Entzündungshemmung: Schlüssel zur Krebsprophylaxe

Langfristige Therapie mit Mesalazin senkt bei Colitis ulcerosa offenbar das Krebsrisiko. Auch für Thiopurine könnte das gelten.

Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG (mal/otc). Mesalazin (5-ASA) ist für Patienten mit Colitis ulcerosa unverzichtbar: damit werden Remissionen erzielt und aufrecht erhalten. Bei oraler Therapie liegt zum Remissionserhalt die Standarddosis bei täglich 1 bis 2 g 5-ASA. Bisher sei nicht entschieden, wie lange mit diesen Präparaten prophylaktisch therapiert werden soll. Als Mindestzeitraum gelten zwei Jahre, schreiben Professor Eduard Stange aus Stuttgart und seine Kollegen*. Da aber zunehmend Daten vorliegen, nach denen 5-ASA einen prophylaktischen Effekt in der Karzinomprävention hat, werde die Therapie in der Regel weitergeführt.

Eine Fortführung der Aminosalicylattherapie zur Karzinomprophylaxe sollte mit dem Patienten individuell anhand vorliegender Risikofaktoren besprochen werden, heißt es auch in der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS). Sie ersetze nicht die Notwendigkeit einer regelmäßigen endoskopischen Überwachung.

Auch eine Therapie mit Azathioprin oder 6-Mercaptopurin scheint vor kolorektalen Karzinomen zu schützen. Hinweise darauf hat die französische Kohortenstudie CESAME (DDW 2009, Abstract 281) geliefert mit 19 486 CED-Patienten, davon 40 Prozent mit Colitis ulcerosa oder Colitis indeterminata. Danach hatte die Thiopurin-Therapie bei Patienten mit einer Krankheitsdauer von über zehn Jahren und mit ausgedehnter Colitis (über 50 Prozent des Kolons betroffen) einen protektiven Effekt: Die Krebsrate war bei Patienten mit Thiopurin-Therapie nur knapp ein Drittel so hoch wie bei Patienten ohne diese Therapie. Dies bedeute, dass in Hinblick auf das Risiko eines kolorektalen Karzinoms der entzündungshemmende Effekt einer Thiopurin-Therapie sich möglicherweise stärker auswirke als der immunsuppressive Effekt, so die Studienautoren.

*Eduard Stange (Hrsg.): Colitis ulcerosa - Morbus Crohn, UNI-MED Science, 3., neubearb. Auflage 2009, 160 S., 84 Abb., ISBN 978-3-8374-1159-1, 39,80 Euro

Homepage der DGVS

Lesen Sie auch: Step up oder Top down bei Morbus Crohn? DCCV - Selbsthilfe seit nahezu 30 Jahren Kompetenznetz - vernetzte Forschung Kinder und Jugendliche mit CED im Fokus

Mehr zum Thema

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht

Randomisierter Vergleich

Top-down-Therapie wirksamer gegen Morbus Crohn als Step-up-Strategie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kommunikation und Datenschutz

Neue Perspektiven für IT in der Praxis

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“