Stellungnahme von WHO und ECDC

Wird Europa Vorreiter im Kampf gegen TB?

Bei der UN-Vollversammlung haben sich 2018 viele Staaten zu größeren Anstrengungen gegen Tuberkulose verpflichtet. Dieses Momentum gelte es zu nutzen, betonen Seuchenexperten.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:

KOPENHAGEN / SOLNA. Die EU-Seuchenbehörde ECDC und das WHO-Regionalbüro Europa appellieren an Gesundheitspolitiker in der Region, das WHO-Ziel einer Elimination von Tuberkulose (TB) konsequent voranzutreiben.

„TB lässt sich sowohl verhindern als auch heilen; jetzt ist es an der Zeit, die Krankheit bis 2030 zu beenden“, betont Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa, in einer gemeinsamen Stellungnahme der beiden Institutionen zum WeltTuberkulosetag am 24. März.

Europaweit rund 275.000 TB-Neudiagnosen

Im Herbst hatten sich auf einer „High-Level“-Sitzung der UN-Vollversammlung politische Führer aus aller Welt dazu verpflichtet, energische Anstrengungen zur Elimination von TB zu unternehmen. Jetzt gelte es, das Momentum zu nutzen, betont Jakab.

Nach WHO-Angaben gibt es in der Region Europa etwa 275.000 TB-Neudiagnosen und Rückfälle pro Jahr. TB sei deshalb auch in vielen europäischen Ländern nach wie vor eine erhebliche Bedrohung für die öffentliche Gesundheit.

Besondere Sorgen bereiten den Seuchen-Experten dabei die geschätzten 77.000 Menschen pro Jahr, die an multiresistenter Tuberkulose (MDR-TB) erkrankt sind. Hier sind die 31 Länder von EU und europäischem Wirtschaftsraum (EEA) innerhalb der WHO-Region deutlich besser dran: Hier wurden nur 1041 Menschen mit MDR-TB registriert.

Für Betroffene bedeutet MDR-TB eine äußerst unangenehme zweijährige Behandlung mit durchwachsener Prognose: So wurden 2017 nur 45 Prozent der MDR-TB-Patienten erfolgreich behandelt, bei extensiv resistenter Tuberkulose (XDR-TB) wurden sogar nur 28 Prozent geheilt.

Neue Chancen sollten genutzt werden

Hier gibt es inzwischen Fortschritte. So rät die WHO inzwischen zu neuen, besonders wirksamen und sicheren Antiinfektiva: Injektions-Therapien mit Kanamycin und Capreomycin werden nicht mehr empfohlen.

 Stattdessen setzt die WHO jetzt bei MDR-TB ausschließlich auf orale Therapieregimen mit Fluorchinolonen (Levofloxacin oder Moxifloxacin), Bedaquilin und Linezolid.

Die neuen Chancen sollten genutzt werden. „Wenn wir nicht zügig und entschlossen handeln, werden sich die resistenten TB-Formen in Europa weiter ausbreiten“, warnt Jakab.

Dabei gebe es gute Voraussetzungen, dass die WHO-Region Europa eine Führungsrolle bei der TB-Elimination übernehmen könnte: „Wir verfügen über das nötige Wissen, die nötigen Technologien und fähige Gesundheitsfachkräfte. Zudem gibt es ein hohes Maß an politischer Entschlossenheit, niemanden zurückzulassen“, so die WHO-Direktorin.

Sie appelliert an Ärzte, wachsam zu sein. Es kommt entscheidend auf eine ordnungsgemäße und zügige Diagnose an.

Je früher ein Patient diagnostiziert wird, desto schneller kann die Behandlung eingeleitet werden, und eine weitere Übertragung der Krankheit wird verhindert. Vermehrte Anstrengungen seien nötig, um das Ziel einer TB-Elimination bis 2030 in Europa erreichen zu können.

Lesen Sie dazu auch: Welt-Tuberkulosetag: Resistenzen behindern Kampf gegen Tuberkulose

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