Nicht defribillierbarer Herzstillstand

Rasche Gabe von Adrenalin erhöht Überlebenschance

Je früher ein Patient mit nicht defibrillierbarem Herzstillstand Adrenalin bekommt, desto besser. Denn umso größer ist seine Chance zu überleben.

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Herzstillstand: Wirken Elektroschocks nicht, helfen nur kardiopulmonale Reanimation und Adrenalin.

Herzstillstand: Wirken Elektroschocks nicht, helfen nur kardiopulmonale Reanimation und Adrenalin.

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BOSTON. Obwohl nicht defibrillierbare Rhythmusformen (Asystolie, pulslose elektrische Aktivität) bei Patienten mit Herzstillstand dominieren, ist die Studienlage zur Reanimation auf den Einsatz des Defibrillators fokussiert.

Ein Team um den Notfallmediziner Dr. Michael Donnino vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston hat sich nun mit dem Problem beschäftigt, was bei einem Herzstillstand am besten zu tun sei, wenn mit Elektroschocks nichts auszurichten ist (BMJ 2014; 348: g3028).

In solchen Fällen bleibt wenig mehr übrig als konsequente kardiopulmonale Reanimationsversuche - und die Gabe von Adrenalin. Donnino und seine Mitarbeiter fragten sich daher, zu welchem Zeitpunkt die erste Adrenalindosis zu verabreichen sei. Die Forscher haben dazu Daten einer Reanimatonsdatenbank analysiert, die von der American Heart Association unterstützt wird.

Für die Jahre 2000 bis 2009 waren darin die Angaben zu knapp 120.000 Erwachsenen enthalten, bei denen im Zuge eines Krankenhausaufenthalts entweder ein asystolischer Herzstillstand (55 Prozent) oder eine pulslose elektrische Aktivität (45 Prozent) aufgetreten war. Im Durchschnitt waren die Patienten 72 Jahre alt gewesen.

Aussichten verschlechtern sich minütlich

Das Ergebnis: Die erste Adrenalindosis sollte am besten so früh wie möglich verabreicht werden. Denn die Aussichten der Patienten verschlechtern sich von Minute zu Minute.

Demnach können zwölf Prozent der Patienten, denen binnen 60 Sekunden nach Erkennen des Herzstillstands Adrenalin gespritzt wird, das Krankenhaus lebend verlassen.

Das gilt auch für zwölf Prozent der Patienten, die das Medikament zwischen Minute eins und zwei erhalten. In der dritten Minute sinkt die Quote auf elf Prozent, in der vierten beträgt sie noch neun Prozent. Vergehen mehr als sechs Minuten, erleben nur noch sieben Prozent ihre Klinikentlassung.

Ein ähnliches Bild ergibt sich für Endpunkte wie das Wiederanspringen des Spontankreislaufs, das 24-Stunden-Überleben oder das Überleben in gutem, also allenfalls mäßig beeinträchtigtem neurologischem Zustand.

Einen solchen Status erreichen noch gut sieben Prozent der Patienten, die innerhalb von drei Minuten die erste Adrenalinspritze erhalten. Lässt die Spritze mehr als neun Minuten auf sich warten, liegt dieser Anteil nur noch bei etwas mehr als vier Prozent.

Eingeteilt in vier Intervalle - bis drei, vier bis sechs, sieben bis neun und mehr als neun Minuten - sinken die Überlebenschancen kontinuierlich. Im Vergleich zur frühesten Gruppe beträgt die Abnahme über die Intervalle hinweg rund neun, 26 und 37 Prozent.

Das Fazit der Forscher: Bei Patienten mit nicht defibrillierbarem Herzstillstand im Krankenhaus ist nach den Studiendaten die frühe Gabe von Adrenalin assoziiert mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für ein Wiederanspringen des Spontankreislaufs, ein Überleben in der Klinik und einem Überleben ohne neurologische Folgen.

Dies sollte bei der Qualitätskontrolle von Reanimations-Maßnahmen in der Klinik berücksichtigt werden. (rb)

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