Bei jungen Patienten

Schwindendes Vertrauen in Hausärzte

Der Hausarzt ist in vielen Fragen Hauptansprechpartner. Auf ihren Vorschusslorbeeren ausruhen sollten sich Hausärzte allerdings nicht: Jüngere Patienten werden immer skeptischer. Das und mehr geht aus dem aktuellen "Healthcare-Barometer" hervor.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Für die Zufriedenheit der Patienten in der Praxis zählt nicht nur die medizinische Kompetenz, sondern auch Service und Freundlichkeit.

Für die Zufriedenheit der Patienten in der Praxis zählt nicht nur die medizinische Kompetenz, sondern auch Service und Freundlichkeit.

© Peter Atkins/fotolia.com

FRANKFURT/MAIN. Die medizinische Kompetenz und der Service in den betreffenden Arztpraxen scheint vor allem bei Privatpatienten zu überzeugen.

So gaben für die nach eigenen Angaben bevölkerungsrepräsentative Online-Befragung "Healthcare-Barometer 2015" der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) unter 1062 Bundesbürgern ab 18 Jahren 52 Prozent der privat versicherten Teilnehmer an, mit der ärztlichen Behandlung zufrieden zu sein.

Bei den Kassenpatienten bejahten nur 32 Prozent diese Aussage.

Mit 20 Prozent kritisiert jeder fünfte gesetzlich versicherte Patient, dass er sich von den Ärzten und dem medizinischen Personal in den Praxen nicht ernst genommen fühlt. Bei den Privatpatienten sind dies 14 Prozent.

Weit auseinander klafft die Wahrnehmung, dass sich der Arzt zu wenig Zeit nehme: 43 Prozent der Kassenpatienten stimmten dieser Aussage zu, bei den privat Versicherten sind es 22 Prozent.

Kompetenzdefizite bemängeln mit 23 Prozent mehr PKV- als GKV-Patienten (18 Prozent).

Um hier punktuell Vertrauen bei Patienten zurückzugewinnen, könnten Ärzte beispielsweise Zertifikate spezieller Fortbildungen oder andere Qualifikationshinweise sichtbar aushängen und in einem Praxisflyer wie auch auf der -website darauf hinweisen.

Stellschraube Öffnungszeiten

Mit 23 Prozent übt jeder fünfte Kassenpatient Kritik an den Öffnungszeiten der Praxen, die nicht den persönlichen Bedürfnissen entsprechen würden. Bei Privatpatienten äußern sich nur 15 Prozent negativ bezüglich der Öffnungszeiten.

Angesichts der vielfach extra eingeräumten Privatsprechstunden am morgen oder nach Feierabend ist dies dennoch ein relativ hoher Wert.

Welche Bedürfnisse die Patienten konkret haben, beantwortet die Studie allerdings nicht. Hier hilft den Praxen nur eine eigene Patientenbefragung. Ergeben sich hier Trends, so kann der Praxischef über realisierbare Alternativzeiten bei den Sprechstunden nachdenken.

Jüngere bei Einweisungen skeptisch

Generell über die Gesamtbevölkerung gemittelt, fungiert der Hausarzt mit 62 Prozent als Hauptansprechpartner für Patienten, wenn es um die Wahl des Krankenhauses für eine stationäre Behandlung geht - für Klinikmanager ein Ansporn, zu ihren potenziellen Zuweisern vor Ort ein gutes Verhältnis zu pflegen.

Hausärzte können sich allerdings nicht auf ihrem Vertrauensvorschuss ausruhen, wollen sie weiterhin Ansprechpartner Nummer eins in Sachen Kliniksuche sein.

Denn: Sind es in der Altersgruppe 55 plus 42 Prozent und bei der Gruppe der 35- bis 54-Jährigen noch 35 Prozent, die ihren Hausarzt in dieser Rolle sehen, so sehen nur noch 23 Prozent der 18- bis 34-Jährigen ihren Hausarzt in dieser Position.

Gerade für diese jüngere Patientengruppe ist mit 35 Prozent (Mehrfachnennungen waren möglich) die Meinung ausschlaggebend, die in Online-Foren zu ausgewählten Kliniken steht.

Mit 34 Prozent rangiert danach der Freundes- und Bekanntenkreis vor der Homepage der Klinik (31 Prozent).

Versorgung mit Vertrauensbonus

Wie die Umfrage weiter ergab, erhält die medizinische Versorgung in Deutschland bei den Bundesbürgern einen Vertrauensbonus.

So stimmten 60 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass das deutsche Gesundheitssystem zu den drei besten weltweit zählt. 23 Prozent verneinten dies, 18 Prozent trauten sich kein Urteil zu.

Gut oder sehr gut sehen 55 Prozent der Kassenpatienten die Versorgung in deutschen Kliniken. Bei Privatpatienten sind es 50 Prozent. 191 der 1062 Befragten gaben an, Sorgen zu haben, sich in Deutschland mit lebensbedrohlichen Viren infizieren zu können.

Hauptsorgen dieser Teilgruppe waren - Mehrfachnennungen waren wiederum möglich - mit 77 Prozent Hygienemängel in deutschen Krankenhäusern.

72 Prozent befürchten, dass überlastetes Personal die Anzeichen für eine Erkrankung übersehe. 39 Prozent sehen nicht ausreichend geschultes ärztliches Personal als Gefahrenquelle in Kliniken.

Im Schnitt sind 88 Prozent der Bundesbürger gesetzlich versichert, 27 Prozent verfügen darüber hinaus über eine private Zusatzversicherung.

Mit einem Wert von 90 Prozent verzeichnen die gesetzlichen Krankenkassen einen hohen Wert an Versicherten, die mit der Leistung ihrer Kasse zufrieden sind. Bei den privaten Krankenversicherung liegt der Wert laut PwC-Healthcare-Barometer 2015 bei 85 Prozent.

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Kommentare
Lilia Renner 13.03.201507:23 Uhr

Komplex

Man muß auch einen Faktor "Kassenpatient" berücksichtigen, seine Erwartungen werden unbegrenzt, er geht lieber kostenpflichtig noch zum Heilpraktiker ( Was nichts kostet-wirkt nicht), er möchte 30 min über grippale Beschwerden sprechen, u.a. erwartet er eine Heilung sofort-sonst werden tw. 3 Ärzte nachmittags wg Harnwegsinfektes, Panaritium aufgesucht( kostet ja nix). Die meiste Privatpatienten sind eher vernünftiger : Sie werden nicht in banalen Fällen die Ressourcen für Ärztebesuche verbrauchen - es kostet was .

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