Hirnschädigungen bei Kindern?

Umstrittenes Organophosphat vor dem Aus

Alles deutet darauf hin, dass die EU-Zulassung für das Insektengift Chlorpyrifos nicht verlängert wird. Am vergangenen Freitag hat die EU nun das Verbot bestätigt.

Veröffentlicht: | aktualisiert:

Brüssel. Einem der umstrittensten Pestizide droht jetzt das Aus in der EU. Am vergangenen Freitag hat die EU nun das Verbot bestätigt. Die EU-Zulassung des insbesondere im Zitrusanbau häufig eingesetzten Insektenvernichters endet am 31. Januar kommenden Jahres.

 Für den Antrag der Hersteller auf Zulassungsverlängerung sieht es schlecht aus, seit unlängst die europäische Lebensmittelüberwachung Efsa wissen ließ, dass ein Peer-Review-Verfahren „Bedenken hinsichtlich möglicher genotoxischer sowie neurologischer Auswirkungen“ bei Kindern untermauert habe. In dem kurze Zeit später veröffentlichten Abschlussbericht resümiert die Efsa, das Insektizid hätte angesichts neuester Sicherheits-Erkenntnisse eigentlich nie in der EU zugelassen werden dürfen. Dem BR-Bericht zufolge wollen sich die meisten EU-Mitglieder, darunter auch Deutschland, für ein Verbot aussprechen. Mit Widerstand werde hingegen seitens der „Zitrus-Staaten“ Spanien, Griechenland, Italien und Portugal gerechnet.

Chlorpyrifos wurde 2005 in der EU zugelassen; in Deutschland wurde die Verkehrsfähigkeit bereits 2008 wieder zurückgenommen. Expositionen sind allerdings durch belastete Importfrüchte weiterhin möglich. Entwickelt hatte das Mittel in den 1960er Jahren das US-Unternehmen Dow Chemical. Hinweise auf hirnschädigende Effekte sollen bereits in früheren Zulassungsunterlagen zu finden sein, ohne dass dies in den Studien ausdrücklich hervorgehoben worden wäre. 2012 veröffentlichte eine kalifornische Forschergruppe eine Untersuchung zu pränatalen Hirnschädigungen durch Chlorpyrifos, wobei deutlich geworden sei, dass auch schon bis dato als unbedenklich eingestufte Mengen toxische Effekte zeitigten. Die EU-Behörde Efsa befand zuletzt, „dass für den Stoff keine sichere Expositionshöchstgrenze – bzw. kein toxikologischer Referenzwert – festgelegt werden kann“.

Von Herstellerseite wurde und wird ein Risiko durch Chlorpyrifos jedoch bestritten. Für entsprechende Behauptungen gebe es keine wissenschaftlichen Beweise, heißt es. (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Dürfen Vertragsärzte Kassenpatienten Privattermine anbieten, Frau Vogtmeier?

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Welche neuen ePA-Funktionen 2026 kommen sollen

Lesetipps
Eine Hand fängt 500-Euro-Geldscheine auf, die durch die Luft wirbeln.

© vegefox.com / stock.adobe.com

Vermögensforscher im Interview

Welche Eigenschaften helfen, reich zu werden

Sie kommt relativ oft vor, wird aber oft übersehen: die kardiale autonome diabetische Neuropathie.

© Aleksandra Kuzmina / stock.adobe.com

Kardiale autonome diabetische Neuropathie

Das neuropathische Herz – ein Risiko