Darmkrebssymptome

Trotz Alarmzeichen gehen viele nicht zum Arzt

Warum Menschen, die akute Darmkrebssymptome haben, trotzdem nicht zum Arzt gehen, haben dänische Forscher analysiert.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Rektalblutung, Abdominalschmerz sowie Veränderungen der Stuhlkonsistenz und -frequenz können auf Darmkrebs hinweisen.

Rektalblutung, Abdominalschmerz sowie Veränderungen der Stuhlkonsistenz und -frequenz können auf Darmkrebs hinweisen.

© Sebastian Kaulitzki / fotoli.com

ODENSE. Nach Erfahrungen der Allgemeinärztin Dr. Dorte E. Jarb¢l aus Odense in Dänemark, die auch an der süddänischen Universität forscht, und ihrer Kollegen sind Informationen darüber, warum Patienten mit Alarmsymptomen für Darmkrebs ihren Hausarzt nicht um Rat fragen, kaum verfügbar.

Deshalb haben sie eine Querschnittsstudie gemacht, die Teil einer Internet-basierten Befragung von 100.000 Menschen ab einem Alter von 20 Jahren ist (Family Practice 2018; 35: 399–405).

Die Studie beinhaltete eine telefonische Befragung zu 44 klinisch relevanten Symptomen, anhand derer entsprechend weitere Fragen gestellt wurden, etwa zur Dauer oder ob ein Hausarzt deswegen aufgesucht wurde.

Basis der Untersuchung waren vier darmkrebsspezifische Alarmzeichen: Rektalblutung, Abdominalschmerz sowie Veränderung der Stuhlkonsistenz und -frequenz. Finanziell unterstützt wurde die Erhebung von der Novo Nordisk-Stiftung und der Dänischen Krebsgesellschaft.

Trotz Rektalblutungen nicht zum Arzt

Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf jene Teilnehmer, die trotz der Symptome keinen Arzt aufgesucht hatten.

Die Wissenschaftler fragten sie nach den Gründen und gaben vier Antworten vor, die mit ja oder nein beantwortet werden konnten: "Ich würde mich genieren", "Ich hätte Bedenken, die Zeit des Arztes zu vergeuden", "Ich hätte Angst vor dem, was der Arzt diagnostizieren würde" und "Ich war zu beschäftigt, um einen Arzttermin auszumachen".

Darüber hinaus konnten die Teilnehmer unter der Rubrik "Andere" zusätzliche Gründe angeben, die nicht durch die Vorgaben abgedeckt waren.

Von insgesamt 37.455 Teilnehmern der Befragung älter als 40 konnten die Wissenschaftler alle Angaben auswerten, darunter von etwa 17.700 Männern (47,3 Prozent).

Der Anteil derjenigen, die keinen Arzt aufsuchten, obwohl sie Rektalblutungen hatten, lag bei 69,8 Prozent, derjenigen mit auffälligen Veränderungen der Stuhlfrequenz sogar bei 79,8 Prozent. Sie gehörten jeweils vermehrt der jüngeren Altersgruppe (40 bis 59 Jahre) an.

Bezogen auf die vier Alarmzeichen im Fokus: Insgesamt 2386 Teilnehmer klagten über Abdominalschmerzen, 917 hatten auffällige Veränderungen in der Stuhlzusammensetzung und 931 in der Stuhlfrequenz sowie 437 Teilnehmer Rektalblutungen.

Fast jeder Vierte gab an, keine Zeit für einen Arzttermin zu haben

Die Autoren heben hervor, dass zwei von drei Studienteilnehmern trotz Rektalblutungen keinen Arzt konsultierten. Dieses Alarmzeichen war auch dasjenige mit dem höchsten Anteil unter jenen Teilnehmern, die Hemmungen hatten, deswegen zum Arzt zu gehen.

So schoben 23,8 Prozent der Patienten mit Rektalblutungen die Begründung vor, keine Zeit für einen Arzttermin zu haben, und 17,5 Prozent gaben als Grund die Angst vor einer Diagnose an. 35 Prozent der Teilnehmer nannten andere Gründe.

Nach Angaben der Wissenschaftler waren insgesamt betrachtet zwei Begründungen für das Nichtaufsuchen des Arztes am häufigsten: keine Zeit für eine Terminabsprache zu haben und dem Arzt die Zeit nicht stehlen zu wollen.

Und deutlich mehr Männer als Frauen gaben an, bei einer Rektalblutung Angst vor der Diagnose zu haben. Und Männer sind es vor allem, die bei Abdominalschmerzen vorgeben, keine Zeit für eine Terminabsprache zu haben, was sich auch bei früheren Befragungen herausgestellt hatte.

Allerdings lassen sich Verzerrungen der Ergebnisse dieser Untersuchung aufgrund der Tatsache, dass die Teilnehmer zu Ereignissen in den vergangenen vier Wochen befragt wurden, nicht ausschließen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Mehr Hilfe gegen die Angst

Mehr zum Thema

Screening auf Kolorektalkarzinome

Studie zu Darmkrebs: Koloskopie nützt mehr als Sigmoidoskopie

Nutzen-Risiko-Evaluation

Familiär gehäufter Darmkrebs: Screening ab 30 sinnvoll

Relevante Unterschiede

Geschlechtssensibel therapieren in der Onkologie

Kooperation | In Kooperation mit: Deutsche Krebsgesellschaft und Stiftung Deutsche Krebshilfe
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ergänzung herkömmlicher Modelle

Kalziumscore verbessert Vorhersage stenotischer Koronarien

Lesetipps
Der papierene Organspendeausweis soll bald der Vergangenheit angehören. Denn noch im März geht das Online-Organspende-Register an den Start.

© Alexander Raths / Stock.adobe.com

Online-Organspende-Register startet

Wie Kollegen die Organspende-Beratung in den Praxisalltag integrieren