CARRISMA - Feintuning für das Risikomanagement

Um entscheiden zu können, ob eine medikamentöse Behandlung zur Primärprävention der KHK sinnvoll ist, sollte der Arzt wissen, wie hoch das kardiovaskuläre Gesamtrisiko des Patienten ist. In Mannheim ist ein neues Instrument zur Optimierung der Risikostratifizierung vorgestellt worden.

Veröffentlicht:

Die CARRISMA (CARdiovaskuläres RIsiko-MAnagement in der Primärprävention) benannte neue Software ist unter der Regie von Professor Helmut Gohlke aus Bad Krozingen entwickelt worden.

Schon bisher standen für die Abschätzung des kardiovaskulären Risikos dem Arzt diverse Scores zur Verfügung (PROCAM, SCORE-Projekt der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC), Framingham-Score). Was hat CARRISMA, was diese bekannten Scores nicht haben?

Wie Gohlke berichtete, haben der graduelle Bewegungsmangel, das Ausmaß des Übergewichts und die Anzahl der gerauchten Zigaretten einen eigenständigen ungünstigen Einfluß auf das kardiovaskuläre Risiko. In den verfügbaren Risikoscores werden diese drei Lebensstilfaktoren allerdings nicht unter quantitativem Aspekt berücksichtigt. So werde zwar beispielsweise der Nikotinkonsum qualitativ erfaßt - die für die Prognose ebenfalls wichtige Anzahl der gerauchten Zigaretten aber bleibe ausgeblendet.

Hier setzt CARRISMA an. Zusätzlich zu den in den Scores enthaltenen prognostischen Informationen wendet dieses neue Instrument die in der Literatur verfügbaren Erkenntnisse über die Auswirkungen der drei Lebensstilfaktoren auf die Prognose an - korrigiert für Alter, Gewicht und Geschlecht.

Wenn man CARRISMA zur Risikoermittlung nutzt, legt man zunächst einen der drei Risikoscores (PROCAM, ESC- oder Framingham-Score) als Grundlage für die Risikobestimmung fest. Danach werden die Lebensstilfaktoren erfaßt, auf deren Basis das PROCAM-, ESC- oder Framingham-Risiko individuell modifiziert wird.

Dabei könne es zu erheblichen Abweichungen vom traditionell ermittelten Risiko kommen, wie Gohlke betonte. "Ein 40jähriger Mensch, der im PROCAM-Score ein 10-Jahresrisiko für ein kardiovaskuläres Ereignis von sieben Prozent hat, kann bei CARRISMA 25 Prozent erreichen, wenn er viel raucht und stark übergewichtig ist", so Gohlke. Damit käme er in einen Bereich, wo eine medikamentöse Therapie erwogen werden müsse.

Das neue Instrument bietet somit eine Chance, Risikopatienten zu erkennen, die sonst unerkannt blieben. Mit den individuell berechneten Informationen zum Risikoprofil kann dem Patienten das Potential zur Verbesserung der Prognose anschaulich gemacht werden. Eine prospektive Validierung von CARRISMA erfolgt gerade in der Primärpräventionsstudie PräFord. (gvg / ob)

Mehr zum Thema

Frühjahrstagung des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands

Herzinfarkt oder Panikattacke? Der Chatbot weiß Bescheid

Aktuelle Analyse

KHK – positiver Abwärtstrend

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken