Kölner Praxisnetz

So klappt zeitnahe Versorgung durch den Facharzt

Eine facharztübergreifend standardisierte ambulante Versorgung: Damit konnte das Gesundheitsnetz Köln-Süd die Techniker Krankenkasse überzeugen. Mit Extra-Leistungen für deren Versicherte fließt auch zusätzliches Honorar.

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KÖLN. Über einen Vertrag mit dem Gesundheitsnetz Köln-Süd (GKS) will die Techniker Krankenkasse (TK) die fachärztliche Versorgung ihrer Versicherten im Süden der Domstadt verbessern.

Zentrale Elemente sind neben der engen Kooperation und Kommunikation der beteiligten Mediziner die Förderung der Prävention und Serviceleistungen für die Patienten.

Das fachübergreifende GKS ist 2007 gegründet worden, inzwischen beteiligen sich 72 Ärztinnen und Ärzte, davon rund 80 Prozent Fachärzte.

Seit 2010 wird das Netz von einer Management-GmbH gesteuert, es gehörte 2011 zu den Gründern der Agentur deutscher Arztnetze. Das GKS hat bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo) die Akkreditierung beantragt.

Gemeinsame Behandlungpfade

"Praxisnetze sind eine sinnvolle und zielführende Option für die regionale Gesundheitsversorgung", sagte der Vorstandsvorsitzende Dr. Christian Flügel-Bleienheuft bei der Vorstellung des TK-Praxisnetzwerks-Vertrags.

Über die Netze könnten die Ärzte gut auf den regionalen Bedarf reagieren. Das GKS arbeitet mit Physiotherapeuten und ambulanten sowie stationären Pflegediensten zusammen.

"Auch die Kooperation mit Krankenhäusern ist uns wichtig", sagte der Internist.

Als das entscheidende Plus des Netzes sieht er die verbesserte Kommunikation und die enge Kooperation zwischen den Ärzten. Gemeinsam könnten sie besser mit der Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen mithalten als der einzelne Arzt.

Die Netzärzte haben Behandlungspfade entwickelt, zum Beispiel für Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern.

Zwei Themen stehen besonders im Fokus: die Multimedikation und die Versorgung von Patienten in Pflegeheimen. Gemeinsame Fallbesprechungen ermöglichen es, etwa bei der Medikation nach konkreten Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen.

Auch beim Fehlermanagement und der Fehlervermeidung mache sich das Zusammenwirken im Netz bezahlt, betonte Flügel-Bleienheuft. "Das kann der einzelne gar nicht stemmen."

Von der IV zur besonderen fachärztlichen Versorgung

Das GKS hat zusammen mit zwei weiteren Netzen - in München und Hannover - eine Ausschreibung der TK gewonnen. Zunächst schlossen die Partner einen Vertrag zur integrierten Versorgung, nach Intervention des Bundesversicherungsamtes wurde daraus ein Vertrag zur besonderen fachärztlichen Versorgung nach Paragraf 73c SGB V.

In den Vertrag, der zu Beginn dieses Jahres wirksam wurde, haben sich bislang 2200 Patienten eingeschrieben. Zurzeit kommen pro Quartal 20 Prozent hinzu, berichtete Flügel-Bleienheuft.

"Durch die koordinierte und gesteuerte Versorgung können die Ärzte die Diagnostik beschleunigen und eine zeitnahe Therapie gewährleisten". Krankenkasse und Mediziner haben Zielkennzahlen vereinbart.

Mit ihnen können sie feststellen, ob sich die erhofften Vorteile in der Versorgungsrealität auch einstellen. So wird beispielsweise festgehalten, wie häufig Patienten im Netz eine Zweitmeinung einholen oder sich über Präventionsangebote beraten lassen.

Die TK sehe in den Praxisnetzen einen guten Ansatz, um Versorgungsmodelle zu erproben, sagte Ulrich Adler, Leiter regionales Vertragswesen bei der Landesvertretung der Krankenkasse in Nordrhein-Westfalen.

"Entscheidend für die Versorgung ist nicht nur die Qualität des Arztes, sondern auch die Art, wie der Patient durchs System geführt wird." Ein weiterer Vorteil der Netze ist für Adler der Know-how-Transfer zwischen den Ärzten und zwischen den Sektoren.

Die Tatsache, dass das GKS facharztzentriert ist, mache das Netz für die Kooperation mit der Techniker Krankenkasse besonders attraktiv, erläuterte der Leiter der TK-Landesvertretung Günter van Aalst.

"Die zeitnahe Versorgung durch den Facharzt hat für unsere Versicherten einen hohen Stellenwert."

Alle Patienten profitieren

Die Patienten profitieren nach Einschätzung van Aalsts davon, dass die Ärzte im Netz mit festen Standards arbeiten. "Wir bieten objektive Rahmenbedingungen, an denen sich die Versicherten orientieren können."

Von der Verbesserung der Versorgung, die auf diesem Weg erreicht werden kann, würden letztendlich alle Patienten unabhängig von der Kasse profitieren. "Es geht nicht darum, die Regelversorgung zu ersetzen, sondern darum die Regelversorgung besser zu gestalten", betonte van Aalst.

Den TK-Versicherten bieten die Netzärzte Service-Leistungen wie eine 24 Stunden-Erreichbarkeit per Mail und Telefon, schnelle Terminvergabe, kurze Wartezeiten und Sprechstunden für Berufstätige.

 "Für die Leistungen, die wir zusätzlich erbringen, fließt auch zusätzliches Honorar", sagte Flügel-Bleienheuft. Das gilt auch für die gezielte Präventions-Beratung. Für jeden TK-Versicherten, der sich in das Netz einschreibt, zahlt die Kasse eine Pauschale.

"Ein Teil geht an den Arzt, ein Teil ans Netz." Die Abrechnung erfolgt mit Symbolnummern über die KVNo. (iss)

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