Fibrin-Bildgebung macht Thromboembolien sichtbar

Mit einem neuen bildgebenden Verfahren, das jetzt entwickelt wird, lassen sich Thromben direkt sichtbar machen. Damit können Ärzte besser entscheiden, ob eine Lyse genügt oder ein invasives Verfahren nötig ist.

Veröffentlicht:

Thromben in den Karotiden lassen sich mit Ultraschall gut orten. Thromben in den Zerebral-Arterien lassen sich mit digitale Subtraktions-Angiographie (DSA), Magnetresonanz-Tomographie (MRT) oder Computer-Tomographie der Arterien (CTA) darstellen. Schwieriger ist die Diagnostik bei Aortenbogen und Herz; hier kommt die transösophageale Echokardiographie infrage, eine zuverlässige, aber für die Patienten nicht so angenehme Methode.

Manche Kardiologen wenden die Methode bei älteren Patienten ungern an, weil die Komplikationsrate relativ hoch ist - außerdem ist das Schallfenster oft nicht optimal.

Die Fibrin-Bildgebung, die von Schering entwickelt wird, hat nicht nur den Vorteil, Thromben überall im Körper mit einer einzigen Methode zu orten, sondern sie gibt auch ein Positiv-Bild der Thromben. Dagegen sieht man mit den herkömmlichen Verfahren an Stelle eines Thrombus immer nur eine Aussparung. Die Fibrin-Bildgebung erlaubt somit, auch etwas über die Art des Gewebes an einer Verengung zu sagen. Das ist wichtig, denn ein alte Verkalkung führt nicht zu einer Ausstreuung von Gerinnseln, dies geschieht nur bei Thromben, die frisch und in der Aufbauphase sind.

Diese Information hat Konsequenzen für die Therapie: Eine Engstelle an der Halsschlagader ohne Blutgerinnsel-Auflagerungen wird anders behandelt als eine mit Auflagerung. Der Arzt kann durch die Fibrin-Bildgebung also rational entscheiden, ob er das Übel pharmakologisch anpackt oder mit dem Herz- und Gefäßchirurgen zusammen.

Wie funktioniert die Fibrin-Bildgebung? Das Zielgewebe, das Fibringerüst des Thrombus, hat eine besondere Eiweißstruktur. Daran docken Peptide an, an die Signalgeber (Radiotracer) gekoppelt sind. Im Fall der MRT-Diagnostik sind das vier Ionen des Elements Gadolinium, eines MRT-Konstrastmittels. Die Peptide werden dem Patienten injiziert.

Die Forscher bei Schering gehen davon aus, daß es innerhalb von 15 bis 30 Minuten zu einer positiven Darstellung in der MRT kommt. Von der Zeit- und Kostenersparnis sowie von der Aussagekraft her gesehen, ist die Fibrin-Bildgebung herkömmlichen Verfahren wohl überlegen.

Das Peptid, es führt noch den Labornamen EP-2104R, bindet an einer Stelle am Fibrin, die keine pharmakologische Bedeutung hat und weder mit der Bildung von Thromben noch mit der Gerinnselauflösung etwas zu tun hat. So sind keine Interferenzen mit Therapeutika, etwa zur Lyse, zu befürchten.

Doch noch ist es nicht soweit. Wenn alles gut geht, so Professor Matthias Bräutigam, Leiter der Forschungsabteilung "Diagnostische Bildgebung" bei Schering, dann ist dieses diagnostische Verfahren in acht bis zehn Jahren auf dem Markt. Bis dahin stehen vermutlich auch zusätzliche pharmakotherapeutische Verfahren und noch feinere chirurgische Methoden zur Verfügung. (KHS)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Daten aus Wales

Infarktrisiko steigt offenbar auch nach Harnwegsinfekt

Einstufung in den Pflegegrad

Pflegebegutachtung: Wann hausärztlicher Rat gefragt ist

Lesetipps
„Nicht jeder Mensch ab 70 wird künftig Statine nehmen, aber es werden mehr als bisher sein“, prognostiziert Kollegin Erika Baum von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin.

© Rafal Rutkowski / stock.adobe.com

„Erheblicher zusätzlicher Beratungsbedarf“

Statine: Was der G-BA-Beschluss für Praxen bedeutet

Ein Geldschein liegt in einer Mausefalle.

© photo 5000 / stock.adobe.com

Knackpunkt Selbstzahlerleistungen

Der richtige Umgang mit IGeL-Fallen

Stethoskop auf Geldmünzen

© oppoh / stock.adobe.com / Generated by AI

EBM-Abrechnung 2026

Vorhaltepauschale 2.0: Bei 10 Kriterien ist für jeden was dabei