Mensch-Maschine-Interaktion

Vom Roboter gepflegt

Für den Weltroboterverband steht außer Frage: Der Healthcare-Sektor ist ein zentraler Wirtschaftsbereich, in dem künftig die Mensch-Maschine-Kollaboration dominieren wird. Singapur ist bereits Vorreiter.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Auf Tuchfühlung: Roboter können Beschäftigte im Gesundheitswesen bei der Versorgung massiv entlasten, ohne dabei zum Konkurrenten zu werden, so der Weltroboterverband.

Auf Tuchfühlung: Roboter können Beschäftigte im Gesundheitswesen bei der Versorgung massiv entlasten, ohne dabei zum Konkurrenten zu werden, so der Weltroboterverband.

© AlienCat / stock.adobe.com

FRANKFURT/SINGAPUR. Mehr als drei Millionen Industrie-Roboter werden laut Prognose der International Federation of Robotics (IFR/Weltroboterverband) bis 2020 in den Fabriken der Welt im Einsatz sein. Damit dürfte sich der operative Bestand innerhalb von sieben Jahren (2014-2020) mehr als verdoppeln.

Der technologische Wandel werde zu Produktivitätssteigerungen führen, aber – im Gegensatz zu weit verbreiteten Befürchtungen zum Beispiel bei Pflegekräften – nicht als Jobkiller wirken, sondern neue Arbeitsmodelle bringen, die die Mensch-Maschine-Kollaboration fokussiert.

Einsatz vor allem in Kliniken

Das postuliert die IFR in ihrem Positionspapier "Robots and the Workplace of the Future" im Vorfeld der internationalen Fachmesse für Automation und Mechatronik, automatica, die im Juni in München stattfindet. Roboterlösungen für das Gesundheitswesen spielen dort zunehmend eine Rolle. Der Healthcare-Sektor ist neben der Produktion und Logistik der dritte zentrale Wirtschaftsbereich, in dem künftig die Mensch-Maschine-Kollaboration dominieren wird, prognostiziert die IFR. Roboter würden bereits heute über die gesamte Healthcare-Lieferkette eingesetzt, von der Medikamentenprüfung und Produktion über die Logistik bis hin zur medizinischen Versorgung und Pflege.

Wie die IFR mit Blick auf die Versorgung betont, seien viele fortschrittliche Robotik-Lösungen aus der Logistik direkt in Krankenhäusern einsetzbar. Laut Expertenschätzung ließen sich so durch eine einprozentige Effizienzsteigerung im globalen Healthcare-Sektor binnen 15 Jahren mehr als 60 Milliarden US-Dollar an Kosten einsparen. Roboter würden in Kliniken eingesetzt, um medizinisches Equipment sowie Medikamente zu transportieren.

In einem typischen Haus mit 200 Betten werde Equipment und Abfall wöchentlich maximal 400 Meilen weit transportiert, heißt es weiter. Laut Prognose würden die Kosten je Transport um 50 bis 80 Prozent reduziert, wenn dafür Roboter eingesetzt würden. Die Wegstrecken, die eine Krankenschwester wöchentlich in ihrem Arbeitsalltag in der Klinik zurücklege, ließen sich durch Kollege Roboter auf drei bis vier Meilen reduzieren.

Wie die Mensch-Maschine-Kollaboration die Versorgung in Zukunft wandeln könnte, demonstriert laut IFR schon heute das Changi General Hospital (CGH) in Singapur – der Löwenstaat will als erstes Land weltweit zeigen, wie eine smarte Nation aussehen kann. Dazu wird der Stadtstaat umfassend mit Sensoren vernetzt – auch das Gesundheitswesen.

Am Center for Healthcare Assistive and Robotics Technology des CGH sei der Roboter HOSPI von Panasonic im Einsatz. Dieser liefere innerhalb der Klinik Medikamente, aber auch Patientenakten aus, die jeweils nur nach dem Scannen einer Berechtigungskarte entnommen werden könnten. So muss das CGH für diese Botengänge kein Personal abstellen.

Überwachung im Kontrollraum

Durch zahlreiche Sicherheitslösungen könne das Vertauschen, eine Manipulation oder der Diebstahl der zu transportierenden Gegenstände ausgeschlossen werden. HOSPI kommuniziere permanent mit dem Kontrollraum der Klinik, von wo aus er überwacht und gesteuert werde. HOSPI sei zusätzlich mit Sensoren ausgestattet sowie digital mit den Krankenhauswegen gespeist, um "Hindernisse wie zum Beispiel Patienten in Rollstühlen" zu umgehen. Der Einsatz des Roboters habe die Produktivität des CGH um 30 Prozent gesteigert und Personalkosten eingespart, so die IFR.

Ein anderer humanoider Roboter unterhalte Patienten, um ihnen die Wartezeiten zu verkürzen und um Kinder bei Impfungen abzulenken. Ein weiteres System sortiere Op-Instrumente und beuge so menschlichen Irrtümern vor. Außerdem sei die Produktivität bei diesem Arbeitsschritt im Vergleich zum Einsatz von Klinikpersonal um 50 Prozent gestiegen.

Der Weltroboterverband geht des Weiteren davon aus, dass der Robotereinsatz nicht nur im OP-Umfeld, sondern auch in der Rehabilitation, noch viel Potenzial verspricht – dasselbe gelte für die Unterstützung chronisch-kranker Patienten sowie älterer Patienten im Wohnumfeld.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

© Paolese / stock.adobe.com (Model mit Symbolcharakter)

Neuer Therapieansatz bei erektiler Dysfunktion

Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Kranus Health GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung