Kommentar zur Arztfehlerstatistik

Unbegründete Angst vor Meldepflicht

Jeder iatrogen ausgelöste Patientenschaden muss eine Alarmglocke auslösen und in Vermeidungs- wie Lernstrategien münden.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

Behandlungsfehlerstatistiken führen die Ärztekammern, die Medizinischen Dienste und auch die Unabhängige Patientenberatung. Trotzdem ergibt sich durch die alljährlichen Schadensberichte kein wirklich scharfes Bild dessen, was wirklich schiefläuft in Praxen und Krankenhäusern. Mehr als wackelige Trends lassen sich daraus nicht ableiten.

Hauptgrund ist, dass die meisten Schadensfälle in diesen Statistiken gar nicht auftauchen. Zum einen einigen sich Ärzte und geschädigte Patienten oft formlos untereinander. Auch die Zahlen von Haftpflichtversicherern und die vor Gerichten ausgefochtenen Klagen von möglicherweise durch von Ärzten geschädigten Menschen werden nicht erfasst.

40.000 Schadensfälle nicht erfasst?

Selbst bei Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern wird eingeräumt, dass dieser blinde Fleck bei möglicherweise 40.000 nicht erfassten Schadensfällen liegen könnte.

Jeder iatrogen ausgelöste Schaden muss eine Alarmglocke auslösen und in Vermeidungs- wie Lernstrategien münden. Das ist richtig. Bei rund einer Milliarde Arzt-Patientenkontakten und 20 Millionen Patienten in Krankenhäusern pro Jahr würde es gleichwohl auch bei einer vollständigen Statistik davon nicht wirklich laut.

Eine Meldepflicht für Versicherer, Gerichte und andere an der Schadensregulierung Beteiligte, wie aus Ärztekammerkreisen bereits gefordert, muss die Ärzte in Praxis und Klinik nicht schrecken.

Schreiben Sie dem Autor: anno.fricke@springer.com

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