Forschung

Risikofaktor für Darmkrebs entschlüsselt

Dauerstress fürs Gewebe und Umprogrammierung der Immunabwehrzellen: Kölner Forscher haben den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Tumorwachstum aufgeklärt.

Veröffentlicht:
Nicht nur die Psyche reagiert unter Stress: Zellen werden durch die permanente Einlagerung von Fett in einen Stresszustand versetzt.

Nicht nur die Psyche reagiert unter Stress: Zellen werden durch die permanente Einlagerung von Fett in einen Stresszustand versetzt.

© doomu / stock.adobe.com

KÖLN. Übergewichtige haben bekannterweise ein höheres Risiko für Darmkrebs als Personen mit normalem Gewicht. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in Köln entschlüsselten nun Zusammenhänge dieses Phänomens (Nature Communications 2018; online 25. April) und liefern so die Grundlage für neue Therapieansätze, wie das Kölner Institut mitteilt.

"Wenn der Körper immer mehr überschüssiges Fett speichern muss, entsteht im Fettgewebe eine Stressreaktion", wird Forschungsgruppenleiter Privatdozent Dr. Thomas Wunderlich zitiert. Die Stressreaktion alarmiert die körpereigene Immunabwehr, die wiederum im Fettgewebe eine Entzündung auslöst.

Anhaltendes Übergewicht versetzt den Körper in Dauerstress, die Entzündung breitet sich über das Blut im ganzen Körper aus.

Dauerstress programmiert Zellen um

Dies führe letztlich zu einer Umprogrammierung von Zellen der Immunabwehr, die dadurch Krebszellen nicht mehr bekämpfen, sondern ihr Überleben fördern und so das Tumorwachstum unterstützen, berichtet das Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung. Erstautorin Dr. Claudia Wunderlich betont aber: "Nur weil man dick ist, erkrankt man noch lange nicht an Krebs. Doch sollten entartete Zellen im Körper vorhanden sein, begünstigt Übergewicht das Tumorwachstum."

Die Studie gibt aber nicht nur Aufschluss darüber, wie Übergewicht und Darmkrebs zusammenhängen. "Anhand von Mausmodellen konnten wir spezifische Angriffspunkte für mögliche Therapieansätze beim Menschen herausarbeiten", so Dr. Claudia Wunderlich.

In übergewichtigen Mäusen hätten die Forscher das Erkrankungsrisiko bereits senken können, heißt es in der Mitteilung. Hierzu eliminierten sie zum einen spezielle Immunzellpopulationen, zum anderen veränderten sie die Genetik der Tiere so, dass bestimmte Immunzellen trotz fettreicher Ernährung nicht mehr umprogrammiert werden konnten.

In beiden Fällen schwächte sich die Entzündung ab, entartete Zellen wurden wieder bekämpft und die Darmkrebsentwicklung vermindert. (eb)

Mehr zum Thema

Screening auf Kolorektalkarzinome

Studie zu Darmkrebs: Koloskopie nützt mehr als Sigmoidoskopie

Nutzen-Risiko-Evaluation

Familiär gehäufter Darmkrebs: Screening ab 30 sinnvoll

Relevante Unterschiede

Geschlechtssensibel therapieren in der Onkologie

Kooperation | In Kooperation mit: Deutsche Krebsgesellschaft und Stiftung Deutsche Krebshilfe
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ergänzung herkömmlicher Modelle

Kalziumscore verbessert Vorhersage stenotischer Koronarien

Lesetipps
Der papierene Organspendeausweis soll bald der Vergangenheit angehören. Denn noch im März geht das Online-Organspende-Register an den Start.

© Alexander Raths / Stock.adobe.com

Online-Organspende-Register startet

Wie Kollegen die Organspende-Beratung in den Praxisalltag integrieren