Sekundärprophylaxe bei Hirninfarkt je nach Rezidiv-Risiko

HANNOVER (mar). Patienten mit Schlaganfall oder transienter ischämischer Attacke brauchen eine medikamentöse Sekundärprophylaxe. Doch welche Therapie ist hierfür am besten geeignet? Professor Hans-Christoph Diener aus Essen empfiehlt ein risikostratifiziertes Vorgehen: Danach hängt die Wahl der Therapie jeweils davon ab, wie hoch das Risiko für einen erneuten Schlaganfall ist.

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Patienten mit transienter ischämischer Attacke (TIA) oder Schlaganfall haben ein hohes Risiko für einen erneuten Insult; es beträgt zwei bis 15 Prozent pro Jahr. Besonders kritisch sind die ersten sieben Tage nach dem Ereignis, da sich in diesem Zeitraum die Hälfte der Rezidive ereignet, wie Diener bei der Jahrestagung der Hochdruckliga in Hannover erläutert hat. Daher ist eine rasche Prophylaxe notwendig.

In Frage kommen ASS, Clopidogrel und Dipyridamol, die in den derzeit noch gültigen Leitlinien noch undifferenziert und gleichberechtigt empfohlen werden. Damit könne in der Praxis aber niemand etwas anfangen, kritisierte Diener. Aufgrund der Ergebnisse aus der CAPRIE-Studie (Clopidogrel versus ASS) und der ESPS-2-Studie (ASS plus Dipyridamol versus. ASS) sowie der Auswertung von zwei großen Schlaganfall-Datenbanken in Essen und New York sollte nach Ansicht des Neurologen deswegen in Abhängigkeit vom Schlaganfallrezidiv-Risiko therapiert werden:

  • Bei einem Rezidivrisiko von unter vier Prozent pro Jahr sollte mit 100 mg ASS behandelt werden. Patienten mit einer ASS-Allergie oder ASS-Unverträglichkeit sollten stattdessen Clopidogrel (Iscover®, Plavix®) erhalten.
  • Patienten mit einem Rezidivrisiko von über vier Prozent pro Jahr sollten eine Kombinations-Therapie aus ASS und retardiertem Dipyridamol (Aggrenox®) bekommen.
  • Patienten mit hohem Rezidivrisiko und KHK oder AVK sollten Clopidogrel als Monotherapie erhalten.
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