Schweinegrippe ist "Notfall der öffentlichen Gesundheit"

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GENF/MEXIKO/BERLIN (dpa). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) trifft zunächst keine weiteren Maßnahmen wegen der in Mexiko grassierenden Schweinegrippe. Das hat die UN-Organisation in Genf am Samstag nach einer Sitzung ihres Notfall-Komitees mitgeteilt. Dennoch stelle der Ausbruch in Amerika einen "Notfall der öffentlichen Gesundheit im internationalen Ausmaß" dar.

Passanten in Mexiko City bedecken wegen der grassierenden Schweinegrippe Mund und Nase mit einem Mundschutz.

Passanten in Mexiko City bedecken wegen der grassierenden Schweinegrippe Mund und Nase mit einem Mundschutz.

© Foto: dpa / Bildfunk

Das Wissen über die Eigenschaften des neuen Grippevirus und die Art seiner Ausbreitung sei aber noch zu lückenhaft, um weitere Maßnahmen zu empfehlen. Bei Gefahr für die Weltbevölkerung kann die WHO Reise- sowie Handelsbeschränkungen empfehlen, die von den Nationalstaaten umgesetzt werden müssen.

Auf seiner Sondersitzung empfahl das WHO-Komitee, alle Staaten sollten ungewöhnliche Grippefälle und schwere Lungenentzündungen genau untersuchen. Auf dem sechsstufigen Grippepandemie-Alarmplan der WHO stehe die Welt derzeit auf Stufe 3. WHO-Generaldirektorin Margaret Chan hatte zuvor erklärt, der Ausbruch berge das "Potenzial einer Pandemie".

In Mexiko sind bereits über 80 Menschen an der Schweinegrippe gestorben und Hunderte erkrankt, mehr als tausend Menschen seien zu Untersuchungen in Krankenhäuser gebracht worden. Mexikos Präsident Felipe Calderón erteilte dem Gesundheitsministerium seines Landes weitgehende Vollmachten, um eine Ausbreitung der Grippewelle zu verhindern.

In den USA gibt es elf bestätigte Fälle von Schweinegrippe, sieben in Kalifornien, je zwei in Texas und Kansas, sowie mindestens acht Verdachtsfälle in New York.

Dagegen gibt es in Großbritannien bislang keinen bestätigten Fall von Schweinegrippe. Bei einem Flugbegleiter der British Airways, der nach einem Flug aus Mexiko mit grippeähnlichen Symptomen ins Krankenhaus gekommen war, waren alle Tests negativ ausgefallen. Russland hat inzwischen eine Reisewarnung für Mexiko ausgesprochen.

Das Robert-Koch-Institut schließt nicht aus, dass sich das Grippevirus auch in andere Länder ausbreitet. "Die Fälle, die wir in Mexiko und den USA haben, zeigen, dass das Virus von Mensch zu Mensch übertragbar ist", sagte Institutssprecherin Susanne Glasmacher. "Wir sind im Gespräch mit den Bundesländern, um Empfehlungen für Flughäfen zu geben." In Deutschland seien die Gesundheitsämter zuständig. "Wir sind international aktiv", versicherte Glasmacher. Hauptansprechpartner sei das Stockholmer Europäische Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention (ECDC). Einen Impfstoff gibt es bei einem neuen Virus nicht.

Was Ärzte ihren Patienten raten können und welche Therapie es gibt, werden wir morgen berichten.

Schweinegrippe

Bei einem Teil der Patienten, die in Mexiko und den USA an Grippe gestorben sind, ist die spezielle Virusvariante bislang als Schweinegrippe (A/H1N1) identifiziert worden. Dieses Virus verursacht typische Grippe-Symptome wie Schnupfen, Husten, hohes Fieber und Halsschmerzen. Vor allem in Mexiko hatten sich Lungenentzündungen entwickelt. H1N1-Grippeviren von Schweinen unterscheiden sich nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC stark von den H1N1-Stämmen, die auch bei saisonalen Grippeausbrüchen unter Menschen immer wieder beobachtet werden. Deswegen bietet eine frühere Impfung keinen Schutz.

(dpa)

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