Fachkräftemangel

Sollte der MFA-Beruf männlicher werden?

Bei rund vier Prozent lag der Anteil der Männer unter den MFA-Azubis im vergangenen Jahr. Das wäre ausbaufähig. Um die Personalengpässe in den Praxen zu beheben, braucht es laut VmF-Präsidentin König aber weit mehr als das Werben um Männer.

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Männer im MFA-Beruf wie hier in einer Karlsruher HNO-Praxis (Archivbild) sind noch immer die Ausnahme.

Männer im MFA-Beruf wie hier in einer Karlsruher HNO-Praxis (Archivbild) sind noch immer die Ausnahme.

© Uli Deck/dpa/dpaweb/picture-alliance

Neu-Isenburg. Krankenpflege ist kein Frauenberuf mehr, ließ die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erst vor wenigen Tagen verlauten. Der Anteil der Männer unter den Pflege-Azubis liege mittlerweile bei etwa einem Viertel. Der Anlass war der Boys Day am 27. April, das Ansinnen aber sehr deutlich: Es sollen noch mehr Männer in den Pflegeberuf gehen.

Die Personalnot in den Kliniken wird das sicherlich nicht ad hoc lindern. Aber kann das Bewerben von Gesundheitsfachberufen bei Männern vielleicht perspektivisch wieder zu mehr Fachkräften in der Versorgung führen? Und wie sieht es bei den Medizinischen Fachangestellten (MFA) aus, bei denen sich der Männeranteil ja eher im Promillebereich bewegt?

Hannelore König, Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe e.V. (VmF), hält es eher für geboten, an anderen Stellschrauben zu drehen. Grundsätzlich befürworte es der Verband, dass sich mehr Männer für den Beruf MFA interessieren. „Wir sehen aber keinen Grund, den Beruf unter Männern besonders zu bewerben“, sagt sie zur Ärzte Zeitung.

Nach Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) starteten 2021 exakt 687 Männer die Ausbildung zum MFA, 2022 waren es immerhin schon 747 – fast neun Prozent mehr. Gleichzeitig unterzeichneten 17.154 junge Frauen im Jahr 2021 ihren MFA-Ausbildungsvertrag, 2022 waren es dann mit 16.656 neu abgeschlossenen Verträgen etwas weniger. Der Anteil der Männer unter den MFA-Azubis machte im vergangenen Jahr damit nicht einmal ganz 4,3 Prozent aus.

Ohne Gehaltsplus wird das nichts

Wer dem MFA-Mangel, der vielerorts bereits Realität ist, begegnen wolle, müsse die Gehälter für beide Geschlechter in diesem Beruf erhöhen und die Rahmenbedingungen verbessern, so König. Die Vergütung müsse der Verantwortung und Belastung entsprechen.

Aktuell sieht der MFA-Tarif im ersten Ausbildungsjahr eine Vergütung von 920 Euro pro Monat vor. Für Auszubildende in der Pflege sind es nach den Entgelttabellen des Tarifs im Öffentlichen Dienst im ersten Jahr bis zu 1190 Euro. Auch bei den Berufseinsteigern zeigt sich schnell, dass allein beim Gehalt die Praxen – selbst wenn sie sich am MFA-Tarif orientieren – nur schwer der Konkurrenz aus den Kliniken die Stirn bieten können. Eine/ein MFA im ersten Berufsjahr und Tätigkeitsgebiet I erhält nach Tarif 2.206,98 Euro brutto pro Monat, eine Pflegerin oder ein Pfleger mit dreijähriger Berufsausbildung startet in der untersten Tätigkeitsgruppe bei 2932 Euro pro Monat.

„Wir brauchen ein Praxiszukunftsgesetz statt weiterer Spargesetze“

Für bessere Gehälter müsse es eine gesicherte Finanzierung der Leistungen, die in den Praxisteams erbracht werden, geben, fordert König. Dazu gehört für sie eine „zeitnahe und automatische Gegenfinanzierung“ der Tarifsteigerungen bei den MFA. „Wir brauchen ein Praxiszukunftsgesetz statt weiterer Spargesetze“, sagt sie. Wichtig für die Konkurrenzfähigkeit der Praxen auf dem Arbeitsmarkt seien aber ebenso die Novellierung der GOÄ und eine Entbudgetierung.

Geld allein macht einen Beruf jedoch noch nicht attraktiv. Das Gesamtpaket muss laut König stimmen. „Ein Beruf ist umso interessanter, je mehr Eigenverantwortung er bietet“, so die VmF-Präsidentin. Es sollten in den Praxen berufliche Perspektiven vorhanden sein und ausgebaut werden. Der VmF denke hier an die Förderung von berufsbegleitenden Studiengängen, wie den Physician Assistant für MFA. In den Berufsschulen würden Verbandsmitglieder immer häufiger nach Perspektiven durch Aus- und Fortbildung gefragt, berichtet sie. Zusätzlich müsse eine „ausgewogene Work-Life-Balance“ geboten werden, das beinhalte auch flexible Arbeitszeiten. (reh)

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