Diabetes, Infarkt, Schlaganfall

Ein tödliches Trio

Britische Forscher haben errechnet, wie viel Lebenszeit durch kardiometabolische Krankheiten verloren geht, vor allem, wenn sie in Kombination auftreten. Die Zahlen sind erschreckend.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Herzinfarkt, Diabetes und Schlaganfall kosten Lebenszeit - vor allem, wenn alle drei Krankheiten auftreten.

Herzinfarkt, Diabetes und Schlaganfall kosten Lebenszeit - vor allem, wenn alle drei Krankheiten auftreten.

© Kzenon / fotolia.com

CAMBRIDGE. Die kardiometabolische Multimorbidität durch Diabetes, Schlaganfall und Herzinfarkt senkt die Lebenserwartung drastisch. In Zahlen gefasst wurde dies jetzt auf Basis der Datenbank der Emerging Risk Factor Collaboration (ERFC) von fast 690.000 Studienteilnehmern und der UK Biobank (JAMA 2015; 314 (1): 52-60).

Die Daten für die große epidemiologische Studie wurden in 91 prospektiven Kohortenstudien gesammelt, die zwischen 1960 und 2007 in 18 Ländern liefen, mit einem Update der Daten im Jahr 2013.

John Darnesh, Fellow of the Academy of Medical Sciences, von der Universität Cambridge in Großbritannien und seine Kollegen verglichen zudem die Ergebnisse mit der Auswertung der Daten aus der UK Biobank, die von fast 500.000 Teilnehmern stammen und zwischen 2006 und 2010 erhoben wurden.

Insgesamt registrierten die Forscher im Studienzeitraum mehr als 135.000 Todesfälle unter den fast 1,2 Millionen Teilnehmern.

Tödliche Kombination

Für die Gesamtsterberate der Teilnehmer in der ERFC-Datenbank im Alter von 60 Jahren, die weder Diabetes noch einen Schlaganfall oder Herzinfarkt hatten, errechneten die Wissenschaftler einen Wert von 6,8 pro 1000 Personenjahre.

Bei Teilnehmern nur mit Diabetes in der Anamnese lag der Wert bei 15,6, mit einem Schlaganfall bei 16,1 und mit einem Herzinfarkt bei 16,8 - jeweils pro 1000 Personenjahre.

Der Wert verdoppelte sich in etwa in jeder Gruppe, bei der zwei der drei Erkrankungen vorhanden waren (Diabetes plus Herzinfarkt: 32; Diabetes plus Schlaganfall: 32,5; Schlaganfall plus Herzinfarkt: 32,8).

Mit 59,5 pro 1000 Personenjahre lag die Mortalität schließlich drastisch höher, wenn die Teilnehmer alle drei kardiometabolischen Erkrankungen hatten.

Entsprechend war das Gesamtmortalitätsrisiko bei Patienten mit je einer Erkrankung gegenüber der Vergleichsgruppe ohne diese Krankheiten verdoppelt (Hazard Ratio [HR]: 1,9 bei Diabetes, 2,1 bei Schlaganfall und 2,0 bei Herzinfarkt).

Das relative Risiko im Beobachtungszeitraum stieg auf 3,5 und mehr, wenn die Studienteilnehmer eine Kombination aus zwei der drei berücksichtigten Erkrankungen hatten, und schließlich auf 6,9, wenn alle drei Erkrankungen vorlagen.

Bis zu 20 Jahre weniger Lebenszeit

Nach Angaben der Wissenschaftler ermittelten sie ähnliche Werte auf der Grundlage der Auswertung der Biobank-Daten. Diese Risikoerhöhungen lassen sich auch in verlorenen Lebensjahren ausdrücken. Demnach war bei Männern im Alter von 60 Jahren, die zwei der drei Erkrankungen hatten, die Lebenserwartung um zwölf Jahre verkürzt.

Hatten sie sowohl Diabetes und einen Schlaganfall als auch einen Herzinfarkt, verkürzte sich die Lebenszeit sogar um 14 Jahre. Frauen lebten 13 beziehungsweise 16 Jahre kürzer.

Die Wissenschaftler haben schließlich auch Berechnungen für jüngere Altersgruppen angestellt. So ist offenbar bei 40-jährigen Männern, die alle drei Erkrankungen haben, die Lebenserwartung um 23 Jahre verkürzt, bei 50-Jährigen um 20 Jahre.

Die Schlussfolgerung, die Danesh und seine Kollegen aus dem Datenmaterial ziehen, ist zum einen, dass bei Diabetikern strikt darauf zu achten ist, kardiovaskuläre Erkrankungen zu verhindern. Zum anderen müsse bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen die Entstehung eines Diabetes abgewendet werden.

Schließlich weisen sie darauf hin, dass die Verkürzung der Lebenserwartung durch diese drei Erkrankungen etwa die Dimension wie bei Rauchern hat, die lebenslang dem Laster frönen - und wie bei HIV-Infizierten.

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

OPTIMA-AF

PCI und Vorhofflimmern: Wie antithrombotisch optimal behandeln?

2. Preis Charity Award 2025

Keine Ahnung von Reanimation? Studierende vermitteln Kompetenz

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel

© undrey / stock.adobe.com

Kolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel