Was tun, wenn ein Statin nicht gut vertragen wird?

MANNHEIM (bd). Häufigste unerwünschte Wirkung einer Statintherapie ist die Myopathie. Sie ist auch der Hauptgrund - zu 70 Prozent - für einen Therapieabbruch.

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Das Risiko für myopathische Statinreaktionen liegt einer Metaanalyse von 35 randomisierten, placebokontrollierten Studien mit 74 000 Patienten zufolge zwischen einem und fünf Prozent, wie Professor Gerald Klose aus Bremen beim Atherosklerosekongress in Mannheim berichtet hat. In einer neueren Studie mit 32 000 Patienten - darunter acht Prozent Diabetiker - werden bis zu zehn Prozent "myopathischer Ereignisse" angegeben. Zu einer schweren Myositis kam es bei 0,4 Prozent auf 1000 Personenjahre und zu einer Rhabdomyolyse in 0,1 bis 0,2 Prozent.

Meist treten unerwünschte Ereignisse wie Myopathien gleich am Anfang der Statintherapie auf, können sich aber auch später noch bemerkbar machen. Risikofaktoren für statin-assoziierte Myopathien sind nach Angaben von Klose höheres Lebensalter, weibliches Geschlecht, Niereninsuffizienz, Leberfunktionsstörungen, Hypothyreose, Diabetes mellitus und eine Co-Medikation zum Beispiel mit Makroliden, Cyclosporin, Amiodaron, Ketokonazol oder Barbituraten. Auch bei Alkoholmissbrauch würden vermehrt Myopathien im Zusammenhang mit einer Statintherapie beschrieben.

Was tun im klinischen Alltag? Klose zufolge sollte bei mäßigen Beschwerden mit oder ohne CK-Erhöhung (unter 5-fachem oberen Normwert) oder bei bis zu zehnfachem oberen Normwert zunächst die Dosis reduziert werden. Zu erwägen sei auch ein Statinwechsel. Unter engmaschiger klinischer Kontrolle könne die Therapie auch fortgesetzt werden. Bei ausgeprägteren statinassoziierten Myopathien bleibe allerdings nur, den Lipidsenker abzusetzen, riet Klose. Die Mayoklinik habe kürzlich "einen praktikablen Weg" vorgeschlagen.

Bestehen Risikofaktoren für eine toxische Myopathie, sollte zuvor zunächst eine "Basis-CK" bestimmt werden. Kommt es unter der Statintherapie zu Muskelsymptomen, muss der CK-Befund erhoben und eine Differenzialdiagnose der Myopathie gemacht werden. Je nach Schweregrad der Myositis setzt man die Therapie ab oder fort. Wenn nicht tolerable Schmerzen vorliegen, ist der Therapieabbruch unumgänglich. Das gelte auch bei CK-Erhöhungen über dem Zehnfachen des oberen Normwertes. Dann komme eine LDL-Apherese, der neue Ionenaustauscher Colesevelam oder Ezetimib infrage.

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