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Grippe-Impfsaison noch lange nicht vorbei!

Kein Land Europas erreicht die Influenza-Impfziele der WHO. Jetzt vor der Grippewelle appellieren Experten daher an Ärzte, noch möglichst viele Patienten zu schützen.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Die Grippe-Impfung wird in Deutschland ab 60 Jahren empfohlen, in einigen anderen Ländern ab 65.

Die Grippe-Impfung wird in Deutschland ab 60 Jahren empfohlen, in einigen anderen Ländern ab 65.

© sharryfoto / stock.adobe.com

NEU-ISENBURG. Vor allem in Osteuropa ist die saisonale Grippewelle bereits in vollem Gange. In Deutschland stehen wir nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) kurz davor: Die Welle beginnt, wenn bei Patienten mit akuten Atemwegserkrankungen(ARE) überwiegend Influenza-Viren isoliert werden und die statistische Untergrenze des Influenza-Anteils für mindestens 14 Tage über 10 Prozent liegt.

Einen solchen Influenza-Anteil gab es in der Woche bis zum 13. Januar (KW 2), ein Beginn der Welle ist also absehbar und mit Influenza A (H3N2) ist auch ein Problemkeim unter den aktuell dominierenden Subtypen.

Gefährlich für Risikogruppen

Eine solche Grippewelle birgt für viele Menschen ein hohes Risiko. Mit keiner Impfung lassen sich mehr Erkrankungen und Todesfälle verhindern, wie mit der Influenza-Impfung, betont das RKI. Die WHO empfiehlt dabei Impfraten von 75 Prozent in Risikogruppen.

Dies wird in keinem Land der Europäischen Union erreicht, kritisiert das „European Centre for Disease Prevention and Control“ (ECDC) in Solna bei Stockholm in einem aktuellen Bericht.

„Influenza-Impfraten verharren in vielen Ländern auf einem niedrigen Niveau, was schwere Erkrankungen, Krankenhaus-Einweisungen und frühen Tod begünstigt“, warnt das ECDC. Ohne bessere Impfquoten werde es auch in dieser Saison wieder beträchtliche Belastungen durch Influenza in den Gesundheitssystemen geben.

Lückenhafte Meldedaten aus Deutschland

In der neuen Analyse hat das ECDC Impfraten aus 19 EU-Ländern für die Winter 2015/16 bis 2017/18 verglichen. Daraus ergeben sich detaillierte Informationen zu den Quoten in Risikogruppen wie Senioren, chronisch Kranken, Schwangeren, Menschen in medizinischen Berufen und Heimbewohnern.

Die Meldedaten aus Deutschland sind dabei lückenhaft: Ausschließlich Daten für Senioren ab 60 Jahre liegen vor und auch nur für zwei Jahre. Mit Impfraten von 35 Prozent in dieser Gruppe liegt Deutschland dabei im unteren Mittelfeld.

Sehr niedrig sind die Quoten in Polen (7 Prozent), Slovenien (10 Prozent) oder Ungarn (20 Prozent), deutlich höher als in Deutschland sind sie in Italien (52 Prozent), Spanien (55 Prozent), Niederlanden (58 Prozent) und skandinavischen Ländern (38 bis 49 Prozent). In die Nähe des WHO-Ziels kommt einzig England, wo etwa 70 Prozent der Senioren geimpft werden.

Erweiterte Impfstrategien empfohlen

„Die Verbesserung der Impfraten sind also noch eine große Herausforderung“, wird Pasi Penttinen, die Leiterin des ECDC-Influenza-Programms in der Mitteilung zitiert. Sie stößt dabei ins selbe Horn wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die die mangelnde Impfbereitschaft zu den gegenwärtig größten Gesundheitsrisiken der Welt zählt.

Penttinen begrüßt es, dass etwa die Hälfte der EU-Staaten auf viervalente Impfstoffe mit breiter Schutzwirkung umgestiegen sind. Auch empfehlen sechs Länder erweiterte Impfstrategien, bei denen etwa auch Kinder geschützt werden sollen.

Das ECDC verweist auch auf die Neuraminidasehemmer wie Oseltamivir und Zanamivir als Therapieoption: Einen Tag wird die Erkrankung durch die Behandlung Studiendaten zufolge verkürzt.

Das kann entscheidend sein, wenn dadurch ein Todesfall vermieden wird. Auch weil es keine besseren Arzneien gibt, sei die Therapie besonders bei hohem Risiko für schwere Verläufe unbedingt zu erwägen.

Lesen Sie dazu auch: WHO: Impfmuffel gefährden globale Gesundheit

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Vor der nächsten Grippewelle

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