zweit- und Drittlinie gegen nicht-kleinzellige Lungentumoren sowie metastasierten Brustkrebs und Pankreaskrebs. Darüber hinaus sind Studien in Kombination mit Pembrolizumab gegen NSCLC (Erst-, Zweit- und Drittlinie) geplant.
  • Gleichfalls noch etwas weiter von einem Zulassungsantrag entfernt ist der vierte große Krebs-Hoffungsträger Sanofis mit dem Arbeitstitel „SERD‘859“, bei dem es sich um einen neuartigen oralen SERD (selektiver Östrogenrezeptor-Degrader) handeln soll. Man hege die Ambition, heißt es, diesen Kandidaten als neuen Standard der endokrinen Therapie bei hormonrezeptor-positivem Brustkrebs zu etablieren. Aktuell wird SERD‘859 gegen frühe Tumoren sowie in Monogabe als Zweit- und Drittlinienoption klinisch geprüft. Zudem wird die Kombination mit einem CDK4/6-Inhibitor und einem PIK3-Inhibitor getestet. Verläuft die weitere Entwicklung nach Plan, dann soll der erste Zulassungsantrag in der 2. Jahreshälfte 2021 für die Monoversion zur Zweit- und Drittlinientherapie eingereicht werden. Weitere Anträge sollen 2024 (Firstline in Kombination mit CDK4/6-Hemmer) und 2026 folgen.
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