Kliniken

Zuschläge für Qualität als Ansporn

Die große Koalition hat sich zum Ziel gesetzt, die Behandlungsqualität in Kliniken zu erhöhen. Als Mittel sollen finanzielle Zuschläge für überdurchschnittliche Qualität dienen - bei Mängeln soll es aber keinen Abschlag geben.

Von Katja Schmidt Veröffentlicht:
Daumen hoch oder Daumen runter: Die Qualität der Behandlungen ist in den deutschen Krankenhäusern unterschiedlich.

Daumen hoch oder Daumen runter: Die Qualität der Behandlungen ist in den deutschen Krankenhäusern unterschiedlich.

© Do Ra / fotolia.com

KASSEL. Finanzielle Anreize sollen Deutschlands Krankenhäuser zu hoher Behandlungsqualität anstacheln, Geldeinbußen bei Qualitätsmängeln sollen sie aber nicht fürchten müssen - dafür hat sich der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag, Edgar Franke, ausgesprochen.

"Positive Verstärker wären richtig", sagte der SPD-Politiker kürzlich beim "Kasseler Gesundheitsforum" des kommunalen Krankenhauskonzerns Gesundheit Nordhessen (GNH).

Eine Möglichkeit, Abschläge zu erheben, würde Krankenkassen in Versuchung bringen, "überall" mangelnde Qualität zu unterstellen, argumentierte Franke.

Mehrleistungsabschläge verändern

Im Koalitionsvertrag peilen CDU/CSU und SPD an, das System der Mehrleistungsabschläge in der Krankenhausfinanzierung zu differenzieren. "Leistungen mit nachgewiesen hoher Qualität können von Mehrleistungsabschlägen ausgenommen werden, für besonders gute Qualität sind Zuschläge möglich", heißt es.

Umgekehrt sollen aber "bei unterdurchschnittlicher Qualität für einzelne Leistungen auch höhere Abschläge möglich sein". Das klang bei Franke nun anders.

Die Diskussion in Kassel stand unter dem Motto: "Gesundheitspolitik vor neuen Aufgaben. Was erwartet die Gesundheitswirtschaft in der neuen Legislaturperiode?" Das Vorhaben der großen Koalition, ein neues "Qualitätsinstitut" zu gründen, erntete dabei Zustimmung auf Seiten der Opposition.

Kordula Schulz-Asche, Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion für Prävention und Gesundheitswirtschaft, bezeichnete die geplante Forschungseinrichtung als "genau richtig".

Das Institut soll Routinedaten aus der ambulanten und stationären Versorgung auswerten und unter anderem eine Vergleichsliste für Krankenhäuser führen. "Objektivierbare Parameter" seien auch für die Versorgungsplanung auf Landesebene wichtig, sagte die Grünen-Politikerin.

"Bräuchten komplette Öffnung der Krankenhäuser für ambulanten Bereich"

Gerhard M. Sontheimer, Vorstandsvorsitzender von Gesundheit Nordhessen, hingegen warnte davor, beim Thema Qualitätsdaten noch einmal alles von vorn erfinden zu wollen.

"Die Krankenhäuser haben sich schon seit Jahren mit dem Thema beschäftigt", betonte er und verwies auf die Initiative Qualitätsmedizin und das Internetportal "qualitätskliniken.de".

Für die von der Politik geforderte engere Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärzten und Kliniken warf Sontheimer "ein einfaches Rezept" in die Diskussion: "Wir bräuchten die komplette Öffnung der Krankenhäuser für den ambulanten Bereich."

Auf dem Land werde sich darüber niemand beklagen, prophezeite der GNH-Chef. In den Städten werde es keine wirkliche Konkurrenz für die niedergelassenen Ärzte geben - weil die Krankenhäuser sähen, dass "es sich für sie nicht lohnt".

Grünen-Politikerin Schulz-Asche hatte zuvor intensiv für mehr Kooperationen geworben. Franke hatte angekündigt, die große Koalition wolle, "dass die kleinen Krankenhäuser auf dem Land ambulant geöffnet werden" - zumindest für die Notversorgung am Wochenende.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur Klinikreform: Kampf um Lauterbachs Erbe

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Vor der Ferienzeit

Beratungsfall Reisemedizin: Worauf es im Patentengespräch ankommt

Lesetipps
Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus