Absetzen von ICS

Bei welchen COPD-Patienten reicht LAMA/LABA aus?

Inhalative Kortikosteroide bei COPD absetzen – Bei Patienten mit nur wenigen Exazerbationen und ohne eine Eosinophilie funktioniert das offenbar gut.

Von Dirk Einecke Veröffentlicht:

SAN DIEGO. COPD-Patienten unter einer inhalativen Dreifachtherapie mit zwei Bronchodilatatoren und einem Kortikosteroid können ohne nachteilige Konsequenzen auf eine duale Bronchodilatation umgestellt werden, sofern sie keine häufigen Exazerbationen und keine Eosinophilen-Zahlen über 300/µl aufweisen.

Laut Leitlinie sollen bei COPD primär Bronchodilatatoren eingesetzt werden. Inhalative Kortikosteroide (ICS) kommen zum Einsatz, wenn der Patient unter dualer Bronchodilatation akute bronchiale Krisen (Exazerbationen) erleidet. Doch viele COPD-Patienten erhalten ICS, obwohl sie nicht oder nur selten unter Exazerbationen leiden. Hier stellt sich die Frage: Wie und unter welchen Umständen kann das ICS abgesetzt werden?

Eine Orientierung geben die beim Jahreskongress der American Thoracic Society ATS vorgestellten Ergebnisse der SUNSET-Studie (Am J Respir Crit Care Med 2018; online 20. Mai). In dieser Studie waren 1053 Patienten mit moderater bis schwerer COPD untersucht worden, von denen im Vorjahr zwei Drittel keine und ein Drittel eine Exazerbation hatten. Alle Patienten waren zuvor mindestens sechs Monate lang mit einer Triple-Therapie aus langwirksamem Beta-2-Mimetikum (LABA), langwirksamem Anticholinergikum (LAMA) und ICS behandelt worden.

Die Patienten wurden während einer vierwöchigen Run-in-Phase alle auf die gleiche Triple-Therapie eingestellt: Tiotropium, Salmeterol, Fluticason. Anschließend wurde randomisiert und entweder sechs Monate so weiter behandelt oder direkt auf Indacaterol/Glycopyrronium ohne ICS umgestellt. Primärer Endpunkt war die Nichtunterlegenheit bezüglich der Trough-FEV1-Verschlechterung nach einem halben Jahr. Der FEV1-Unterschied zwischen den Gruppen war gering und betrug 26 ml. Aufgrund des Konfidenzintervalls von +1 bis -53 ml wurde das Ziel, Nicht-Unterlegenheit nachzuweisen, aber knapp verfehlt.

Keine negativen Effekte hatte das Absetzen des ICS auf die forcierte Vitalkapazität und auf das Risiko für Exazerbationen (0,52/Jahr unter LABA/LABA und 0,48/Jahr unter Tripletherapie), berichtete Studienautor Professor Kenneth Chapman vom Asthma and Airway Centre der Universität in Toronto, Kanada, bei einer von dem Unternehmen Novartis unterstützten Veranstaltung.

Es zeigte sich jedoch, dass mit ansteigenden Eosinophilen-Zahlen die Unterschiede zwischen der ICS-haltigen und ICS-freien Therapie größer wurden. Patienten mit mehr als 300/µl Eosinophilen verloren im Schnitt 70 ml FEV1 und verdoppelten annähernd ihr Exazerbationsrisiko, wenn sie das ICS absetzten.

Auch die WISDOM-Studie (N Engl J Med 2014; 371: 1285-1294) hatte den Effekt eines ICS-Absetzens bei 2485 COPD-Patienten untersucht, wobei die Patienten in dieser Studie eine ausgeprägtere Exazerbationsanamnese aufwiesen und nicht alle zuvor konsistent mit ICS über längere Zeit behandelt worden waren. In dieser Studie war das Absetzen von ICS der Weiterbehandlung nicht unterlegen. Doch auch hier ging es mit einer leichten FEV1-Verschlechterung einher (um 43 ml nach 12 Monaten). In der WISDOM-Studie zeigte sich ebenfalls, dass Patienten mit hohen Eosinophilen-Werten eher vom Fortsetzen der ICS-Therapie profitierten.

Ergebnisse der SUNSET-Studie

» Keine negativen Effekte hatte das Absetzen des ICS auf die forcierte Vitalkapazität und auf das Risiko für Exazerbationen.

» Patienten mit mehr als 300/µl Eosinophilen verloren im Schnitt 70 ml FEV1 und verdoppelten annähernd ihr Exazerbationsrisiko, wenn sie das ICS absetzten.

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