Arbeitserleichterung

Studenten entwickeln App zur schnellen Pflegedokumentation

Weniger Papierkram, mehr Zeit für die Menschen: Potsdamer Universitätsabsolventen haben eine App zur Pflegedokumentation entwickelt

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Potsdam. Alles fing damit an, dass der Opa ins Pflegeheim kam. Und Fabio und Marcel Schmidberger, damals Studierende an der Universität Potsdam, erlebten aus erster Hand den Alltag der Pflegefachkräfte: Blutdruck, Gewicht, getrunkenes Wasser. Alles musste dokumentiert werden.

Ständig wurden Zettel geschrieben und Daten in den Computer getippt. „Wir haben gesehen, wie aufwändig das alles ist“, sagt Fabio Schmidberger. Zusammen mit ihrem Kommilitonen Erik Ziegler machten sie sich daran, den Alltag der Pflegekräfte zu erleichtern und entwickelten die „voize“-App.

Eine Software, die auf handelsüblichen Smartphones installiert werden kann und über eine Schnittstelle zu den meisten Anwendungen verfügt, die in der Pflegedokumentation eingesetzt werden. Und über eine Spracherkennung. „Wenn eine Pflegekraft ins Zimmer kommt, kann sie einfach ins Handy sprechen: „Bewohnerin hat einen Blutdruck von 140 zu 90“ - und die Software fügt das automatisch in die Pflegedokumentation ein“, so Schmidberger.

Getestet wurde die Software unter anderem im Potsdamer St. Franziskus Seniorenpflegeheim und bei der Stuttgarter Caritas. Und als sich Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) am Mittwoch die Funktionsweise der App vor Ort zeigen ließ, waren alle Beteiligten begeistert. „Unsere Erfahrung ist, dass man pro Schicht 1,5 bis zwei Stunden sparen kann“, sagte Filomena Nigro von der Stuttgarter Caritas.

Im Finale um Innovationspreis

Solche Werte wollten die Beschäftigten des St. Franziskus-Heims nicht bestätigen, aber „zwanzig Minuten bis eine halbe Stunde am Tag spart man schon“, sagte eine Mitarbeiterin. Anfänglich hätten sich die Mitarbeiter noch schwer damit getan, in Anwesenheit der Bewohner die Befunde ins Handy zu sprechen, sagt Britta Schmidt, Geschäftsführerin der zu den Alexiandern gehörenden Christlichen Altenhilfe Potsdam. „Aber daran gewöhnt man sich.“ Wichtig sei, dass die Mitarbeiter durch die neue App mehr Zeit für die Bewohnerinnen und Bewohner hätten.

Brandenburgs Wissenschaftsministerin jedenfalls freute sich am Mittwoch sichtlich. „Wir werden immer wieder gefragt, wieso wir in Brandenburg eigentlich Wissenschaft brauchen“, so Schüle. „Oft wird unseren Wissenschaftlern der Vorwurf gemacht, sie lebten in einem Elfenbeinturm.“ Die drei Studierenden, die sich mit der Pflegeapp selbstständig gemacht hätten, bewiesen das Gegenteil. Die Pflegeapp ist eine von 155 Innovationen, die im diesjährigen Finale um den mit 10.000 Euro dotierten Innovationspreis Berlin-Brandenburg stehen.

Mittlerweile, schätzen die Schmidberger-Brüder, werde ihre App schon von mindestens 1000 Pflegefachkräften benutzt. Einmal in der Woche bieten sie Anwendern in einer Videkonferenz die Möglichkeit, Anregungen direkt an die mittlerweile 14 Mitarbeiter ihres Startups (voize GmbH, Potsdam) zu übermitteln. Und sie wollen die App langfristig auch für Krankenhäuser und die Eingliederungshilfe nutzbar machen. Die Alexianer wiederum überlegten, sie für alle ihre Altenheime zu nutzen, sagt Britta Schmidt. (lass)

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